Flächenbegrenzung für den Einzelhandel nachvollziehbar
Es ist ja neulich beschlossen worden, dass eine der ersten Lockerungsmaßnahmen im Zuge der Ausgangsbeschränkungen wegen Corona die Öffnung von Geschäften bis zu 800 Quadratmeter ist. Versteht ihr den Sinn dieser Einschränkung? Eigentlich könnten doch große Geschäfte eher für die Abstandsregel sorgen, weil sie oft eigene Securitymitarbeiter haben. Was haltet ihr von dieser 800-Quadratmeterregel? Was könnten die Gründe dafür sein?
So ganz nachvollziehen kann ich diese Entscheidung auch nicht, da mein erster Gedanke auch war, dass sich die Anzahl der Käufer bei einem größeren Ladengeschäft ja viel besser verteilen lässt wie in einem kleinen Second-Hand-Laden. Aber ich denke einfach, dass damit vor allem den kleineren Läden geholfen werden soll die mit solchen Schließungen finanziell noch weniger klar kommen wie große Handelsketten. Ich habe aber auch schon gelesen, dass es großen Kaufhäusern wie Galeria auch erlaubt werden soll nur Teilbereiche zu öffnen - wie z.B. das Erdgeschoss.
Der Gedanke dahinter war ja wohl, dass man keine überfüllten Fußgängerzonen produzieren möchte indem man durch die vielen geöffneten Geschäfte einen Anreiz schafft, der Menschen motiviert zum "Shopping" direkt in die Stadt zu rennen.
Eigentlich klingt es erst mal logischer und vor allem gerechter wenn man basierend auf der Verkaufsfläche vorschreiben würde, wie viele Kunden zur gleichen Zeit im Geschäft sein dürfen. Also ein System, wie es viele Supermärkte auch haben. Aber das würde halt die Menschenmassen in der Fußgängerzone nicht wegzaubern.
Und während man vor dem Supermarkt auf dem Parkplatz relativ problemlos eine Warteschlange mit den nötigen Abständen einrichten kann wäre das zumindest bei uns in der Fußgängerzone nicht machbar. Da sind zu viele große Geschäfte zu nah nebeneinander.
Ein Ausweg wäre vielleicht eine Art Staffelung der Öffnungszeiten. Also, dass zwar alle Geschäfte öffnen dürfen aber nicht alle zur gleichen Zeit. Das müsste man den potentiellen Kunden dann aber gut vermitteln, damit niemand am Modegeschäft-Montag in die Stadt fährt und vor verschlossenen Buchgeschäften steht.
Cloudy24 hat geschrieben:Ein Ausweg wäre vielleicht eine Art Staffelung der Öffnungszeiten. Also, dass zwar alle Geschäfte öffnen dürfen aber nicht alle zur gleichen Zeit. Das müsste man den potentiellen Kunden dann aber gut vermitteln, damit niemand am Modegeschäft-Montag in die Stadt fährt und vor verschlossenen Buchgeschäften steht.
Rein theoretisch würde das sicherlich total Sinn machen. Aber da hängt praktisch gesehen glaube ich zu viel daran, als das es sich durchsetzen lassen würde. Versetzt du Öffnungszeiten nur bei den Tageszeiten, musst du ja immer noch schauen, ob die Kinderbetreuung der Mitarbeiter problemlos gelöst werden kann. Auch muss man dann eben wirklich gucken, ob die Kunden so schlau sind, vorher nachzuschauen, wann denn ihr Geschäft offen hat. Ebenso kann es dann ja sein, dass ich vormittags zum Frisör gehe, dann muss ich nachmittags in den Supermarkt und Abends kaufe ich mir dann noch in einem kleinen Laden ein paar Anziehsachen und bin dann dreimal am Tag in der Fußgängerzone.
Ganz persönlich glaube ich einfach, dass zu viele Verbraucher zu unflexibel für solche Lösungen wären und dann trotzdem alle gleichzeitig losrennen und sich dann aufregen, warum ihr ausgesuchter Laden jetzt Montag offen hat und nicht Dienstag wie die anderen.
Natürlich würde auch wieder theoretisch es Sinn machen einfacher zu sagen man rechnet nach Quadratmetern ab und sagt jeder Kunde braucht beispielsweise 5 Quadratmeter und danach rechnet man dann einfach aus wie viele Menschen dürfen in einen Laden und macht dann einfach alle auf. Aber da ist ja dann eben das Problem, dass man den Flaschenhals dann eben nicht an der Haustür hat, sondern immer erst an der Ladentür. Wenn man dann eben Pech hat sind zwar in den Läden alle Abstände eingehalten, dafür ist die ganze Fußgängerzone voll, weil viele noch draußen warten.
So aber kann man eben von Haus aus einen Teil der Menschen davon abhalten überhaupt erst in die Stadt zu fahren. Man hätte aber sicherlich überlegen können, ob man die Grenze wirklich nach Ladengröße ziehen muss oder ob man nicht unabhängig von der Ladengröße einfach branchenweise geöffnet hätte. Beispielweise in der einen Woche dürfen schon mal alle Frisöre aufmachen, zwei Wochen später dürfen die Eisdielen aufmachen, danach Möbelhäuser und so weiter.
Jetzt muss man ja noch schauen, ob der Laden auf hat, weil ich doch gar keine Vorstellung habe, welche Läden jetzt 400 oder auch 800 Quadratmeter groß sind oder wer vielleicht eine Ausnahmegenehmigung hat.
Mir erschließt sich der Sinn dieser willkürlichen Grenze auch nicht so ganz, denn ich bin ebenfalls der Meinung, dass es in einem großen Geschäft einfacher ist, für ausreichenden Abstand zu sorgen. Außerdem gibt es ja bereits eine Grundregel, die die maximale Personenanzahl in einem Laden pro Quadratmeter Verkaufsfläche regelt, sodass ich hinterfrage, warum man das dann nicht genauso auf die Großgeschäfte anwenden kann. Vielleicht will man damit vermeiden, dass sich Staus und Schlangen an den Kassen, Eingängen und Parkplätzen bilden, die schwer überschaubar sind, oder man möchte möglichst wenige Mitarbeiter einsetzen und fürchtet einen zu großen Ansturm an Kunden auf so wenige Bedienstete.
Prinzipiell bin ich sowieso etwas skeptisch, was die Forcierung der Lockerungen angeht, denn für mich ist der Punkt, an dem man relativ bedenkenlos damit beginnen kann, noch nicht erreicht. Wenn man sich die Fußgängerzogenen und Grünflächen unserer Stadt in den letzten Tagen so angesehen hat, wo herrlich schönes frühsommerliches Wetter herrschte, dann hätte man meinen können, es hätte nie eine Corona-Krise gegeben, so viele Menschen waren unterwegs, in Gruppen zusammen und deutlich unter 1,5 m voneinander entfernt. Wenn jetzt mit der Ladenöffnung die Einhaltung der Regeln genauso gut klappt, dann ist eine zweite Infektionswelle eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
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