Sich wünschen, Partner nie kennen gelernt zu haben?

Am Wochenende habe ich eine Freundin getroffen, die doch recht aufgelöst war und anscheinend dringenden Redebedarf hatte. Ich habe ihr dann natürlich zugehört und versucht, ihr irgendwie zu helfen. Und zwar hatte sie wohl von jetzt auf gleich einen Streit mit ihrem Partnern. Ob man wirklich Streit sagen kann, weiß ich eigentlich gar nicht, da meine Freundin wohl nichts dazu gesagt hat und einfach still war.

Ihr Freund, mit dem sie nun schon mehrere Jahre zusammenlebt hat wohl etwas in der Art gesagt, dass er bereuen würde, sie damals getroffen zu haben und dies ja leider nicht mehr rückgängig gemacht werden könnte. Meine Freundin war daraufhin wohl so schockiert, dass sie einfach nichts mehr darauf sagen wollte. Sie meint, dass ihr Freund sehr sauer und er dann auch schon mal Dinge sagt, die er so nicht sagen würde. Aber ist das wirklich eine Entschuldigung?

Später muss ihr Freund wohl so getan haben, als wäre gar nichts gewesen und sie hat ihm dann gesagt, dass ihr so etwas Gemeines wirklich noch niemand gesagt hätte. Ihr Freund war darüber anscheinend recht überrascht und meinte, dass er so etwas doch gar nicht gesagt hätte und es recht nicht so meinen würde. Und er wüsste selbst nicht mehr genau was er gesagt hätte, aber so gemeint wäre das sicherlich nicht gewesen. Meine Freundin kam sich schon irgendwie veräppelt vor und macht sich nun natürlich einen Kopf darüber.

Vielleicht hat ihr Partner wirklich diesen Satz gesagt und nachher bereut und eben behauptet das nicht mehr zu wissen, weil es ihm unangenehm war. Mein Freundin weiß nun gar nicht wie sie sich verhalten soll. Ihr Partner hat ihr auch gesagt, dass er sie liebt und sicher nichts bereuen würde. Ich weiß nicht so recht, was ich meiner Freundin raten soll. Ich war bisher noch nicht in so einer Situation.

Dennoch weiß ich natürlich auch, dass manche in einem Streit Dinge sagen, nur um zu verletzten und es ihnen dann hinterher leid tut. Ist das für euch eine Rechtfertigung? Was würdet ihr einer Freundin in so einem Fall raten? Gäbe es für euch da nichts anderes als ganz klar die Trennung? Habt ihr schon erlebt, dass euch jemand gesagt hat, dass er es bereut euch kennen gelernt zu haben? Wie reagiert man da?

In einem Streit fallen schon mal Dinge die man eigentlich nicht sagen sollte. Auch wenn es so wäre und er das tatsächlich bereut, dann hat das in einem Streit nichts zu suchen sondern kann anderweitig angebracht werden. Verletzend ist das immer wenn man so etwas gesagt bekommt, aber es ist auch eine Frage wie nahe man so etwas an sich heran lässt.

Ich bin nicht der Mensch der vieles nahe an sich heran lässt und auch alles wortwörtlich nimmt was man mir an den Kopf wirft. Mir wurde das auch schon gesagt, aber meine Antwort war darauf, dass er dann in Zukunft seinen Dreck alleine machen kann und habe aufgezählt was ich für ihn alles ins rechte Lot gebogen habe und wie beschissen er nun dran wäre, wenn ich das nicht gemacht hätte. Danach war er Kleinlaut und meinte ebenfalls, dass er das gar nicht so gemeint hätte und für mich war das Thema beendet.

Ich habe das bewusst in einem Streit noch nie gesagt, vielleicht ist es mir nicht aufgefallen oder ich habe es tatsächlich noch nie gesagt. Gedacht habe ich es mir allerdings schon häufiger und manchmal verlassen Gedanken den Mund auch ohne das darüber vorher nochmals nachgedacht wird oder einem bewusst ist, dass es eigentlich nicht so sein kann. Eine Trennung wegen solch einer "Kleinigkeit" finde ich kindisch, da legt man dann nur jedes einzelne Wort auf die Goldwaage um sich zu rechtfertigen. Man selbst hat sicherlich auch schon verletzende Dinge gesagt, die man nichts so gemeint hat.

Klar sagt man im Streit manchmal Dinge, die man nicht so meint, aber man ist dennoch ein denkender und am Leben teilnehmender Mensch, weswegen man erkennen kann welche Wirkung so ein Satz hat. Deswegen denke ich nicht, dass man so einen Satz einfach so dahin sagt, sondern schon auch so meint.

Ich hätte dem werten Herr ganz schnell eine Tasche gepackt und mit dieser hätte er sich vor der Tür wiedergefunden. Ich möchte als Frau respektiert werden und wenn ein Mann an meiner Seite ist, sollte der mich immer lieben und zu schätzen wissen, wenn dies nicht der Fall ist kann er gehen und da unterscheide ich auch nicht ob es im Streit gesagt wurde oder nicht. Man weiß ja dennoch was man sagt.

Mag sein, dass das kindisch ist, aber wenn man so etwas sagt, dann empfindet man es im Inneren ja auch irgendwie so. Ganz ohne irgendetwas kommt das ja nicht zur Sprache.

Ich finde nicht, dass man zu sensibel oder zu wenig abgehärtet ist, wenn man so einen Satz zu nach an sich heranlässt und einen das mitnimmt, weil es schon eine gemeine Aussage ist. Genauso glaube ich nicht, dass das im Streit extra gesagt wird, um jemanden zu verletzen. Ich sehe es eher so, dass man gerade im Streit, wenn man die Beherrschung verliert, manchmal Dinge sagt, die man durchaus so denkt, nur normalerweise aus Höflichkeit oder weil es unangenehme Folgen hätte nicht ausspricht. Im Streit zeigen Menschen ihre wahres Gesicht und offenbaren ihren wirklichen Meinungen, die sonst nur nie ausgesprochen werden.

Zu mir hat auch ein Ex mal was sehr Gemeines gesagt und ich war in dem Moment wie vor den Kopf getroffen. Er hat das dann später relativiert, aber es kamen von ihm bei erneuten Streitigkeiten immer wieder solche Spitzen und ich war eigentlich dumm, dass ich mich nicht gleich nach der ersten Aussage von ihm getrennt habe. Das hätte ich machen sollen, dann wäre mir das weitere Theater erspart geblieben. Aber ich hatte halt gerade niemanden sonst und wollte nicht alleine sein. Ich glaube, dazu neigt man manchmal, dass man trotz gemeiner Aussagen bei jemandem bleibt, weil man sonst keinen hat und daran glauben will, dass er es nicht so gemeint hat. Aber die Leute meinen das, was sie im Streit sagen, so, sie würde es nur ansonsten aufgrund rationaler Überlegungen nicht aussprechen.

Ich finde diese Bemerkung auch extrem krass und wäre sehr sauer und verletzt. Erst mal ganz unabhängig davon, ob er es so meint oder nicht. Wenn er es so meint, sollte er in Ruhe mit ihr reden und Schluss machen. Wenn er es nicht so meint, dann sagt man so etwas auch nicht im Streit um zu verletzen.

Aber natürlich sollte man dann schon (gemeinsam) erörtern, ob an dem Satz was dran ist. Meiner Meinung nach gibt es wirklich viele Wege und Arten zu streiten. Das lässt sich nicht pauschalisieren, dass an solchen Sätzen immer etwas Wahres dran ist. Manche brauchen Zeit zum Nachdenken, sonst bekommen sie kein Wort raus. Andere müssen raus aus der Situation, andere wollen unbedingt sofort alles klären.

Streiten ist eine Kunst für sich, die nur die wenigsten beherrschen. Es wird vor allem schwierig, wenn zwei unterschiedliche Streiter aufeinandertreffen. Da kann man sich schon mal so in die Ecke gedrängt fühlen, dass man austeilt. Mein Bruder beispielsweise wollte bei Streitigkeiten mit seiner Freundin immer erst mal raus und zur Ruhe kommen. Sie hat es ihm verboten, weil es für sie total schlimm ist, sich während einem Streit zu verabschieden. Ergebnis war ein viel schlimmerer Streit als nötig, weil er sich wie ein Tiger im Käfig gefühlt hat.

Wie dem auch sei. Es war ein Satz. Ich finde, darauf sollte man jetzt nicht überreagieren und sich gleich trennen. Aber ich würde auf jeden Fall eine Weile skeptischer sein. Liebe lässt sich nicht ausreichend mit Worten ausdrücken, Taten gehören auch immer dazu. Und genauso wenig kann man die Liebe mit einem Satz zurücknehmen. Es kommt schon auch darauf an, wie er sich zu ihr verhält.

Zitronengras hat geschrieben:Ich sehe es eher so, dass man gerade im Streit, wenn man die Beherrschung verliert, manchmal Dinge sagt, die man durchaus so denkt, nur normalerweise aus Höflichkeit oder weil es unangenehme Folgen hätte nicht ausspricht. Im Streit zeigen Menschen ihre wahres Gesicht und offenbaren ihren wirklichen Meinungen, die sonst nur nie ausgesprochen werden.

Auch ich sehe es wie Zitronengras. Denn selbst wenn man im Streit mal etwas sagt, was man später bereuen könnte, kommt so ein Satz nicht aus dem Nichts. Schon gar nicht in so einer Situation. Und auch ich denke, dass man selbst im Streit der Person, die man angeblich liebt, niemals etwas sagen würde was diese verletzt.

Diese Erfahrung wie Zitronengras habe ich in meiner vorherigen Beziehung auch gemacht und mir am Ende selber in den Hintern treten können, dass ich mich so habe behandeln lassen. Mein Partner hat auch Dinge gesagt, die mir teilweise den Boden unter den Füßen weggerissen haben. Nachdem er sich dann abreagiert hat, hat er sich herzzerreißend entschuldigt, geschworen, dass er so etwas niemals meinen würde etc. Irgendwann ging es darin über, dass er nach fiesen Sprüchen auch so getan hat, als wenn das doch alles nicht so schlimm gewesen wäre. Es wurde "normal", dass in einem Streit gemeine Sachen fallen.

Ich den mal, wenn einem einmalig etwas Verletzendes herausrutscht, könnte man das verzeihen. Wenn der Partner aber weiß, dass er den Anderen damit trifft und es dann immer wieder nutzt, ist die Beziehung für die Tonne.

Sicherlich sagt man im Streit auch mal böse Dinge. Aber die hatte man dann zumindest schon mal im Kopf und lässt sich nur leichter dazu herab, die dann auszusprechen. Aber ich denke auch, dass die nicht aus dem Nichts kommen. Zumindest habe ich noch nie etwas im Streit gesagt, was mir erst während des Streites eingefallen ist.

Und man muss mal darüber nachdenken, was dieser eine Satz bedeutet. Vor allem für eine langjährige Beziehung. Im Prinzip bedeutet das nämlich, dass derjenige das Gefühl hat, dass die Jahre seit dem Kennenlernen verschwendet waren und man diese Zeit hätte besser nutzen können. Und das spricht dann wiederum nicht dafür, dass man die Beziehung aufrecht erhält.

Mich würde eine solche Aussage auch sehr schockieren. Ich muss aber dazu sagen, dass man im Streit auch Dinge anders verstehen kann. Vielleicht hat er das in der Form wirklich nicht gesagt und sie hat es so verstanden und je empörter sie war und je öfter sie das so in ihrem Kopf hatte und vielleicht auch anderen Leuten erzählt hat, desto mehr glaubt man dann ja, dass es wirklich so war.

Sowas sollte man dann definitiv schon noch einmal besprechen. Wenn einer der Beiden das wirklich so empfindet, dann sollte man sich Gedanken über die Zukunft machen und zwar ernsthaft.

Ich finde diese Aussage auch nicht gerade nett und wäre auch nicht erfreut, wenn mir mein Partner so etwas im Streit an den Kopf werfen würde. So etwas verletzt einfach, wobei ich mir da aber nie selbst Vorwürfe deshalb machen würde. Das ist zwar eine Beschimpfung, die verletzt, die man sich aber nicht zu Herzen nehmen sollte.

Mal ganz ehrlich, wenn man dem Partner vorwirft, er sei schuld daran, dass man unglücklich sei und man sich wünschen würde, ihn nie kennengelernt zu haben, tut man doch so, als ob man selbst das absolute Unschuldslamm wäre und der Partner einen dazu gezwungen hätte, bei einem zu bleiben, während man das nie gewollt hätte. Das mag zwar auf einen Teil aller Beziehungen zutreffen, aber auf die meisten eben nicht.

Man hat doch selbst jederzeit die Möglichkeit, die Beziehung zu beenden. Und wenn man jemanden kennenlernt, dann entscheidet man sich in der Regel selbst und aus eigenem Willen dazu, die Beziehung einzugehen. Und auch wenn man in einer Beziehung ist, ist das Kind damit längst noch nicht in den Brunnen gefallen. Man kann jederzeit Schluss machen und sich trennen. Nichts und niemand kann einen davon abhalten.

Man hätte jederzeit etwas ändern können, wenn man wirklich so furchtbar unglücklich in der Beziehung ist. So schlimm kann es dann ja scheinbar aber doch nicht sein. Aus Wut sagt man ja aber gerne Sachen, die man nicht so meint. Und wenn es doch ernst gemeint ist und man wirklich so unglücklich in der Beziehung ist, ist man selbst schuld, wenn man nie den Mut hatte, Schluss zu machen oder mit dem Partner ernsthaft über die Probleme zu sprechen und dann im Streit plötzlich solche Aussagen auspacken muss.