Wie wichtig ist euch der Sympathiefaktor bei Politikerwahl?
Am 29.03.2020 sind bei uns in Bayern die Stichwahlen für den Oberbürgermeister. In Gesprächen mit Verwandten und Bekannten habe ich festgestellt, dass die Wenigsten sich mit dem tatsächlichen Wahlprogramm der beiden Kandidaten beschäftigt haben. Da es sich um Kommunalwahlen handelt kennen viele die beiden Oberbürgermeister-Anwärter auch persönlich oder zumindest aus Mundpropaganda. Gefühlsmäßig werden also viele in meinem persönlichen Umfeld ihren Wunsch-Oberbürgermeister nach Sympathie wählen und nicht nach Parteizugehörigkeit oder Wahlprogramm.
Wie wichtig ist euch der Sympathiefaktor bei der Wahl von Politikern? Macht ihr da Unterschiede bei der Art der Wahl - sprich Kommunal-, Landtags- bzw. Bundestagswahl?
Für mich ist die Sympathie bei solchen Wahlen sehr wichtig. Je lokaler die Wahl desto wichtiger ist mir das. Wobei ich aber auch niemanden von der AfD wählen würde, egal wie sympathisch mir der Mensch wäre. Jemanden wie Friedrich Merz würde ich hingegen auch nie wählen, da er mir total unsympathisch ist.
Ich sehe es ganz umgekehrt (abgesehen von der AfD). "Frau Gerbera findet ihn ganz nett" ist doch nun wirklich kein Merkmal, nachdem ich die Leute aussuche, die zumindest zum Teil über meine Lebensqualität mitbestimmen. Es gibt kluge, kompetente und vernünftige Menschen, die nun mal ziemlich charismafrei daherkommen, weil die dem dummen Wahlvieh eben keine Show vorspielen können oder wollen, sondern nach Fakten und ihren Überzeugungen agieren. Nicht jeder macht auf der Bühne oder bei Interviews eine gute Figur, und ich habe intelligente Leute lieber als Entscheidungsträger als schmierige Provinzschauspieler, die die richtige Sorte Faxen beherrschen.
Schließlich will ich nicht unterhalten werden, sondern muss einen Teil meiner Rechte und Entscheidungen an Leute übertragen, die hoffentlich das Richtige damit machen werden. Und wenn jemand zumindest überzeugend den Einduck erweckt, nach meinen Werten und Vorstellungen zu handeln, ist mir die Person schon automatisch nicht unsympathisch. Zwar gibt es auch unter Politikern aller Couleur Gestalten, die ich unabhängig von ihren vertretenen Positionen ziemlich unerträglich finde, aber das hat nicht zwangsläufig mit ihrem Beruf zu tun.
Und für die Leute, die ihre Entscheidungsträger wie bei einer Talentshow danach beurteilen, ob sie "mitreißende" Reden schwingen, habe ich entsprechend auch nicht viel mehr übrig außer schwacher Verachtung. Man muss nicht weit in andere Länder oder Zeiten schauen, um zu sehen, was Leute anrichten können, die vor allem deswegen gewählt wurden, weil sie so eine tolle Show abliefern.
Natürlich finde ich manche Politiker sympathischer als andere, das ist ja bei den meisten Menschen so und Politiker sind auch nur Menschen. Aber wenn ich jemanden sympathisch finde hinterfrage ich den tatsächlich mehr als wenn ich jemanden total unsympathisch finde. Sympathisches Auftreten täuscht halt gerne mal darüber weg, dass jemand eigentlich gar nicht so viel zu sagen hat.
Bei Kommunalwahlen mache ich schon einen gewissen Unterschied, weil ich eine möglichst ausgewogene Zusammensetzung eines Stadtrats wichtiger finde als Parteizugehörigkeiten, wobei gewisse Parteien natürlich trotzdem ausgeschlossen sind. Aber das hat mit Sympathie nichts zu tun. Ich schaue da auf solche Sachen wie Alter, Geschlecht und Beruf, weil die alleinerziehende Mutter genauso einen Teil der Stadtbevölkerung abbildet wie der Bauunternehmer.
Ich finde, dass nur sympathische Politiker Chancen haben. Obwohl, ob Merkel sympathisch ist, kann ich nicht sagen, da diese Frau eher einen neutralen, aber sehr sachlichen Eindruck macht. Ich finde überhaupt keinen deutschen Politiker sympathisch. Noch dazu haben manche dazu unmöglich doofe Doppelnamen. Weltweit gesehen finde ich Netanjahu, Faymann oder Gorbatschow sympathisch. Das sagt aber nichts über deren Politik aus. Ich kann dennoch keine Politiker wählen, die ich gar nicht mag.
Wir hatten die Tage tatsächlich eine Unterhalten in einer kommunalen Facebookgruppe, wo jemand deutlich sagte, je "kleiner" die Wahl, desto eher geht ihm die Person vor der Partei. Ich muss das tatsächlich unterschreiben, weil mir gerade der Auftritt unseres letzten Bürgermeisters vor und während der Wahl damals ganz gut gefallen haben. Der Typ auf der Gegenseite war für meine Begriffe einfach eine Katastrophe.
Momentan hat es sich auf der Gegenseite ergeben, dass diese jemand aufgestellt hat, den ich genauso einschätze wir unseren jetzigen Bürgermeister. Da werde ich dann wiederum andere Kriterien noch berücksichtigen müssen.
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