Zu viel von anderen erwarten und diese dadurch überfordern?

vom 14.04.2020, 16:31 Uhr

Viele Menschen haben ja auf irgendeine Art und Weise Erwartungen an einen. Nicht immer werden diese klar ausgesprochen, aber gerade bei den Eltern weiß man ja, was sie von einem erwarten und wollen. Doch gerade dann, wenn diese Forderungen unausgesprochen im Raum liegen und man nicht klar und offen darüber redet, kann es passieren, dass man überfordert ist.

Man kann es nicht immer allen recht machen und oft will man das auch nicht, weil man lieber an sich selbst denken will. Das ist auch völlig in Ordnung und oft sogar sehr wichtig. Habt ihr schon zu viel von anderen erwartet und sie dadurch überfordert, obwohl ihr das nicht wolltet?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich muss sagen, dass das durchaus schon mal vorkommt, sei es bei der Arbeit oder auch im privaten Umfeld. Gerade bei der Arbeit ist es schon mal so, dass ich eine Kollegin um etwas bitte und diese dann auch sagt, dass sie es macht, aber wenn ich dann merke, dass sie noch viele andere Dinge zu tun hat, dann mache ich auch gerne einfach selber etwas mehr oder frage andere Kollegen. Vor allem finde ich dann Kommunikation wichtig, weil man sonst nicht unbedingt immer merkt, dass man den anderen überfordert.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Mir passiert das relativ oft, was aber primär daran liegt, dass ich die Ansprüche und Maßstäbe an mich selbst auf andere zu übertragen neige. Ich weiß, dass ich sehr diszipliniert, gewissenhaft und effizient arbeiten kann, wenn ich will, und dass ich daher für Aufgaben, die andere manchmal über eine Woche bearbeiten, oft weniger als einen Tag brauche.

Auch habe ich ein sehr starkes Pflichtgefühl und kümmere mich um Aufträge und Bitten anderer, bevor ich mich eigenen Tätigkeiten widme. So denkt und arbeitet aber nun mal nicht jeder, und das frustriert mich im ersten Moment dann oft, wenn ich mich über Verzögerungen und Wartezeiten ärgere. Andererseits habe ich aber Verständnis dafür und muss mich manchmal selber auf den Boden der Tatsachen zurückholen, denn mein Arbeitseifer ist auch nicht immer gesund und angenehm.

In meiner Beziehung passieren mir solche überhöhten Erwartungen in der Freizeitplanung mit meinem Freund. Ich bin jemand, der an freien Tagen sehr gerne aktiv ist, jede Minute nutzt und schwer mal ein paar Stunden Nichtstun aushält. Selbst, wenn meine Arbeitswoche vollgepackt und super anstrengend war, will ich am Wochenende am liebsten dauernd unterwegs und in Aktion sein und meine freien Tage voll auskosten. Mein Freund hingegen tickt da völlig anders. Er würde, wenn es nach ihm ginge, wohl das Wochenende mit Schlafen, Essen, Entspannen und Zocken verbringen und keinen Schritt vor die Tür setzen, wenn es nicht erforderlich wäre.

Da kollidieren unsere Vorstellungen häufiger miteinander und ich bin auch teilweise enttäuscht, wenn ich mich auf einen Ausflug oder eine gemeinsame Aktivität gefreut habe und diese dann ins Wasser fällt, weil mein Freund einfach ausgelaugt von der Woche und nicht in der Lage ist, sich darauf einzulassen. Auch da muss ich mich immer daran erinnern, dass jeder Mensch nun mal seinen eigenen Rhythmus hat und ich von ihm nicht verlangen kann, dass er genau den gleichen Enthusiasmus wie ich an den Tag legt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Mir ist im Laufe der Zeit auch gedämmert, dass ich zu viel von mir selbst auf andere schließe und es weder für mich noch für mein Umfeld gut ist, wenn ich von anderen Leuten Handlungen oder Sichtweisen einfordere oder voraussetze, die sie einfach nicht leisten können.

Dabei rede ich von einer relativ abstrakten Ebene: Beispielsweise kenne ich jemanden, der sich einfach schwer tut, sich in andere Menschen hinein zu versetzen. Von dieser Person würde ich mir schon etwas mehr Empathie wünschen, aber damit mache ich mich nur selber unglücklich, weil derjenige mir aus unterschiedlichen Gründen einfach nicht bieten kann, was ich gerne hätte.

Oder etwas banaler: Es ist ja auch ganz normal, dass man sich beispielsweise für ein Hobby begeistert, von dem die Freunde oder der Partner so ganz und gar nicht hingerissen sind. Auch da wäre es vergebliche Liebesmüh und würde nur allen Beteiligten den Spaß verderben, wenn man von ihnen erwartet, Horrorfilme zu schauen oder an Autos zu basteln und es verdammt noch mal auch zu genießen und sich zu freuen!

Ich sehe also das Hauptproblem nicht in der Überforderung anderer, die ja oft genug nicht mal kapieren, wieso du dich so hineinsteigerst, sondern darin, dass ich mich selber sinnlos unter Druck setze, wenn ich versuche, anderer Leute Reaktionen und Emotionen zu regulieren.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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