Den Partner bei Krankheit umsorgen oder in Ruhe lassen?

Ich kümmere mich sehr gerne um meinen Mann, wenn er krank ist und freue mich auch, dass er sich so lieb um mich sorgt, wenn es mir gesundheitlich nicht gut geht. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass niemand von uns beiden mit einem "Männerschnupfen" auf sich aufmerksam machen muss. Wir kommandieren unseren Pfleger aber auch nicht herum und nutzen uns gegenseitig aus. Wenn einer von uns beiden Ruhe braucht, lassen wir uns in Ruhe und wenn einer von uns einen Wunsch hat, dann erfüllen wir ihn uns auch gerne gegenseitig.

So richtig umsorgen können wir den anderen gar nicht, zumindest nicht rund um die Uhr. In der Regel geht der andere ja arbeiten und nimmt sich nicht extra frei, wenn der andere krank ist. Natürlich kommt es auch immer auf die Krankheit und auf die Schwere an, aber bei Krankheiten wie einer Grippe oder einer Erkältung muss in erster Linie derjenige von uns, der erkrankt ist, sich um sich selbst kümmern, während der andere normal zur Arbeit geht.

Nach der Arbeit oder am Wochenende schauen wir dann schon, dass wir dem anderen Arbeit abnehmen und auch Tee oder Suppe kochen. Besonders dann, wenn man Bettruhe verordnet hat, ist es ja auch nicht sinnvoll, raus zum Einkaufen zu gehen oder den ganzen Tag den Haushalt zu schmeißen. Da greifen wir uns ganz gerne gegenseitig unter die Arme.

Es ist wohl einfach eine Mischung aus beidem. Wir verhätscheln uns dann gegenseitig nicht und springen nicht immer sofort, nur weil der andere ruft, aber wir versuchen schon, uns gegenseitig zu helfen und dafür zu sorgen, dass es dem anderen einigermaßen gut geht und dass er eben schnell wieder auf die Beine kommt.

Ich bin definitiv nicht der fürsorgliche Typ und habe es umgekehrt auch lieber, wenn ich meine Befindlichkeiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit auskurieren kann. Ich bin nämlich ziemlich unausstehlich, wenn ich gesundheitlich nicht auf der Höhe bin, und wieso sollte ich jemanden in meiner Nähe haben wollen, den ich dann sowieso nur anpflaume? Das hilft weder der Grippe noch der Beziehung.

Und auch ich kann glücklicherweise von uns behaupten, dass in 20 Jahren Beziehung noch nie eine wirklich "ernste" Krankheit im Spiel war. Und mit Grippe, Magendarm, kleineren operativen Eingriffen, Wurzelbehandlungen und ähnlichem muss man als Erwachsener schon klar kommen, ohne "umsorgt" zu werden. Dass die Partei, die gerade 40 Fieber oder ein dickes Knie hat, nicht selbst zur Apotheke wanken muss, fällt für mich nicht unter Fürsorge, sondern unter die Kategorie "ganz normaler Anstand".

Ansonsten halte ich mich natürlich an ärztliche Anweisungen. Sprich, als mein Partner wegen Vollnarkose nach einem ambulanten Eingriff nicht alleine nach Hause gehen und bleiben sollte, habe ich mir Urlaub genommen, und würde umgekehrt auch das Gleiche erwarten. Oder wenn Bettruhe verordnet wird oder das Bein nicht belastet werden darf, werde ich auch niemanden auf die Trittleiter scheuchen oder dazu zwingen, das Altglas zum Wertstoffhof zu bringen. Aber Tee, Wärmflasche, Papiertaschentücher oder Obsttellerchen trage ich niemandem hinterher, der sich ohne Sturzgefahr frei bewegen kann.

Mein Partner und ich kümmern uns schon sehr gerne bei Krankheit umeinander. Das Ganze funktioniert aber auf einer "freiwilligen Basis" und nicht weil der eine dem anderen Befehle bzw. Kommandos erteilt. Wir kochen Tee füreinander, erledigen die Besorgung von Medikamenten und schauen einfach dass man dem kranken Patienten es so erträglich wie möglich gestaltet. Die Wärmflasche austauschen gehört zum Beispiel auch dazu und ja, manchmal gibt es auch eine Massage für die kranke Person. Uns gegenseitig zu umsorgen gehört für uns dazu. Genauso würden wir es aber auch respektieren bzw. akzeptieren wenn einer von uns auch einfach mal seine Ruhe haben will. Mir geht es hin und wieder so wenn ich Migräne habe.