Partnergeschenk - Dezember ist "offener" Beziehungsmonat
In einem Zeitschriftenartikel habe ich von einem ganz besonderen Partner-Weihnachtsgeschenk gelesen. Es ging dabei um eine Partnerschaft bzw. Familie. In dem Artikel hat die Ehefrau von ihrer Partnerabsprache "Dezemberregel" erzählt, die tatsächlich sehr ungewöhnlich zu sein scheint.
Bevor sie ihren Ehemann kennengelernt hatte war er in keiner langfristigen Beziehung. Er hat es geliebt in offenen Beziehungen zu leben bzw. Single zu sein und gelegentlich den ein oder anderen One-Night-Stand zu haben. Von dieser Leidenschaft wusste auch seine jetzige Frau von Anfang an.
Als er seine jetzige Ehefrau dann kennengelernt hat war sie für ihn seine Traumfrau. Er ist ihr mehrere Jahre treu geblieben (zumindest offiziell) und sie haben zusammen ein Kind bekommen. Irgendwann hat er ihr dann gebeichtet, dass er es mit der Treue nicht so wirklich aushält. Sein Drang auch sexuell mit anderen Frauen in Kontakt zu sein sei zu stark. Lieben würde er allerdings immer noch sie über alles.
Aus Angst ihn zu verlieren bzw. um ihn nicht in eine Beziehungsversion zu drängen die ihn unglücklich macht hat sie dann kurzfristig einer offenen Beziehung zugestimmt. Das tat ihr persönlich sehr weh und sie kam damit nicht lange klar.
Aus diesem Grund hat sie daraufhin ihren Mann gebeten diese offene Beziehung lediglich auf den Monat Dezember zu beschränken. Sie hätte im Dezember so viel Organisationsstress, dass sie da weniger drüber nachdenken würde usw.. Sobald ihre emotionale Belastung zu groß werden würde, höre er sofort damit auf.
Seitdem praktizieren sie das so wirklich, dass ihr Mann sich im Dezember (sozusagen als Weihnachtsgeschenk) sexuell austoben kann. Sie selbst hat daran kein Interesse und kommt auch immer noch nicht wirklich gut klar damit.
Wie denkt ihr über sowas? Könntet ihr mit so einem Beziehungskompromiss leben - vor allem da dies eigentlich ein einseitiger Wunsch ist? Wo fängt eurer Meinung nach hier eine emotionale Belastung an, wenn man häufiger deswegen weinen würde, wenn man beim eigenen Geschlechtsverkehr nicht mehr bei der Sache ist...? Glaubt ihr so ein Kompromiss funktioniert langfristig?
Ich denke, dass das kein Kompromiss sein kann, weil es ihr letztendlich doch wehtun wird. Sicherlich ist sie erstmal abgelenkt und dennoch kommen dann die Tage nach den Feiertagen und da kann man dann eben auch wieder nachdenken und hat die Zeit dafür und da wird es ihr dann nicht gut gehen. Eine offene Beziehung egal in welcher Form kann ja nur Bestand haben, wenn beide Seiten gut damit leben können und das scheint hier nicht der Fall zu sein.
Wenn man dann quasi nachgibt, weil man Angst hat den Partner zu verlieren, dann ist das nicht das Richtige. Man kommt dennoch schlecht damit klar und würde sich wünschen, dass das anders ist und akzeptiert es dann nur, wobei es einen dennoch verletzt. Auch wenn es schwerfällt, so eine Beziehung würde ich nicht aufrecht erhalten wollen, da sich einer der beiden Partner komplett aufopfern muss für den anderen Partner und so sollte das nicht sein, einer der beiden Menschen ist dann immer verletzt.
Ich würde so etwas nicht so leben wollen. Ich meine, wenn man sich einig ist, dann ist das eine tolle Sache, aber wenn es einen damit schlecht geht, dann darf man das nicht durchziehen und muss die Konsequenzen ziehen.
Ich finde, dass man bei diesem Thema keine Kompromisse machen kann. Bei diesem Thema ist es wichtig, dass beide das machen, was sie glücklich macht und nicht für den anderen zurückstecken. Ansonsten ist die Beziehung nicht im Gleichgewicht und wird früher oder später nicht funktionieren.
Wenn der Mann damit einverstanden ist, sich nur einen einzigen Monat im Jahr mit anderen Frauen auszutoben und die Frau überhaupt gar nicht eifersüchtig ist, kann es funktionieren. Doch wieso sollte dem Mann das ausreichen, wenn er sich allgemein eine offene Beziehung wünscht und gezwungenermaßen elf Monate im Jahr "abstinent" sein muss? Und wenn die Frau sich eigentlich eine monogame Beziehung wünscht, dann wird es wohl auch mit Leid und Schmerz verbunden sein, wenn ihr Mann sich da anderweitig austobt, egal was sie da sagen mag.
Ich halte also nichts davon. Entweder beide sind sich einig darüber, dass sie eine offene Beziehung möchten, sind in dieser Hinsicht nicht eifersüchtig und gönnen dem anderen seinen Spaß oder beide entschließen sich dazu, monogam zu leben. Ein Zwischending kann meiner Meinung nach nur schwer funktionieren. Vielleicht klappt es in dem genannten Beispiel ja aber doch. Ausnahmen gibt es immer.
Für mich klingt der ganze Fall schon reichlich konstruiert, und ich frage mich wie so oft, wieso in den Augen mancher auch die beschissenste Beziehung besser zu sein scheint als das Singledasein. Es ist also ein "Geschenk" für meinen Partner, sich wenigstens ein paar Wochen im Jahr nicht mit meinem gammligen Körper begnügen zu müssen, sondern mit den Leuten Sex zu haben, auf die er tatsächlich Lust hat? Und ich soll dankbar dafür sein, dass er sich zähneknirschend damit abfindet, das restliche Jahr nur mit mir ins Bett zu gehen? Opferbereitschaft ist ja schön und gut, aber man kann es auch übertreiben.
Ich kann verstehen, dass Monogamie nicht jedermanns Sache ist, wobei ich wenigstens keine Kinder mit reinziehen würde, wenn ich meine Genitalien nicht unter Verschluss halten kann. Und dann muss man sich eben Leute suchen, die ebenfalls lieber in die Breite streuen und sich auch damit abfinden, in deren Sexleben nur eine Option von mehreren darzustellen. Aber was Langweiliges aber "Festes" für daheim, das noch den Nachwuchs großzieht, wäre nicht die Rolle, die ich im Leben einer anderen Person spielen möchte.
Diese Konstellation finde ich auch irgendwie merkwürdig. Ich kenne ja auch Leute, die eher freizügig sind und die dann auch ihrem Partner klar sagen, wenn er ihnen nicht gibt, was sie brauchen, dann gehen sie eben noch nebenbei woanders hin. Und das ist ja auch in Ordnung, wenn man das so offen sagt und wenn beide damit leben können.
Aber in dem Fall können ja scheinbar eben beide nur so bedingt mit der Lösung leben. Der eine will eigentlich das ganze Jahre über alles vögeln, was bei drei nicht auf den Bäumen ist und die Partnerin will eigentlich, dass er mit niemand anderem ins Bett geht. Das sind doch nur wirklich zwei völlig gegensätzlich Beziehungsvorstellungen.
Ich glaube jetzt nicht, dass man so etwas unter einen Hut bringen kann. Und es scheint ja auch nicht so wirklich zu funktionieren, wenn gerade die Partnerin eigentlich doch eher unglücklich damit ist. Das mag vielleicht ein paar Jahre nur vor sich hin schwelen, aber irgendwann wird das aus ihr heraus brechen und dann dann ärgert sie sich über die Jahre, wo sie das hat mit sich machen lassen.
So ein Partnergeschenk kann nur funktionieren, wenn das wirklich beide wollen und dann eben auch beide ausleben. Und wenn einer das nicht kann, dann sollte man es lieber sein lassen, erst recht, wenn dann der andere Partner auch nicht die Finger bei sich lassen kann. Und hier geht es ja nicht nur um ein bisschen flirten, was ja noch ok wäre.
Bei solchen Themen frage ich mich immer, wie wenig sich manche Menschen wert sind? Unabhängig von den Gefühlen der Frau, tut sie sich ja offenbar auch weiterhin eigentlich komplett schwer mit dem Wissen, dass sie ihm den Dezembermonat diese „Freiheit“ gönnt. Dies aber immer, und das weiß er auch, wenn er sich nicht selbst und seine Sexualität für wichtig nehmen würde, in ihrer Trauer dem gegenüber. Es tut ihr nicht gut auf Dauer.
Sie gibt es was frei, was sie eigentlich nicht möchte in der Angst, ihn zu verlieren. Er weiß, dass sie es nicht möchte und es ihr sicherlich wehtut, aber nimmt seine sexuellen Wünsche ernster, als die Qual, die er ihr damit zusetzt. Alles mit der Begründung, früher war es ja immer eine „offene Beziehung“. Es hat ihn aber auch niemand gezwungen, die Beziehung einzugehen, wenn er doch im Vorfeld schon ahnte, dass es nicht ewig so treu monogam klappen wird.
Er findet seine Sexualität wichtiger, als die Treue einer Person gegenüber, die er vorgibt zu lieben. Im Wissen, dass seine sexuelle Auslebung im Dezember der Frau, die er angeblich liebt, weh tut und sie damit eigentlich nicht einverstanden ist, aber aus Angst ihn zu verlieren, so reagiert hat.
Sie glaubt offenbar, nie wieder jemanden zu finden, der sie so lieben kann oder den sie so lieben kann, um an ihre persönlichen Wertvorstellungen festhalten zu können. Anders erklärt sich mir nicht, wieso sie einen „Deal“ eingeht, der ihr auf kurz oder lang auch zu sehr weh tut. Es tut weh, darüber muss man nicht streiten und sie kommt ja auch nicht darüber hinweg, sondern hofft im Dezember nur, dass die stressige Zeit es ihr ermöglicht.
Für mich kommt dieses Beziehungskonzept nicht infrage. Entweder ganz und treu, oder gar nicht und mach was du möchtest. Ich gehe über meine persönlichen Wertvorstellungen und einer Vorstellung einer Beziehung nicht hinweg, nur weil jemand anderes dann glücklicher ist, als ich selbst. Ich finde dann schon irgendwann wem, mit dem ich auch glückliche Zeiten habe, aber treu.
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