Erwachsenen immer noch als Kind ansprechen, abwertend?
Meine Cousine erzählte nun, dass ihre Schwiegermutter ihre eigenen Kinder immer mit "Mein Kind" ansprechen würde. Ihre Kinder sind schon erwachsen und auch ausgezogen und habe mittlerweile eigene Familien. Zu ihrer Schwiegertochter, würde sie dann immer nur " Hallo Kind" oder ähnliches sagen. Meine Cousine hat das jedoch nie abwertend oder ähnlich aufgefasst.
Allerdings muss nun eine Freundin gesagt haben, dass die Schwiegermutter meiner Cousine das ja doch durchaus abwertend meinen könnte und meine Cousine mit "Kind" anspricht, um sie eben nicht ernst zu nehmen und damit schon ein bisschen als naiv oder ähnliches hinzustellen. Meine Cousine kann sich das jedoch nicht vorstellen und hat bisher nicht diesen Eindruck gewonnen.
Meint ihr, dass es immer gleich abwertend gemeint ist, wenn man einen Erwachsenen noch als Kind anspricht? Man bleibt doch auch als Erwachsener immer noch das Kind seiner Eltern. Findet ihr diese Anrede für eine erwachsene Frau unpassend? Oder würdet ihr euch auch nichts dabei denken?
Meine Kinder bleiben meine Kinder, auch wenn sie 30 Jahre und älter sind. Und wenn ich meine Tochter mit "mein Kind" anspreche, dann ist es doch so, dass sie immer mein Kind bleiben wird. Ich sehe da absolut nichts verwerfliches oder abwertendes dran, wenn man sein eigenes Kind als "mein Kind" betitelt. Das können wahrscheinlich aber nur Leute erkennen, die selber Kinder haben und die dann auch schon größer sind.
Ich würde das niemals abwertend sehen, wenn erwachsene Kinder von den eigenen Eltern als "Mein Kind" angesprochen wird. Ich finde es nicht unpassend. Im Gegenteil. Ich finde es eher verbindend und ich hätte mich gefreut, wenn meine Mutter irgendwann man dieses Wort benutzt hätte, wo ich schon erwachsen gewesen bin.
Wie willst du das biologisch machen, dass ein Kind auf einmal nicht mehr das Kind der Eltern ist nur weil es Volljährig ist? Biologisch bleibt ein Kind das Kind seiner Eltern und als dieses kann es auch bezeichnet werden und was daran falsch sein sollte, wüsste ich auch nicht.
Das ist aber auch eine Form wie man es gebraucht und verwendet, als liebevolle Ansprache sicherlich nicht verkehrt aber wenn man damit das "Kind" nur noch auf die Stufe von einem dummen kleinen Wesen machen möchte und damit zum Ausdruck, dann hat das eine ganz andere Bedeutung. Dennoch lässt sich an der biologischen Tatsache nichts rütteln.
Wenn deine Cousine da nie negative Beweggründe dahinter gesehen hat, ist ja alles gut. Sie ist und bleibt eben das Kind ihrer Mutter und daher ist diese Anrede ja auch nicht falsch und muss auch gar keine Wertung enthalten, sondern einfach ein Fakt.
Es könnte natürlich sein, dass andere Eltern diesen Ausdruck verwenden, um zu verdeutlichen, dass ihre Kinder noch nicht erwachsen genug sind. Ich würde aber eher vermuten - wenn man schon etwas Negatives reininterpretieren muss -, dass die Mutter betonen will, dass sie nach wie vor in einem Mutter-Kind-Verhältnis stehen. Also nach dem Motto: du musst für mich da sein, du musst mich häufig besuchen und ähnliches.
Richtig schlimm fand ich die Angewohnheit von Männern in früheren Jahrzehnten, ihre Ehefrauen als "mein Kind" anzusprechen. Da dies ja definitiv kein Fakt ist, empfinde ich das als extrem abwertend. Damit stellt der Mann seine Frau auf eine Stufe unter ihn, wenn nicht sogar mehrere Stufen. Wenn ich das in alten Filmen mitbekomme, läuft es mir immer eiskalt den Rücken runter.
Das ist hier auch wieder so eine Sache, die doch total kontextsensitiv ist. Es kommt darauf an, wer es sagt, zu wem, in welcher Situation, mit welchem Tonfall, ob es eine Angewohnheit ist und beliebig ähnlich fortführbar. Von einer Schwiegermutter, wie in dem Fall, ist es vielleicht auch noch anders zu beurteilen als von der eigenen Mutter. Aber vor allem kommt es doch auch auf das Verhältnis zwischen den beiden an.
Ich habe da aus meinem eigenen Leben zwei Beispiele. Das eine betrifft meinen Vater, der öfter mal Sätze sagte, in denen er die Wendung "Kind" einflocht. Zum Beispiel ging ich am Wohnzimmer vorbei, da war ich schon über 40, und meinte zu ihm: "Na Papa" und er antwortete mit "Na, Kind". Das fand ich einfach nur lustig und irgendwie auch süß. Auch meine Mutter hat es zuweilen gebracht mich auch als lange erwachsene Frau mit "Ach Kindchen" anzureden, wenn ich etwas in ihren Augen weniger Gutes getan hatte oder krank war.
In diesen Fällen war das aber ganz sicher einfach nur liebevoll und in keiner Art abwertend gemeint. Mein anderes Beispiel betrifft eine meiner Großmütter, die während meiner ersten Semester gemeinsam mit mir im Haushalt meiner Eltern wohnte und wo viel Kontakt bestand, der nicht immer ganz einfach war. Zuweilen sprach sie mich dann mit "Mädchen" an und für mich klang dann da durchaus etwas leicht Herablassendes mit durch. Ob sie es wirklich so gemeint hat, weiß ich nicht, aber in dem Fall hatte ich dann schon das Gefühl, sie wollte den Altersunterschied und meine Naivität mit diesem Wort in die Waagschale werfen.
Ich kenne durchaus eine Person, die das eher abwertend meint, wenn sie jemand anderes als "Kind" anspricht. Dabei kann es sich auch um das leibliche Kind handeln, es wirkt immer irgendwie herablassend und arrogant und man bekommt dann immer das Gefühl, als ob diese Person betonen möchte, dass sie so viel erfahrener und "besser" ist und dass das "Kind" ohne sie nicht überlebensfähig wäre. Diese Person hat aber auch einen Kontrollwahn und lässt nicht gerne Freiräume zu, um eigene Fehler oder Erfahrungen zu sammeln und solche Menschen empfinde ich schon als anstrengend und würde sie daher meiden.
Ein Kind ist und bleibt das Kind seiner Eltern und wenn diese das Kind dann so ansprechen hat das sicherlich nichts mit einer Abwertung zu tun oder der Nichtanerkennung des Alters, sondern es ist einfach der Tatsache geschuldet, dass das Kind nun mal das Kind ist. Meine Schwiegermutter sagt immer, dass "die Kinder" kommen, wenn wir kommen und damit meint sie nicht die Enkel, sondern tatsächlich mich und meinen Mann. Ich finde das eher süß, da es für mich eher Wertschätzung zeigt.
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