Als Scheidungskind eher zu Scheidungen neigen?
Ich habe kürzlich die sehr provokante These gelesen, dass Scheidungskinder eine Tendenz entwickeln würden, sich im späteren Leben selbst häufiger scheiden zu lassen. In diesem Kontext wurde der Begriff "Vererbung" genannt. Scheidungskinder hätten nie gelernt, wie eine intakte Beziehung funktionieren würden und würden das Verhalten daher unbewusst kopieren und selbst zu nicht intakten Beziehungen neigen im späteren Leben.
Was haltet ihr von dieser These? Meint ihr, dass da was dran ist? Neigen Scheidungskinder eher zu Scheidungen und intakten Beziehungen? Oder ist das Quatsch? Welche Beobachtungen und Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht machen können?
Ich denke nicht dass es Vererbbar ist. Es ist heute nur viel leichter sich scheiden zu lassen. Früher musste sich eine Frau gut überlegen ob sie sich von ihrem Mann trennt. Heute ist alles sozial so gut abgesichert, dass man sich da gar keinen Kopf mehr drum macht. Auch die Einstellung, dass man mit einem Partner sein Leben lang zusammenbleiben will, ist nicht mehr so angesagt wie früher.
Vor einigen Jahrzehnten wäre eine Studie dies bezüglich noch greifbar gewesen, aber heute denke ich, dass es nicht mehr repräsentativ ist. Anders herum ist es aber dann auch gut, dass es heute leichter ist sich von seinem Partner zu trennen. Früher musste man sich gut überlegen ob ich mich trenne oder die Tyranneien des Partners ertrage.
Die Kinder schauen sich eher, wie in jeder Erziehung, das Verhalten der Eltern ab. Das ist ja quasi schon wissenschaftlich belegt. Eher sind die Charakterzüge der Partner, dass was vererbt wird. Aber auch das hängt ja dann davon ab, wie dann der Partner des Kindes irgendwann mal gestrickt ist.
Meine Eltern haben sich jung kennengelernt und sind seit mehr als 40 Jahren verheiratet. Ich dagegen schon drei mal geschieden. Wo sollen denn dann die Gene herkommen? Es hängt immer von den sich scheidenden Partnern ab, aber nicht von einem Genpool den man von den Eltern übernommen hat. Das ist zumindest meine Meinung.
Ja, Scheidungskinder lassen sich öfter scheiden als Kinder aus funktionierenden Ehen. Wissenschaftler sprechen da aber nicht von Vererbung, das wäre ja Unsinn. Eine Scheidung ist nicht genetisch bedingt. Der Fachbegriff heißt transgenerationaler Risikotransfer. Das Risiko steigt übrigens noch weiter, wenn beide Partner Scheidungskinder sind.
Scheidung an sich ist sicherlich nicht vererbbar, allerdings sieht ein Kind wie die Eltern sich verhalten, wie offen oder festgelegt sie für manche Sachen sind und letztendlich sieht ein Scheidungskind, dass es nach einer Scheidung weitergeht. Ein Kind, was Eltern in einer Beziehung hat, wird Streit sehen, vertragen und Liebe und versucht vielleicht eher an der Ehe festzuhalten, weil es das so bei den Eltern gesehen hat. Ein Kind, dass das Thema Scheidung kennt, traut sich vielleicht eher mal etwas hinzuwerfen.
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