Für Festanstellung in Studentenstadt ziehen deprimierend?

vom 17.04.2020, 11:37 Uhr

Ich habe meine Studienstadt geliebt und dort zwei wundervolle Jahre verbracht. Das lag auch daran, dass es sich um eine typische Studentenstadt handelte mit allen Vorteilen, die so eine bietet: viele Angebote für Studenten, Partys, eine gigantische Auswahl an Bars zu moderaten Preisen. Doch auch an kulturellen Angeboten wie Theater mangelte es nicht. Vor allem aber genoss ich es, dass die Stadt voll mit jungen Menschen war, was so ungefähr dem Gegenteil meiner Heimatstadt entspricht.

Dennoch könnte ich mir nicht vorstellen, dort längerfristig Wurzeln zu schlagen. Auf Dauer wäre die Stadt mir wohl zu klein. Außerdem würde es mich deprimieren, immer älter zu werden und jedes Jahr mit ansehen zu müssen, wie die Stadt im Oktober von 19-jährigen Studienanfängern geflutet wird, die ihre beste Zeit noch vor sich haben.

Ein ehemaliger Kommilitone hat sich wegen eines sehr verlockenden Jobangebots dennoch für unsere Studienstadt entschieden. Doch auch er beklagt sich darüber, dass viele Freunde nach dem Studium weggezogen sind und er in seinem Alter mit den ganzen jungen Leuten auch nichts mehr anfangen kann. Könntet ihr euch vorstellen, in einer typischen Studentenstadt zu arbeiten? Wären euch diese Umstände egal, solange der Job passt?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das Problem ist doch wahrscheinlich eher, dass er seine studentischen Gewohnheiten nicht geändert hat. Wenn es aber eine Universität in der Stadt gibt und eventuell noch angeschlossene Forschungseinrichtungen gibt es nicht nur viele Studenten sondern auch viele Leute, die diese Studenten unterrichten und die in der Forschung tätig sind.

Die werden ihre Freizeit nicht alle zu Hause verbringen, also vor der Quarantäne, aber wahrscheinlich werden sie halt nicht in den Studentenkneipen herum hängen sondern an anderen Orten zu finden sein. Wahrscheinlich müsste er einfach schauen, was es neben den Angeboten für Studenten für "erwachsene" Angebote gibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, dass es in der Stadt nur junge Leute geben soll. Natürlich gibt es Städte, die voll von Studenten sind und wo der Altersschnitt deutlich niedriger liegt als in anderen Städten. Aber auch in der Stadt muss es doch auch Dozenten, Lehrer, Kindergärtner und Angestellte in klassischen Handwerkerberufen und ähnliches geben. Da wird doch auch kein Heizungsbetrieb von einem 25 Jährigen geführt, der nur 20 jährige Mitarbeiter hat.

Vielleicht muss er einfach nur mal ein bisschen von den bekannten Wegen abschweifen und andere Gaststätten und Restaurants aufsuchen als er noch aus seiner Studentenzeit kennt. Und gerade wenn es auch ein großes kulturelles Angebot gibt, dann wird doch da auch etwas dabei sein, was eher an ein reiferes Publikum gerichtet ist.

Von daher denke ich doch, dass es nicht pauschal deprimierend ist, wenn man dort wieder hinzieht. Es kommt halt darauf an, was man daraus macht. Wenn ich natürlich mit 50 irgendwann immer noch zur Erstieparty gehe, dann würde ich mir auch doof vorkommen. Aber das liegt ja an einem selber. Zumal es ja auch darauf ankommt, ob man überhaupt jeden Abend mit anderen Leute weggehen will. Also ich würde das jetzt auf keinen Fall ausschließen.

Ich lebe jetzt auch in meinem Studienort und bin dort mit Familie sesshaft geworden. Natürlich ist meine Heimat jetzt keine klassische Studentenstadt, so dass man das jetzt nicht direkt vergleichen kann. Aber das hätte keine Rolle für mich gespielt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich lebe und arbeite bis jetzt in meiner ehemaligen Studienstadt und habe hier noch keinen „Lagerkoller“ erlebt. Natürlich merkt man schon, dass sich die Stadt sehr an das junge Klientel anpasst, was die Auswahl an Läden, die Freizeitangebote und auch strukturelle organisatorische Aspekte wie die Busfahrtszeiten anbelangt, aber nichtsdestotrotz lässt es sich hier auch als „Erwachsener“ und Berufstätiger gut leben.

Alles, was man wirklich dringend zum Leben braucht, findet man problemlos und sogar verhältnismäßig günstig, es ist immer etwas los, und die Größe der Stadt ist recht angenehm, weder zu klein noch zu groß. Auch leben mein Freund und ich zwar relativ zentral, aber doch in einem ruhigen Wohngebiet mit vorwiegend Einfamilienhäusern in der Nachbarschaft, sodass wir auf Distanz zum studentischen Lärm und Trubel sind und davon lediglich bei Ausflügen ins Zentrum etwas mitbekommen.

Mich zieht es hier erst einmal nicht weg, denn ich bin mit der Gegend nun seit 10 Jahren vertraut, habe einen tollen Job und meinen Partner bei mir und jederzeit die Gelegenheit, auch mal schnell aus der Stadt rauszukommen und in einen näheren größeren Ort zu fahren, wenn ich shoppen will oder Abstand brauche.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde das kann auch alles seine Vorteile haben. So kann man ja sicherlich mit einigen günstigen Angeboten rechnen, wenn die Zielgruppe Studenten sind, die noch nicht so viel verdienen und haben. Bei uns in der Studentenstadt gibt es beispielsweise Rabatttage in Restaurants, Bars in denen man zu bestimmten Tagen günstiger trinken kann und so weiter. Außerdem gibt es viele Läden, die mit guten Angeboten aufwarten.

Letztendlich ist es ja auch nur wichtig, was man selber daraus macht. Bei uns ist mal ein älterer Mann in der Straßenbahn mitgefahren, der sich dann immer mit den Studenten unterhalten hat. Er hat erzählt, dass er alleine wohnt und sich so über das informiert, was junge Menschen interessiert, also da war wirklich nur reines Interesse am Menschen vorhanden, nichts Sexuelles oder so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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