Mensch erst in einer Beziehung kennen lernen können?

Eine Bekannte von mir ist in einer Beziehung mit einem jungen Mann, bei dem sie an ernsthaften Absichten zweifelt. Sie weiß nicht, ob er sie nur als Spaßfaktor sieht oder eine Zukunft mit ihr haben möchte. Sie erzählte aber auch, dass sie seinen Charakter ja auch noch besser kennenlernen würde in der Beziehung und dass sich das eben zeigen würde, welche Absichten er mit der Zeit hat.

Was ich jedoch komisch finde ist, dass die beiden schon zwei Jahre vor Beginn der Beziehung miteinander befreundet waren. Die beiden haben sich vor 2,5 Jahren bei einem Sprachkurs kennengelernt, da beide Migranten sind und sich hier integrieren mussten bzw. wollten. Seitdem besteht eben regelmäßiger Kontakt und ich finde in einem Zeitraum von über zwei Jahren kennt man sich doch einigermaßen.

Gut, eine Beziehung ist noch mal einen Tick intimer, aber da kennt man einen Menschen doch so weit, dass man da keine zu großen Überraschungen erwarten dürfte oder wie seht ihr das? Seid ihr auch der Ansicht, dass man einen Menschen erst durch eine Beziehung richtig kennenlernen kann, egal wie lange man vorher bekannt oder befreundet gewesen ist?

Dass man einander nach zwei Jahren Freundschaft oder Bekanntschaft einen anderen Menschen schon perfekt kennt, würde ich nicht sagen. Es hängt auch davon ab, wie sehr man sich austauscht usw., aber über manche Lebensziele spricht man ja eher nicht, außer wenn eine Beziehung begonnen wird. Ich wüsste von Leuten, die ich seit zwei Jahren kenne, auch nicht so genau, was die für Ziele im Leben haben; ich habe eher so einen groben Überblick über das Wesen der Menschen, aber ich weiß nicht alles.

Es kommt ja immer darauf an, wie man eine Freundschaft oder Bekanntschaft führt. Wenn man über alles redet wird man auf jeden Fall den Menschen dahinter kennen und wenn man dann eine Beziehung eingeht wird man nicht überrascht. Sind die Treffen aber eher oberflächlich und man redet nicht über alles ist es durchaus normal, das man sich kennenlernen muss. Meinen Mann kannte ich bevor wir zusammenkamen 1 Jahr. Wir waren befreundet und ich kannte seine Ansichten und Wünsche, weswegen ich ihn kannte, dies ist ja aber nicht immer der Fall.

Es ist immer schwierig zu sagen, dass man einen Menschen gut oder weniger gut kennt. Man darf nicht vergessen, in Freundschaften & Co sieht die Geschichte eben immer etwas anders aus, als in Beziehungen. Da haben sich manche Traummänner und Prinzessinnen zu wahren Fehlgriffen gemausert. Denn nur weil ich als Kumpel etwas geil finde, finde ich es nicht gleich geil, wenn man zusammen ist. Das stellen viele fest.

Wenn man zusammen ist, dann gibt es einiges, was auf einmal anders laufen kann. Dann passt dem einen das nicht, dem anderen das nicht. Doch vorher als Freunde war es okay, weil es ja keine direkte Beziehung gab, sodass es einen hätte stören müssen. Klingt komisch, aber das ist nicht selten so, sondern kommt es häufig vor.

Auch ist eine Freundschaft und Beziehung nicht dasselbe. Da erlebt man nicht alles so, als wenn man ein Paar ist. Aufgrund dessen kommen auch manchmal Seiten erst in einer Beziehung zum Vorschein, die vorher nicht da waren oder schon da waren, aber nicht aufgefallen sind. Das ist es nun einmal, sodass man wirklich in einer Beziehung in den jeweiligen Situationen erst kennenlernen wird, wie Person A oder Person B reagieren.

Man lernt seinen Partner somit durchaus auch in einer Beziehung kennen. Finde ich jedenfalls. Es wäre nur traurig, wenn man erst alles in der Beziehung kennenlernen muss. So dürfte es meiner Meinung nach auch nicht sein.

Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass man sich erst richtig kennen lernt, wenn man zusammen wohnt und den Partner im Alltag richtig kennen lernt. Wenn man in einer Beziehung ist, sich nur stundenweise sieht oder mal am Wochenende auch über Nacht kann man sich nicht richtig kennen lernen. Erst, wenn man wirklich den Alltag richtig kennen lernt lernt man auch den Menschen richtig kennen, der in dem Alltag dann eine Rolle spielt. Und natürlich lernt man sich, wenn man enger zusammen ist als in einer Freundschaft auch näher kennen.

Ich kann mich Diamante eigentlich nur anschließen und sehe es ebenfalls so, dass man sich erst richtig kennenlernt in einer Beziehung wenn man auch den Alltag und Zeit miteinander in diesem gemeinsam verbringt. Vorher als Freunde da kann man Reden was man möchte, sicherlich schmiert man einem Freund nicht alles direkt aufs Brot.

Ich würde nicht hergehen und einem besten Freund erzählen was meine Wünsche und Fantasien im Bett sind, mit einem Partner würde ich das mit der Zeit dann schon anfangen zu teilen. Bei anderen Themen genauso, ich käme nicht auf die Idee meinen Kontostand mit einem Freund zu besprechen oder auch abzusprechen welche Investitionen davon getätigt werden. So etwas hat dort rein gar nichts verloren, in einer Beziehung schon eher.

Mein letzter Partner war auch im ersten Moment ein richtiger Glücksgriff der gepasst hat und das über viele Jahre. Ansichten wurden geteilt, gleiche Interessen usw. zu Bruch ist die Beziehung an dem gemeinsamen Alltag gegangen, da vorher getrennt gewohnt wurde und man damit doch einiges nicht mitbekommen hat wie der andere so tickt. Lebensumstände haben sich in dieser Zeit ebenfalls verändert, bei dem ein Teil auf der Strecke geblieben ist und sich nicht weiter entwickeln wollte, was ebenfalls einer der Gründe mit war warum die Beziehung nicht geklappt hat.

Wäre das nicht der Fall gewesen mit zusammen wohnen und gemeinsamen Kind, dann würde es vermutlich noch weiterhin wunderbar laufen, da sich sonst nichts geändert hat. Aber ist das dann eine richtige Beziehung wie sie sich jeder vorstellt? Nachträglich für mich betrachtet war das ebenfalls nur eine Beziehung auf einer

Oberflächlichen Art die nicht bis in die tiefsten Tiefen gegangen ist. Hinterher ist man aber so manchmal schlauer und wie sollte man es auch vorher wissen wenn man es nicht ausprobiert hat und sich kennengelernt sondern nur immer wenige Stunden aufeinander gehockt ist und dann jeder wieder seinen Weg gegangen ist?

Es kommt ja einfach darauf an, wie intensiv der Kontakt ist, bevor man eine Beziehung mit jemandem eingeht. Wenn man jemanden vielleicht nur ein paar Mal getroffen hat, bevor man sich dazu entschließt, eine Beziehung mit der Person einzugehen, dann lernt man sich meiner Meinung nach definitiv erst richtig in der Beziehung kennen. Immerhin kennt man sich davor einfach kaum. Das geht nach dieser kurzen Zeit einfach nicht.

Wenn man sich jedoch über viele Wochen oder Monate trifft, gut versteht und eigentlich alles macht, was man auch als festes Paar machen würde, dann kann man die Person auch so schon gut kennen. Das ist ja dann einfach nichts anderes als eine Beziehung. Der Unterschied liegt nur darin, dass man eben keine Bezeichnung für den den Zustand hat, in dem man sich dann befindet und das selbst noch nicht als Beziehung beschlossen hat.

Wenn man miteinander verreist, intime Momente zusammen hat und regelmäßig beieinander übernachtet, kann man sich natürlich so gut kennen, als wenn man in einer Beziehung ist, da es ja eben nichts anderes ist, als eine Beziehung. Man hat das nur noch nicht offiziell als Beziehung bezeichnet.

Ich finde es sogar besser so, wenn man sich wirklich die Zeit nimmt, jemanden wirklich gut kennenzulernen und sich dann einfach über Wochen oder Monate mit jemandem trifft und die unterschiedlichsten Situationen gemeinsam erlebt, bevor man sich dazu entscheidet, zusammen zu sein. So erkennt man ja, ob es passt oder nicht und minimiert so das Risiko, dass die Beziehung gleich zu Anfang in die Brüche geht, weil man dann herausfindet, dass man doch nicht zusammenpasst.