Leute, die bedauert werden wollen, immer bedauern?

Es gibt Leute, die immer nur jammern und die mir das Gefühl geben, dass ich sie bedauern soll. Ich mache das dann auch meist aus Höflichkeit. Wenn also jemand jammert, dass er nie Zeit hat, dann drücke ich mein Mitgefühl aus. Ebenso einem anderen, der sich beklagt, dass er zu viel Zeit hat und sich nutzlos fühlt. Neulich habe ich aber ganz anders darauf reagiert. Eine Frau jammerte, dass sie es einfach nicht schafft, ihr Gewicht zu reduzieren.

Ich hatte eigene Probleme und habe taktlos irgendetwas in der Art gesagt, dass zum Beispiel ein Intervallfasten doch gar nicht so schwer durchzuhalten ist. Bedauert ihr immer Leute, die offensichtlich bedauert werden wollen? Warum jammern manche Leute so viel? Legen sie es wirklich darauf an, dass sie jemand tröstet oder wollen sie das vielleicht gar nicht und erwarten vielleicht eine ganz andere Reaktion?

Das hängt bei mir stark von der Tagesform ab und davon, was mich weniger Energie kostet: Mitjammern oder eine pampige Antwort geben und riskieren, dass die Person eingeschnappt ist und das Zicken anfängt. Meistens jammere ich halbherzig mit. Dieser Sorte Leute, die ständig wegen Nichtigkeiten Aufmerksamkeit will, ist es normalerweise egal, ob sie aufrichtige Anteilnahme oder halbherziges: Jaja, schlimm das alles! zu hören bekommt. Deswegen beschränke ich mich meistens auf "Jaja, schlimm, schlimm!" und höre mit vierteltem Ohr zu.

Manchmal reißt mir aber auch der Geduldsfaden. Ich hatte schon Situationen, in denen ich mühsam die Tränen zurückgehalten habe, weil mir aus unterschiedlichen Gründen das Wasser bis zum Hals stand und musste mir Lamentos über absolute Nichtigkeiten anhören. Da habe ich auch schon Leute erbarmungslos abgewürgt und kann auch ganz gut damit leben. Ich bin nämlich von Natur aus brüsk bis taktlos und muss mich eher zusammenreißen, um sozial akzeptabel zu reagieren. Wenn ich ausnahmsweise wirklich sage, was ich denke, gibt es hinterher gefühlt rauchende Trümmer.