Vom Partner digital überwacht werden akzeptabel?

Ich habe kürzlich einen Bericht über intelligente Stromzähler gesehen, die die Daten in regelmäßigen Abständen an den Netzbetreiber weiterleiten und auch die Nutzer selbst konnten dort mit Hilfe des Laptops den Stromverbrauch einsehen. Dort wurde dann auch ein Pärchen interviewt, das an diesem Pilotprojekt teilnimmt, das möglicherweise bald zu einer Einführung von intelligenten Stromzählern in ganz Deutschland führen wird.

Jedenfalls meinte dann der junge Mann, dass er mit Hilfe des Laptops dann nachvollziehen könnte, was seine Partnerin in seiner Abwesenheit, also wenn er zum Beispiel arbeiten war, zu Hause getan hat. So könnte er immer sehen, wann sie gelesen hätte oder doch lieber am fernsehen war oder wenn sie gekocht oder sich die Haare geföhnt hätte. Ihr würde das (angeblich) gar nichts ausmachen, weil sie ja technischen Neuheiten generell aufgeschlossen sei und sie ja beide davon profitieren würden, wenn man das Verhalten anpasst und somit Kosten einspart was den Stromverbrauch angeht.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht in Ordnung finden würde, wenn man Partner mich die ganze Zeit digital überwachen könnte. Ich würde mir da vorkommen wie im goldenen Käfig. Gut, ich würde nichts verbotenes machen oder so, wenn ich alleine zu Hause wäre, aber ich möchte dennoch die Freiheit haben, mir aussuchen zu können, was ich aus meinem Alltag erzähle und was nicht. Wie seht ihr das? Findet ihr es akzeptabel, wenn man vom Partner digital überwacht wird? Oder geht das für euch gar nicht?

Das ist ja noch nicht einmal in Ansätzen diskutabel. Es ist absolut verwerflich und mies, Jemanden zu beobachten. Selbst fremde Leute zu beobachten wäre eine Schande, was soll man denn dann erst dazu sagen, wenn Jemand seinen Partner bespitzelt?

Also wenn meine Partnerin dies irgendwann einmal vorschlagen würde, dann würde ich folgendes tun: Ich würde sagen, dass ich damit einverstanden bin. Dann würde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um irgendeine Frau aufzugabeln, egal wie. Ich würde Jede nehmen, Hauptsache sie geht mit mir nach Hause und lässt sich verführen. Und dann könnte sich meine Partnerin das ansehen. Natürlich würden wir uns dann trennen, und ich würde hoffen, dass sie daraus eine Lehre gezogen hat.

Eine solche digitale Überwachung ist absolut indiskutabel für mich und dabei geht es um mehrere Punkte. Zum einen werden von jedem von uns schon so viele Daten gesammelt und ich finde zumindest in den eigenen vier Wänden sollte noch ein wenig Automonie vorherrschen und diese würde vollständig verloren gehen, denn wenn der Partner sehen kann, wann ich was mache, dann kann es der Stromversorger auch und kann diese Daten wofür auch immer weiter verwenden.

Ein weiterer Grund ist auch, das ich zwar nichts vor meinem Partner zu verbergen habe, aber ich dennoch der Meinung bin, das man nicht noch mehr Möglichkeiten zur Kontrolle liefern muß. Es gibt Menschen, die können damit umgehen und andere nicht und für letztere schafft man so eine doch sehr große Kontrollplattform.

Der dritte Grund ist schon eher allgemein gedacht. Es gibt ja nicht nur Partner die kontrollieren, sondern auch Eltern die somit auch die Kinder noch kontrollieren und in nicht wenigen Haushalten gibt es ja sowieso genug Diskussionen zur Resourcenverwendung. Ich stelle mir also gerade einen Familienvater (oder Mutter) vor, der eh schon ständig mit dem erhobenen Zeigefinger über Strom, Wasser und Heizungsnutzung diskutiert und anprangert. Ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen, wie dann dort so eine Kontrolle von statten geht und was das dann für Diskussionen sind, denen sich die Kinder da aussetzen müssen.

In dem Beitrag geht es ja eigentlich gar nicht um richtige Überwachung durch den Partner. Es geht um eine Vorrichtung, mit der der Stromverbrauch genau überwacht wird. Aber diese Vorrichtung hat der Mann nicht extra installiert, um die Frau zu kontrollieren, sondern der Stromanbieter hat das in einem Pilotprojekt installiert. Ich finde, das ist schon was anderes, als wenn man den Partner gezielt überwacht.

Denn hier ist das ganze ja nicht dazu gedacht, den anderen zu kontrollieren oder zu überwachen, sondern es soll den Bewohnern erleichtern, Stromfresser oder verbrauchsintensive Zeiten zu erkennen. Die sehen da vermutlich eine Kurve, die den Stromverbrauch angibt. Die werden noch nicht einmal sehen, warum der Strom da verbraucht wurde. Das können sie im Interview nur angeben, weil sie sich erinnern, wann sie was gemacht haben. Da weiß der Mann meinetwegen "Aha, die Frau hat um 10 Uhr gekocht" und kann dieses Wissen, was er ohnehin hat, dann mit einem Anstieg des Stromverbrauches in Zusammenhang bringen. Wenn er aber nicht wüsste, was die Frau um 10 Uhr gemacht hat, dann kann er es nur aufgrund der Stromverbrauchsanzeige auch nicht rekonstruieren.

Eigentlich nützen einem die Daten nur dann etwas, wenn man ohnehin weiß, was der andere da gerade gemacht hat. Denn ansonsten sieht man nur, dass der Verbrauch gestiegen oder gesunken ist. Was nützt einem diese Information? Man weiß ja nicht, warum der Verbrauch mehr oder weniger wurde.

Hier hat auch jemand geschrieben, dass er im Falle der digitalen Überwachung absichtlich fremdgehen würde, um den Partner zu ärgern. Derjenige hat wahrscheinlich nur die Überschrift gelesen und weiß gar nicht, um was es wirklich geht. Denn es werden ja keine Kameras aufgestellt.

Ich kann mich eigentlich nur Zitronengras anschließen. Eine richtige Überwachung ist das nicht. Der Partner weiß nicht, ob die Frau auch tatsächlich vor dem Fernseher gehockt ist wenn dieser gelaufen ist, oder nicht doch nebenbei ein Buch gelesen hat. Gleiches gilt auch für den Rechner, dieser kann auch dauerhaft laufen ohne das er benutzt wird und das sieht man daran. Man sieht nicht, ob auch tatsächlich am Rechner gearbeitet wurde und was gemacht ist.

Somit muss man das ebenfalls differenziert sehen, es geht hier darum Strom einzusparen und das sieht man nur wenn man sein Verhalten analysiert und auch auswertet. Dazu gehört auch das "Überwachen" der Aktivitäten denn nicht immer fällt es so auf, dass der Fernseher ungenutzt läuft und niemand drauf schaut oder auch Energie beim kochen die eingespart werden kann wenn man z.B. die Herdstufe nicht auf volle Pulle stellt.

Was man damit macht hat auch nichts direkt mit dem erhobenen Zeigefinger zu tun, den Strom nur zu festen Zeiten nutzen zu dürfen oder das Duschen zu untersagen, weil der Wasserverbrauch zu groß ist. Die Vorstellungen kann ich nicht nachvollziehen, aber man kann schon einmal seinen Kindern sagen, dass es nicht notwendig ist 2 Stunden die Dusche laufen zu lassen oder auch alle Geräte eingeschaltet zu lassen, wenn man sie nicht braucht.

Daran ist nichts verwerfliches und auch die Kinder sollen begreifen, dass das nicht umsonst zur Verfügung gestellt wird sondern man dafür bezahlen muss. Das Geld dazu fällt auch nicht einfach vom Himmel und was eingespart wird, kann auch anderweitig wieder investiert werden in die Familie z.B. durch einen Ausflug, Geschenke die sonst nicht finanziell drinnen sind usw.

Zitronengras hat geschrieben:In dem Beitrag geht es ja eigentlich gar nicht um richtige Überwachung durch den Partner. Es geht um eine Vorrichtung, mit der der Stromverbrauch genau überwacht wird. Aber diese Vorrichtung hat der Mann nicht extra installiert, um die Frau zu kontrollieren, sondern der Stromanbieter hat das in einem Pilotprojekt installiert. Ich finde, das ist schon was anderes, als wenn man den Partner gezielt überwacht.

Wenn man nur sehen kann, wann Strom benutzt wurde kann man ja nicht zwingend von einer Kontrolle sprechen. Da kann man sich eventuell erahnen was genutzt wurde, aber weiß es letztendlich nicht. Ich würde es schlimmer finden, wenn man gezielt sehen würde, was wann genutzt wurde und welche Seiten man besucht hat beim Surfen. Das ist dann auch wirklich Überwachung und das geht in einer Beziehung mal gar nicht.

Ich denke eben schon zwei Schritte weiter. Mag sein, dass das nur durch das Pilotprojekt kam, aber weißt du wie die Menschen ticken? Es gibt jetzt schon kontrollsüchtige Menschen, die regelmäßig Emails des Partners lesen sowie dessen Post und das Smartphone regelmäßig durchsuchen. Du weißt nicht, wie so ein kontrollsüchtiger, eifersüchtiger Mensch drauf sein wird, wenn er erst einmal die Möglichkeit entdeckt, durch diese Stromzähler seinen Partner zu kontrollieren. Dann fehlt es auch nicht mehr weit bis zu den Kameras an jeder Ecke.

Na ja, es ist ja etwas anderes, ob der Partner einem ganz gezielt hinterherschnüffelt und einen bewusst und aktiv überwacht oder ob er rein theoretisch nachsehen könnte, wann der andere irgendwelche Geräte benutzt hat und was er dabei konkret getan hat. Letzteres hat für mich nicht unbedingt etwas mit einer digitalen Überwachung zu tun, zumindest nicht von Seiten des Partners.

Man hat diese Option, aber in einer funktionierenden Beziehung sollte man meiner Meinung nach ohnehin nicht daran interessiert sein, so etwas zu nutzen. Mir ist es beispielsweise völlig egal, ob mein Partner an der Playstation hängt, sich eine Pizza in den Ofen schiebt oder ein Buch liest, während ich nicht da bin.

Ich hätte da absolut nicht das Bedürfnis danach, mir genau anzusehen, was er im Speziellen so getrieben hat. Warum denn auch? Wenn man sich gegenseitig vertraut, ist das doch nicht nötig und ich kann mir wesentlich Spannenderes für mich vorstellen, als meinem Partner hinterherzuschnüffeln. Da würde mit Sicherheit ohnehin nichts Interessantes für mich dabei herauskommen und da kann ich meine Zeit doch deutlich sinnvoller nutzen.