Ehe zu dritt, wenn man sehr gläubig ist?
Neulich kam im Fernsehen eine Sendung in der erzählt wurde, wie bestimmte Promis zu ihrem Glauben gekommen sind. Der Anlass war Pfingsten und ich kannte die Promis nicht. Eine Frau meinte aber, dass sie nun eine Ehe zu dritt führen würde. Sie hätte zum Glauben gefunden, als sie Streit mit ihrem Ehemann gehabt hätte und nach einiger Zeit hatte sich dieser Streit gelegt und seitdem würde sie eine harmonische Ehe zu dritt führen. Damit meint sie sich, ihren Mann und Gott.
Findet ihr die Bezeichnung ''Ehe zu dritt'' zutreffend für so ein Verhältnis? Ich finde das eigentlich nicht so angebracht und würde mich als Ehepartner da auch nicht so wohl bei fühlen. Nur weil sie an Gott glaubt, ist sie ja nicht mit ihm verheiratet, das ist auch irgendwie eine anmaßende Bezeichnung. Abgesehen davon impliziert es eben auch, dass Gott ihr wichtiger oder ebenso wichtig ist wie ihr Mann und das finde ich auch ein wenig traurig.
Wie würdet ihr es finden, wenn euer Partner eure Beziehung als eine ''Ehe zu dritt'' bezeichnen würde weil er gläubig ist? Würdet ihr damit klar kommen oder hättet ihr damit Probleme?
Ich könnte ehrlich gesagt mit niemanden zusammen sein, der so stark gläubig ist. Wenn dieser dann noch von einer Ehe zu dritt sprechen würde, wäre ich wohl eher sauer. Immerhin führt man ja eine Beziehung und nicht eine Beziehung mit noch einem Menschen. Wenn der Gott so eine große Stellung einnimmt, kann man das durchaus so sagen, aber so eine Beziehung wäre für mich nichts.
Crispin hat geschrieben:Nur weil sie an Gott glaubt, ist sie ja nicht mit ihm verheiratet, das ist auch irgendwie eine anmaßende Bezeichnung. Abgesehen davon impliziert es eben auch, dass Gott ihr wichtiger oder ebenso wichtig ist wie ihr Mann und das finde ich auch ein wenig traurig.
Ich glaube so etwas kann man nur dann verstehen, wenn man wirklich gläubig ist. Ich habe mich mal mit Gläubigen darüber unterhalten um ihren Glauben in diesem Punkt zu verstehen. "Richtige" Gläubige glauben daran, dass Gott das ganze Leben lenkt und steuert. Sie glauben ganz fest daran, dass Gott für den passenden Job und den richtigen Partner sorgen wird, denn es steht ja geschrieben "Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch". Sie beten zu ihm jeden Tag mit ihren Anliegen, so beispielsweise auch, wenn sie einen Partner suchen oder einen Job. Irgendwann gibt Gott dann die Antwort, wobei ich keine Ahnung habe, wie das aussehen würde und man ist glücklich und handelt danach.
So gesehen finde ich es durchaus logisch, wenn Gott wichtiger ist als der Partner, denn Gott hat das Paar zusammen geführt und durch ihn hätte man gar sich gar nicht erst kennen gelernt und auch nicht geheiratet. Es wird auch immer wieder gepredigt, dass Gott wichtiger sein soll als der Partner, weil sich dann alles andere von selbst ergeben wird.
Als ich den Ausdruck "Ehe zu dritt" gehört habe, habe ich erst an irgendwelchen Polygamen Ehen gedacht von irgendwelchen Mormonen oder Muslimen, die teilweise ja auch mehrere Frauen haben. Bei diesem Konzept darf man aber nicht vergessen, dass das nur funktioniert, wenn beide Partner wirklich sehr gläubig sind, da es laut Bibel verboten ist, sich mit jemandem einzulassen, der nicht so gläubig ist. Solange beide daran glauben und danach leben wollen finde ich das durchaus legitim. Aber ich finde es falsch, wenn man anderen Menschen dieses Konzept aufdrängt, die davon nichts wissen wollen.
Das ist immer mein Beispiel für einen möglichen Scheidungsgrund. Immer, wenn ich realistisch davon spreche, dass ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen kann, dass ich mit meinem Mann bis zu unserem Lebensende glücklich verheiratet sein werde. Denn niemand kann in die Zukunft schauen und es kann noch so viel passieren.
Als Beispiel nehme ich dann immer, dass mein Mann einen Unfall haben könnte. Einhergehend mit einer Nahtoderfahrung und danach glaubt er an Gott. Ich glaube nicht, dass ich dann noch mit ihm verheiratet sein wöllte. Ich glaube nicht an Gott. Und genau das, was Olly173 erklärt hat. Dass Gläubige glauben, Gott lenkt ihr Leben. Mein Leben wird definitiv nicht von Gott gelenkt. Wie könnten wir dann also noch ein gemeinsames Leben führen?
Wenn man eine "Ehe zu dritt" führt, muss das für beide irdische Partner so sein. Beide Partner müssen sich so verbunden mit Gott fühlen. Denn ansonsten hat der eine Partner irgendwie eine Affäre mit Gott, sogesehen. Wenn aber beide Partner Gott an ihrer Seite glauben, ist es ja okay, dass Gott auf der gleichen Stufe steht wie dem jeweilige Partner. Dann stehen sie dort alle gemeinsam. Dann wird niemand bevorzugt.
An sich finde ich die Bezeichnung "Ehe zu dritt" recht passend, wenn man sein Schicksal so in die Hände Gottes legt. Wenn man ihn für omnipräsent hält. Wenn man bei jeder Entscheidung bezüglich der Partnerschaft Gott befragt oder betet oder was auch immer. Für mich, wie gesagt, absolut undenkbar und auch überhaupt nicht erstrebenswert.
Natürlich ist Gott genauso wichtig oder wichtiger als der Partner, wenn man sehr gläubig ist. Das ist doch nicht traurig, sofern man so eine Sichtweise hat. Im besten Fall ist der Partner ja dann genauso gläubig und sieht das selbst auch so, so dass beide Gott als das Wichtigste in ihrem Leben ansehen. Der Partner kommt dann erst danach oder ist gleichbedeutend.
Ich selbst bin nicht oder zumindest nicht besonders gläubig und kann es mir daher auch nicht vorstellen, einen Partner zu haben, der sehr gläubig ist. Ich glaube, dass das einfach nur zu Problemen führen würde. Bei Leuten, die sehr gläubig sind, ist es ja aber schon so, dass sie der festen Überzeugung sind, Gott würde immer sie wachen, sie immer beschützen und immer das Beste für sie wollen.
Dazu gehört eben auch die Ansicht, dass Gott ihnen den Partner quasi vermittelt hat und Gott auch dabei hilft, die Ehe am Laufen zu erhalten, allein deshalb, weil eine Scheidung nicht in Frage kommt, wenn man sehr gläubig ist. Und wenn Gott dann eben allgegenwärtig ist, immer weiß, was man in der Beziehung macht und sich quasi immer "einmischt", wenn auch zum Guten, dann führt er diese Beziehung eben auch mit.
Ich denke auch dass man das wirklich nur verstehen kann wenn man wirklich sehr streng gläubig ist. Ich bin es nicht und könnte mir deshalb auch nicht vorstellen dass auf der Beziehungsebene noch eine "dritte Person" mitsprechen dürfte was die Alltags- aber auch Lebensplanung angeht. Natürlich könnte ich mich damit arrangieren wenn mein Partner gerne jede Woche in den Gottesdienst gehen würde und auch sonst betet aber er müsste auch akzeptieren wenn ich es nicht tue.
Der Begriff "Ehe zu dritt" spricht allerdings bei mir dafür, dass sich beide Partner damit auseinandergesetzt haben und es für beide so in Ordnung ist dass sie ihr Leben nach dem Willen Gottes bzw. den Ausführungen der Bibel leben und erleben.
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