Ausschluss von Vätern im Kreißsaal zu strenge Regel?

vom 10.04.2020, 22:28 Uhr

Während eine Bekannte Mitte März ihre Tochter mit Anwesenheit ihres Mannes in der Klinik entbinden durfte sind Väter seit einer Woche bei der Entbindung wegen Corona-Schuztmaßnahmen nicht mehr erwünscht. Eine schwangere Kollegin hat sich deshalb nun entschieden ihr Kind Ende April per Hausgeburt zu entbinden.

Auch im Internet liest man von Protesten und verzweifelten Hochschwangeren die der Entbindung nun mit viel Angst entgegen sehen. Auch manche Hebammen - wie auch meine Schwägerin - halten diese Entscheidung für fragwürdig. Sie erhalten nun viel mehr besorgte Anrufe von Angehörigen, die nach dem Entwicklungsstand der Entbindung fragen.

Das hält das Personal natürlich vom eigentlichen Kümmern um die Patientin ab. Zudem konnte man die Patientin normalerweise auch einmal für kurze Zeit alleine im Raum lassen da diese ja trotzdem noch von der Begleitperson beobachtet und "umsorgt" wurde. Dies muss man aufgrund des Personalmangels auch jetzt immer noch, allerdings mit einem deutlich schlechteren Gewissen.

Natürlich gibt es auch Gegenstimmen die damit argumentieren, dass die Entbindung von Kindern früher auch reine Frauensache war und die Frauen das auch "überstanden" hätten. Trotzdem kann ich gut verstehen dass gerade Erstgebärende oder Frauen mit Geburtstrauma da jetzt Panik bekommen.

Ich persönlich kann auch nicht so ganz nachvollziehen warum diese strenge Regelung getroffen wurde. Der Kindsvater ist meist ja aus dem gleichen Haushalt wie die Schwangere und kann während des Klinikaufenthaltes ja mit Schutzmaßnahmen (Maske, Handschuh) versorgt werden um weder sich noch andere anzustecken.

Was haltet ihr von der Regelung, dass werdende Väter aus dem Kreißsaal ausgeschlossen worden? Schürt man damit nicht die Ängste der Gebärenden und provoziert ggf. sogar unnötige Komplikationen oder eigenmächtige Hausgeburten? Könnt ihr die Ängste der hochschwangeren Frauen nachvollziehen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde das schon richtig so, da es ja nicht nur um den Schutz der einen Frau geht, sondern auch allen anderen, die gerade ein Kind bekommen und auch den Neugeborenen. Natürlich ist es bescheuert, wenn der Vater des Kindes nicht dabei sein kann, aber es ist doch besser als andere Menschen krank zu machen, weil man es selber nicht gemerkt hat. Da finden ja auch Operationen statt oder Neugeborene müssen umsorgt werden, da muss es einfach vorsichtig zugehen.

Ich hatte 2 Kaiserschnitte und sicherlich ist es da noch mal ganz anders, aber beim 2. Mal konnte mein Mann auch nicht dabei sein und ja er hat mir gefehlt, aber was will man denn machen? Es ging nicht und sind wir mal ehrlich bei einer natürlichen Geburt kann man auch dafür sorgen, dass man in Kontakt steht, vielleicht Skype nutzt oder was auch immer, da gibt es auch Mittel und Wege. Das ist dann nicht dasselbe, aber man kann es ja nun mal nicht ändern. Die Welt geht davon auch nicht unter und nach einer natürlichen Geburt ist man ja auch schnell wieder zu Hause.

Ich finde auf jeden Fall nicht, dass das Krankenhaus Masken und Handschuhe für Menschen stellen sollten, die gar nicht im Krankenhaus sein müssen. Man hat ja nicht unendlich viele davon und muss damit haushalten. Beim ersten Kind hatte ich eine Frau neben mir liegen, die zu Besuch jeden Tag 4 Leute hatte, sollte man dann jedem so viel Material geben oder nur dem Vater und dann jeden Tag oder nur zur Geburt? Das ist in meinen Augen Verschwendung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin normalerweise unsentimental wie nur was, aber in diesem Fall finde sogar ich, dass werdende Väter, wenn es irgendwie möglich ist, bei der Geburt ihrer eigenen Kinder dabei sein sollten. Voraussetzung ist natürlich, dass genügend Schutzkleidung vorhanden ist, um die Herren entsprechend auszustatten, ohne an anderer Stelle knapsen zu müssen.

In meinen Augen ist man als Vater sowieso oft genug der Arsch, wenn man(n) seinen Nachwuchs nicht nur zeugen und dann 30 Jahre lang finanzieren möchte, sondern auch so etwas wie eine emotionale Bindung aufbauen. Und "früher" sind die Väter zwar angeblich auch vor dem Kreißsaal auf und ab marschiert, aber war das etwa besser? Und "noch früher" war das Kinderkriegen auch quasi ein Mannschaftssport und nicht etwas, was Frau alleine mit einer überforderten Hebamme, die von einem Zimmer ins andere rennt, durchzustehen hatte.

Wenn die Masken und Kittel nicht mal für die Belegschaft reichen, sieht es natürlich anders aus. Und die restliche Verwandtschaft würde ich auch nicht auf die Geburtsstation lassen, egal ob es die Schwiegermutter ist oder bei irgendwelchen verschwurbelten Kinderkrieg-Konstruktionen, vielleicht das schwule Samenspender-Ehepaar. Aber nicht mal die Väter ins Krankenhaus zu lassen würde ich, wenn es nach mir geht, mit allen vernünftigen Mitteln verhindern.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Bei uns handhaben das die meisten Kliniken sehr vernünftig. Eine Begleitperson, die keinerlei Anzeichen einer Infektionskrankheit aufweist, keinen Kontakt zu Corona-Fällen oder Verdachtsfällen hatte, und sich nicht in einem Risikogebiet aufgehalten hat, darf in den Kreißsaal. Dazu raten die Kliniken zur ambulanten Geburt und Besuche auf der Wöchnerinnenstation sind verboten.

Das finde ich vernünftig. Denn wer keine Beleghebamme ergattern oder bezahlen kann, hängt sonst stundenlang alleine rum. Und das ist bei der ersten Geburt oder bei diesen Schmerzen ziemlich beängstigend. Daher empfinde ich diese Regelung sinnvoll.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Diese Regelung scheint ja, zumindest in dem Bundesland in dem ich wohne, schon wieder aufgehoben zu sein. Ich hoffe einfach einmal das dies für ganz Deutschland gibt, aber das entzieht sich meinem Kenntnisstand. Denn ich finde es furchtbar, dass Frauen alleine entbinden müssen. Und dieses Argument, dass es früher ja auch ging, kann ich einfach nicht mehr hören, früher „ging“ vieles, aber optimal waren viele dieser Situationen sicher nicht.

Früher hat man sich beim Autofahren auch nicht angeschnallt und heute bin ich froh, dass ich die Möglichkeit habe im Auto einen Gurt anzulegen, auch wenn früher auch „nichts“ passiert ist und „man“ überlebt hat. Natürlich schaffen es diese Frauen auch ohne männlichen (oder überhaupt einen) Beistand ihre Kinder auf die Welt zu bringen. Aber es wird mir wohl so ziemlich jede Frau zustimmen, wenn ich sage, dass eine Geburt definitiv schöner/leichter ist, wenn man jemanden an der Seite hat der einen zumindest mental unterstützt.

Und beim zweiten Kind, und vor allem bei einem Kaiserschnitt, ist das so eine Sache. Natürlich ist es Schade wenn bei der zweiten Geburt der Vater nicht dabei ist, weil er sich um das ältere Kind kümmern muss. Aber die erste Geburt ist nochmal etwas anderes als die zweite. Bei der zweiten weiß man ja schon (ungefähr) was auf einen zukommt, bei der ersten ist ja wirklich alles neu und aufregend und somit auch beängstigend. Was natürlich nicht heißen soll, dass der Vater nicht trotzdem eine große Stütze ist oder es egal ist, ob er dabei ist oder nicht. Damit will ich eigentlich nur sagen, dass ich persönlich in der jetzigen Zeit keine Erstgebärende sein möchte.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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