Online-Verabredungen stiefmütterlich behandeln?

Eine Online-Bekannte hat sich letztens sehr darüber geärgert, dass ihr Freund, der aktuell 600km entfernt wohnt, ein Date per Skype eine halbe Stunde vorher abgesagt hat, weil eine Unternehmung mit Freunden dazwischen kam. Er meinte, so ein Online-Date zu verschieben sei doch keine so große Sache als wenn man sich in echt trifft, sie habe dann ja dafür nicht das Haus verlassen müssen. Ein "normales" Date hätte er nicht abgesagt. Sie war enttäuscht, dass er ein Date per Kamera mit ihr so stiefmütterlich behandelt, da sie sich oft monatelang nicht sehen können.

Findet ihr, dass man Verabredungen mit dem Partner per Kamera stiefmütterlich behandeln darf oder findet ihr, da sollten die gleichen Prinzipien wie bei einer normalen Verabredung gelten? Ich habe selbst eine Zeit lang eine Fernbeziehung geführt und da war es uns damals schon wichtig, dass solche Verabredungen, gerade wenn man sich nur alle paar Wochen sehen kann, ernst genommen werden. Ich habe mir dafür dann auch die Zeit genommen und nicht nebenbei andere Sachen gemacht oder die Sache kurzfristig abgeblasen, wenn kein Notfall oder etwas wirklich Wichtiges dazwischen kam.

Meiner Ansicht nach ist das eher eine Frage des Charakters. Ich gehöre zu den Menschen, die da sehr gewissenhaft Termine und Verabredungen einhalten. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob man sich dabei persönlich trifft, chattet, anruft oder was auch immer. Wenn ich mit einer Freundin, die im Ausland lebt, verabredet habe, dass wir skypen, dann skypen wir auch zu der verabredeten Zeit. Das ist für mich ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung, dass man sich an Absprachen hält.

In dem von dir beschriebenen Fall frage ich mich ernsthaft, warum die beiden überhaupt in einer Beziehung sind, wenn er sie gefühlt ständig versetzt und sich lieber seinen echten Kontakten widmet. Das käme für mich nie in Frage.

Für mich kommt es einfach auf die Umstände an. Wenn dieser Termin schon Wochen vorher feststeht, dann versuche ich schon, diesen auch wahrzunehmen. Man kann sich ja früh genug darauf einstellen und dann gegebenenfalls andere Termine und Veranstaltungen verschieben. Das mache ich dann auch so.

Wenn man sich jedoch spontan für den Nachmittag verabredet, dann ist das für mich etwas anderes. Bei so spontanen Verabredungen nehme ich es auch nicht immer ganz so ernst, vor allem, weil es dann in der Regel auch Menschen sind, mit denen ich mich ebenso spontan für einen anderen Tag oder ein paar Stunden später verabreden kann.

Es kommt aber auch darauf an, um was es geht und welchen Hintergrund die Online-Verabredung hat. Bei einem unwichtigen Plausch mit den Eltern ist es natürlich etwas anderes als bei einem Online-Meeting mit dem Chef. Und auch in der Beziehung kann es natürlich unterschiedliche Hintergründe geben. Bei einem ernsthaften Beziehungsgespräch ist es ja auch etwas anderes, als wenn man einfach nur so miteinander plaudern möchte. Bei Letzterem sehe ich es auch nicht so eng.