Auswärtige Arbeit und Beziehung

vom 05.03.2008, 13:37 Uhr

Eine der Fragen die mir immer gestellt wurden in einem Vorstellungsgespräch ist, ob ich bereit dazu wäre meinen bisherigen Wohnort für einen neuen Arbeitsplatz zu verlassen, würde mich einmal interessieren wie ihr darüber denkt wenn in einer festen Beziehung oder schon verheiratet seid? Es geht dabei nicht nur um 50 km, die man pendeln könnte, sondern um Strecken ab 150 km einfache Wegstrecke zur Arbeit, wo es sich eigentlich schon lohnt einen zweiten Wohnsitz anzunehmen oder komplett umzuziehen und dann nur noch eine Wochenendbeziehung zu führen.

Einige der Mitbewerber die ich bislang kennenlernen durfte, haben dies komplett ablehnt aus Angst, damit ihre Beziehung zu zerstören. Andere waren davon überzeugt, diese Strecke mühelos jeden Tag pendeln zu können kommen aber spätestens 4 Wochen nach der Arbeitsaufnahme davon weg und kündigen entweder den Job, sie ziehen um oder die Beziehung ist den Bach runter gegangen. Auch ein Grund, wieso ich euch diese Frage stelle, denn es werden immer mehr Stellen im Ausland wie z.B. in Österreich und der Schweiz angeboten.

Ich selbst arbeite seit 2 Jahren außerhalb und sehe meinen Freund deswegen nur noch alle paar Wochen einmal. Ansonsten telefonieren wir, oder schreiben uns gegenseitig E-Mails. Seit dem ich auswärts arbeite, fällt mir immer wieder auf wie wenig ich doch noch von meinem Partner weiß. Als ich das letzte Wochenende wieder mal mit meinem Freund daheim war, wusste ich nicht einmal, dass er das Rauchen aufgehört hat und hab noch einige andere Verhaltensmuster gesehen, die auf eine neue Frau passen würden. Deswegen hab ich meinen Freund direkt danach gefragt, und da er nicht lügen kann, denke ich auch seine Antwort ist glaubhaft. Natürlich hat es im Vorfeld mehrere Streitgespräche gegeben, in denen sehr oft der Satz "du bist nie da, wenn man dich braucht" gefallen ist.

Mich selbst bewegt es nun seit ein paar Tagen und dem letzten Gespräch darüber, ob ich durch den Auswärtigen Job nicht doch etwas an der Beziehung zerstöre da wir uns nicht mehr so oft sehen. Seither erzählen wir uns weniger was im Alltag abgelaufen ist und wir verlieren immer mehr den Draht zueinander. Als das ganze angefangen hat, haben wir uns zwar zusammen gesetzt und auch befunden gehabt, dass unsere Beziehung dafür stark genug ist, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher ob das wirklich der Fall ist/war. Ich pendele zwar zwischen zwei Wohnungen hin und her (einfache Strecke 300 km), mir geht dabei eine Menge Zeit verloren durch das ewige Auto fahren und vom finanziellen her ist es auch nicht günstig durch die hohen Spritpreise und den Unterhalt des Autos.

Und selbst wenn ich heim in unsere Wohnung fahre, ist er oftmals nicht da und wir sind wieder durch den Beruf getrennt. Für mich ist es die Problematik, ich kann meinen Job nicht einfach so kündigen da eine Menge finanzielle Verpflichtungen auf mir lasten. Dazu es ist sehr schwierig, in seiner nähe einen Job in meinem gelernten Beruf zu finden, probiert hatte ich es fast 2 Jahren lang ohne Erfolg. Auf meinen Freund trifft das gleiche zu, er hat seine Arbeitsstelle und eine Versetzung weiter in meine nähe ist momentan komplett ausgeschlossen. Auch um andere Arbeitszeiten bemühen hat wenig Sinn, da ich Schicht arbeite und er normal jeden Werktag (mehrmals zusätzlich auch Samstag oder Sonntag) im Geschäft sein muss, wenn gerade viel Arbeit ansteht.

Bislang haben wir versucht, es durch ein paar gemeinsame freie Tage zu kompensieren indem wir dann weggegangen sind wie z.B. ins Musical, Kino oder einfach mal daheim zusammen sitzen vor dem Fernseher mit gemeinsamen kochen und dann ab ins Bett. ;) Diese wenigen Tagen sind zwar jedes mal wunderschön, aber reichen offensichtlich nicht aus, um dass, was der auswärtige Job fordert zu kompensieren. Auch der gemeinsame Jahresurlaub von 3 Wochen geht schnell rum, und danach ist wieder alles beim alten, wie oben bereits beschrieben. :(

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, nachdem er/sie eine auswärtige Arbeit angenommen hat ? Oder führt jemand seit mehreren Jahren schon auf diese Weise eine "erfolgreiche Partnerschaft" und hat ein paar Tipps für mich/uns?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Leider habe ich keinen Tipp für Euch und kann auch nicht aus eigener Erfahrung berichten, weil wir beide unsere Jobs in direkter Nähe zu unserem gemeinsamen Wohnort haben, meine Firma ist vielleicht 3 km entfernt, die meines Mannes 16 km.

Auf Deine Eingangsfrage möchte ich allerdings dennoch antworten: Ob ich meinen Wohnort für einen neuen Arbeitsplatz verlassen würde, hängt bei mir in erster Linie davon ab, wie lange ich schon arbeitslos bin (sofern es sich überhaupt um eine Arbeitssuche aus der Arbeitslosigkeit heraus handelt) und welche Chancen ich mir ausrechnen kann, einen Job zu finden.

Es ist noch nicht lange her, da war ich noch auf Stellensuche. Ich habe mich auf Stellen im Umkreis von 50 km beworben, wobei mir das eigentlich schon zu weit gewesen wäre, diese Strecke jeden Tag zweimal zu fahren.
Allerdings bin ich grundsätzlich schon bereit, auch einen weiter entfernten Arbeitsplatz anzunehmen, da ich es mir leider nicht leisten kann, großartig zu selektieren, dafür sind meine Chancen realistisch betrachtet einfach zu schlecht gewesen, eine Stelle zu finden.

Nun hatte ich zwar riesiges Glück, eine tolle Arbeitsstelle mit super Konditionen und auf lange Sicht ausgelegt ganz hier in der Nähe zu finden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch meinen Wohnort verlassen hätte, um einen Arbeitsplatz anderswo anzunehmen. Was ich nicht abschließend beantworten kann ist, ob ich dafür in Kauf genommen hätte, von meinem Mann getrennt zu sein, denn das hatten wir zu Beginn unserer Beziehung und es war extrem hart.

Wahrscheinlich würde ich also versuchen wollen, den Wohnortswechsel irgendwie gemeinsam zu wuppen und wenn überhaupt, dann nur für absehbare Zeit von meinem Mann getrennt leben und arbeiten zu gehen. Denn ich kann ehrlich gesagt absolut nachvollziehen, dass Du Dir Gedanken um Deine Beziehung machst und die Situation hart für Dich ist. Gibt es keine Möglichkeiten, dass Ihr Eure Wohnorte näher zueinander legt? Vielleicht durch einen nochmaligen Arbeitgeberwechsel oder ähnliches?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ein schwieriges Thema. Natürlich kann so eine Beziehung eine Zeit lang funktionieren, aber bei den meisten Paaren ist dies nur übergangsweise. Zumindest kenne ich es so, dass der "Hinterlassene" dann einfach hinterher kommt. Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren, aber auf Dauer würde ich selbst so eine Beziehung auch nicht führen müssen.

Wie viele Kilometer liegen denn zwischen Euch, dass Ihr Euch nur alle paar Wochen seht? Sicherlich ist dies auch durch die Arbeitszeiten Deines Freundes bedingt. Aber wie bei moin denke ich auch, dass es eine Möglichkeit geben muss, um mehr Zeit miteinander zu verbringen.

Dass Du Dich um die Beziehung sorgst, kann ich auch nachvollziehen. Alle paar Wochen, da fällt es auch schwer, die Nähe aufrecht zu erhalten. Die Liebe kann dann noch so gross sein, und Telefon/SMS/eMail kann eben die Nähe auf keinen Fall ersetzen. Wenn man von Wochenende zu Wochenende sich sehen würde oder es eben absehbarer wäre, dass man sich bald wieder regelmässiger sieht, ist es sicher etwas anderes.

Hätte ich einen Job weiter weg oder mein Freund würde sich weiter weg einen neuen Job suchen bzw. finden, würde ich diese räumliche Trennung auch nicht sehr lange mitmachen. Ich würde dann mir dort ebenfalls einen Job suchen bzw. ihn dann bitten, ebenfalls sich dort einen Job suchen oder alternativ mich dann weiter in der Heimat nach Jobs umschauen. Da muss es einen Weg geben, da ich es auch nicht so lange aushalten würde, da ich weiß, mir fehlt jemand bestimmtes.

Das hilft Dir sicherlich nicht weiter, aber gibt es partout keine Möglichkeit, einen Job in der Nähe Deines Partners bzw. anders herum zu finden? Ich befürchte, ohne allzu sehr schwarz malen zu wollen, dass es bei Euch nicht anders geht. Alles Gute für Dich.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



moin! hat geschrieben:Denn ich kann ehrlich gesagt absolut nachvollziehen, dass Du Dir Gedanken um Deine Beziehung machst und die Situation hart für Dich ist.
Gibt es keine Möglichkeiten, dass Ihr Eure Wohnorte näher zueinander legt? Vielleicht durch einen nochmaligen Arbeitgeberwechsel oder ähnliches?

Keine Chance, der Arbeitsmarkt um unsere gemeinsame Wohnung ist für die nächsten 10 Jahre komplett dicht in meinem Job. Und mein Lebensgefährte kann sich auch nicht einfach versetzen lassen, da er mitten in einem Projekt steckt welches noch 2-3 Jahre in Anspruch nimmt.

Wir sind beide an unsere Arbeit gebunden, und für mich kommt eine weitere Arbeitslosigkeit finanziell nicht in Frage. Auch das rumsitzen hat mir beim letzten mal schon gereicht, und ich bin fast durchgedreht. Mein Freund war zwar noch nie Arbeitslos, aber das finanzielle ist genauso sein Problem. Denn den Lebensstandart den er/wir haben, könnten wir sonst nicht mehr halten.

@Steph: Es sind ca. 300 km einfache Strecke. Wegen Schichtdienst hab ich aber nicht die Möglichkeit ihn öfters zu sehen. Denn wenn ich Nachts arbeite, dann komm ich heim und er ist eine Stunde vorher auf Arbeit gegangen. Am Abend das selbe spiel, ich gehe eine Stunde vor seinem heimkommen aus der Wohnung. Dazu kommt das ewige Pendeln und die Zeit die dadurch verloren geht, das sind auch immer 3 Stunden für eine Strecke. Und leider geht es nicht anders, wie oben schon beschrieben :cry:

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Also wenn ich nun Arbeitssuchend wäre und für eine neue Stelle umziehen müsste, würde ich das glaub ich schon machen. Ich habe zwar auch Familie, aber die können auch nicht von nichts leben und da müssten wir denke ich gemeinsam durch. Bisher habe ich aber viel Glück gehabt, was die Arbeit angeht, so das ich mir wegen so etwas noch nie den Kopf zerbrechen musste.

Klar, man lässt viel zurück und muss doch einiges was man gern hat zurück lassen. Auch Freundschaften können dadurch zerreißen, denn meistens hält man nur Anfangs den Kontakt wirklich gut aufrecht und mit der Zeit stumpft es dann immer mehr ab, aber andersrum, wenn ich nun Arbeitslos wäre, würde mich das trotzdem reizen, da ich dann mit ruhigem Gewissen zu mir selbst sagen könnte, ich ernähre meine Familie von meinem Geld und nicht auf Kosten der Steuerzahler.

Sonst gibt es ja auch noch die Chance zu Pendeln bei 150 Km und unserem Autobahnnetz sollte das wohl das kleinere Problem sein.

» paterchen » Beiträge: 421 » Talkpoints: -1,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Verständlich, dass Du keine Lust auf eine neue Arbeitslosigkeit hast. Die hat wohl keiner mehr und wenn man absolut nichts drehen oder wenden kann, an der Situation, dann muss man -so doof wie es klingt, das Beste aus der Situation herausholen.

Wenn Du Nachtschicht hast oder allgemein in Beziehungen Nachtschicht eben mit ein Teil der Arbeit ist, dann ist es immer eine kleine Belastungsprobe. In den Zeiten habe ich meinen Freund zwar liegend und schlafend gesehen, aber viel habe ich von ihm auch nicht gehabt :(. Das habe ich so hinnehmen müssen.

Hast Du Tagschicht, könnt Ihr dann das Alltägliche nicht am Telefon besprechen? Zum Beispiel, dass Dein Freund ja das Rauchen aufgegeben hat und solche Dinge. Natürlich ist es angenehmer, dieses von Angesicht zu Angesicht mitzubekommen, aber es geht ja scheinbar nicht.

Ansonsten muss man so etwas als Bewährungsprobe oder als Übergangslösung sehen. Nur das bringt ja auch nichts, wenn Ihr Euch immer weiter entfernt und Euch alle paar Wochen seht :(. Ich habe keinen Schimmer, wie Ihr die Situation an sich verbessern könnte, ohne eben einen Job aufzugeben. Die einzige Möglichkeit wäre, eine Wohnung zu suchen, die etwa gleich viel von Euren jeweiligen Arbeitsstätten entfernt sind. Dann muss jeder recht viel fahren, und ob es sich unbedingt während einer Nachtschicht anbietet, bezweifle ich. Dennoch alles Gute Dir.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Das kommt für mich ganz auf das Stellenangebot und die Partnerschaft an. Es spielt sicherlich auch eine Rolle, wie lang man schon zusammen ist. Und auch, ob man Wohneigentum wie ein Haus besitzt, dass dann eben verkauft oder vermiete werden müsste. Wenn es wirklich ein einmalig gutes Jobangebot ist, sollte man sicherlich darüber nachdenken, wie sich das eben mit Partnerschaft und Wohnen vereinbaren lässt. Vielleicht spielt es auch noch eine Rolle wohin man dann ziehen müsste. Ich würde zum Beispiel nicht in einer Großstadt wohnen wollen, aber da würde sich sicherlich auch Außerhalb etwas finden lassen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ob so etwas die Beziehung belastet und ob man das selbst wuppen will oder kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Manche Menschen haben ja generell nicht so den Drang danach, mit dem Partner zusammenzuwohnen oder diesen häufig zu sehen. Da ist es natürlich einfacher, so eine Fernbeziehung zu führen, als wenn man sehr viel Nähe braucht, den Partner am liebsten immer um sich herum hätte und ihn auch sehr schnell vermisst.

Es kommt ja auch drauf an, wie man sich die Beziehung auf Dauer vorstellt. Ist man denn bereit dazu, diesen Zustand für immer so aufrechtzuerhalten oder handelt es sich um eine absehbare Zeit, da man früher oder später ohnehin wieder zusammenwohnen will, wenn sich die berufliche Situation verändert hat oder weil man gemeinsame Kinder will?

Wenn Letzteres der Fall ist, finde ich so eine Pendelei auf Zeit nicht so schlimm. Man weiß ja, dass es sich um einen überschaubaren Zeitraum handelt und hat etwas, worauf man hinarbeitet. Wenn es jedoch keine Sicht auf "Besserung" gibt, finde ich das Ganze dann doch eher schwierig. Letzten Endes muss jeder für sich selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist, den Partner am besten täglich zu sehen oder ein gut bezahlter Job.

Im Normalfall lässt sich ja auch beides unter einen Hut bringen, auch wenn man Kompromisse schließen muss. Entweder der Partner zieht dann irgendwann um oder man selbst. Das bedeutet nicht, dass beide sofort ihren Job aufgeben sollten, aber man kann sich ja langfristig nach einer neuen Arbeit umsehen und irgendwann sollte es dann auch klappen, dass man etwas findet, was näher am Partner liegt, so dass man sich dann auch öfter sehen kann.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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