Sollten Krankenhäuser ungesunde Automatenprodukte anbieten?

vom 08.03.2020, 14:54 Uhr

Einer meiner Angehörigen befindet sich momentan im städtischen Krankenhaus und ich bin deshalb gerade beinahe täglich im Klinikum. Neben einem kleinen Café, welches auch warme Speisen sowie Kuchen anbietet, gibt es auch noch einen Aufenthaltsbereich mit zahlreichen Automaten. Zum Einen stehen dort Getränkeautomaten mit Mineralwasser und Saftschorlen aber auch ein Automat der Bier, Sekt und Energydrinks anbietet. Zudem gibt es Snack-Automaten mit jeder Menge Knabberzeug und Süßigkeiten.

Vermutlich werden diese Automaten eh hauptsächlich von den Besuchern und nicht von den Patienten genutzt, aber ich frage mich trotzdem ob es wirklich sein muss, dass man an so einem Ort so viele ungesunde Lebensmittel anbietet. Es gibt zum auch einen Kühl-Automaten mit Sandwiches. Anstatt der Weißbrot-Sandwiches könnte man dort doch zum Beispiel wenigstens auf Vollkornprodukte zurückgreifen.

Meint ihr das Geschäft mit gesünderen Produkten würde nicht laufen? Sehe ich das Ganze zu verbissen und man sollte den Besuchern / Patienten ihre kleinen "Sünden" auch an einem "Genesungsort" gönnen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich schätze, es kommt auch drauf an wie gut die Sachen haltbar sind. So Knabberzeug hält ja ewig, genauso wie Schokoriegel und Co. Was mir spontan einfällt, wären zum Beispiel Nüsse und eventuell getrocknete Früchte, aber da weiß ich auch nicht, wie gut das dann tatsächlich laufen würde. Ich benutze solche Snackautomaten generell eigentlich nie.

» Herzdame » Beiträge: 82 » Talkpoints: 13,66 »


Spannendes Thema, aber die Menschen, die in Krankenhäuser Patienten, Mitarbeiter oder Besucher sind, haben auch unterschiedlichste Bedürfnisse. Klar sind Automatenprodukte oft nicht besonders gesund. Aber sie machen auch nicht direkt krank und ich finde es in Ordnung, so etwas anzubieten. Man kann die Nachfrage ja zum Beispiel auch über Preise steuern. Ich war erst vor ein paar Wochen jemandem im Krankenhaus besuchen und da war es so, dass es gratis Trinkwasser für alle gab. Mit und ohne Sprudel. Automaten gab es nur wenige und für die Produkte hätte selbstverständlich gezahlt werden müssen.

Auch im Krankenhaus sind die allermeisten Menschen mündig und man kann auch niemanden von tatsächlich gesundheitsschädlichem Verhalten abhalten. Jemand aus der entfernten Verwandtschaft hat zum Beispiel COPD und kann die Finger nicht von Zigaretten lassen. Und auch da kann man niemanden zwingen besser mit seinem Körper umzugehen. Zigarettenautomaten im Krankenhaus aufzustellen fände ich verwerflich und daneben. Aber das ist ja ein ganz anderes Kaliber, als Knabberzeug und Softdrinks.

» schnatterliese » Beiträge: 161 » Talkpoints: 34,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hier stellen sich im Grunde genommen ja zwei Fragen. Die erste ist, ob man nicht generell gesündere Speisen in Automaten anbieten kann. Hier wird das Angebot sicherlich durch die Kosten für die Produkte und durch deren Haltbarkeit limitiert. Weizenbrötchen bekommt man in der Großgastronomie vermutlich für deutlich weniger Geld und in größeren Mengen als hochwertigere Vollkornprodukte. Auch der Belag dürfte aus billigstem Kochschinken und Analogkäse anstatt aus regionaler Frischware bestehen. Dass es überhaupt belegte Brote, Wraps und Obst in solchen Automaten gibt, finde ich ja prinzipiell schon mal lobenswert, aber mehr kann man wohl auch kaum verlangen.

Die Nachfrage wird nicht allzu hoch sein, wenn die Patienten drei Mahlzeiten am Tag als Tablettmenü serviert bekommen und sich die Besucher entweder nur kurz im Haus aufhalten oder die Cafeteria aufsuchen. Auch das angestellte Personal wird sich kaum für die Dauer seines Beschäftigungsverhältnisses tagtäglich von überteuerten minderwertigen Sandwiches ernähren. Daher lohnt sich wohl auch keine Investition in besseres Automatenessen.

Die zweite Frage wäre, ob man denn dann überhaupt solche Apparate aufstellen und zusätzlich auch noch mit Junkfood bestücken muss. Hier hingegen bin ich relativ klar dafür, auch außerhalb der Regeldienstzeiten irgendetwas essbares und energiereiches anzubieten. Jeder, der schon mal 6 Stunden in der Nacht in der Notaufnahme sitzen musste, wird nachfühlen können, wie qualvoll es dann sein kann, rein gar nichts zwischen die Zähne bekommen und weit und breit nichts zum Trinken finden zu können. Da nimmt man zur Not auch 3 Kinderriegel und eine Cola.

Natürlich lässt es sich dann nicht vermeiden, dass auch der lebergeschädigte Patient auf Schonkost sich heimlich an den Naschereien bedient, aber einsperren und von jeglichem Genuss fernhalten kann man einen Erwachsenen nun mal auch nicht, und letztendlich liegt die eigene Gesundheit nicht zuletzt auch in der eigenen Verantwortung. Gäbe es keine Automaten, dann würde sich jemand, der darauf aus ist, schon auf anderem Wege behelfen und sich Leckereien mitbringen lassen oder sogar Pizza aufs Zimmer bestellen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde es ja generell problematisch Lebensmittel in "gesund" und "ungesund" einzuteilen oder gar mit dem christlichen Motiv der "Sünde" zu argumentieren wenn es einfach um so etwas banales wie einen Schokoriegel geht.

Was du als "gesund" definierst ist erst Mal überhaupt nicht bei jeder Krankheit gut. Es gibt Menschen, die keine Vollkornprodukte essen sollten und sich generell eher ballaststoffarm ernähren sollten. Aber selbst wenn jemand, zum Beispiel wegen Diabetes, auf Zucker und Weißmehl verzichten sollte, was bringt es diese Person im Krankenhaus zu bevormunden? Macht es nicht mehr Sinn eine Ernährungsberatung anzubieten die dazu führt, dass die Person von sich aus die Süßigkeiten weg lässt?

Und davon abgesehen gibt es in den meisten Krankenhäusern jede Menge Patienten, die überhaupt keine Ernährungsregeln befolgen müssen weil sie zum Beispiel in der Orthopädie liegen. Warum sollte sich ein mündiger Erwachsener nach einer Knieoperation keine Schokolade kaufen dürfen? Es hat schließlich auch nicht jeder Freunde und Familie, die zu Besuch kommen und diese "Sünden" mitbringen.

Aber was würdest du denn in die Automaten packen, außer Vollkornbrot? Was denkst du, auf was man als Patient nach tage- oder wochenlangem Krankenhausessen Lust hat? Oder als Angehöriger, der die ganze Nacht in der Notaufnahme verbracht und auf eine Diagnose gewartet hat?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Finde das Thema auch sehr gut, da ich auch aus dem Gesundheitswesen komme und in unserem Klinikum tätig bin. Wir haben vorne im großen Foyer ein Cafe und am Ende des Krankenhauses, wo die Kantine ist, einen Automaten. Im Foyer kann man sich alle möglichen Dinge holen.

Von Süßigkeiten über Obst, ist wirklich eine große Auswahl dabei. Im Sommer gibt es leckeres Eis, frisch aus der Maschine. Aber der Automat am Ende, Richtung Kantine hat wirklich nur Riegel und süße Snacks. Da dort gefühlt 80% der Patienten und der Mitarbeiter lang müssen, ist er auch immer sehr gut gefüllt und oft leer. Aber ich bevorzuge das Foyer. Kaufe mir manchmal Kraftstullen, so heißen sie.

Mit viel Salat, Tomate, Frischkäse und Käse belegt. Denke da jeder die Möglichkeit hat, frei zu entscheiden, werden auch weiterhin solche Automaten in Krankenhäusern stehen. Vielleicht sollte es einfach so teuer gemacht werden, das man das Geld dafür gar nicht mehr ausgeben möchte? Dann überlegt man sich zweimal ob man sich einen Apfel oder einen Riegel kauft.

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Was sind denn bitteschön gesunde Lebensmittel? Ich vertrage beispielsweise Vollkornbrot wesentlich schlechter als Weißbrot. Gerade wenn ich krank wäre, würde mir ein helles Sandwich wesentlich besser tun als ein Vollkornsandwich. Auch gegen einen Schokoriegel ab und zu ist doch nichts einzuwenden. Okay, zu viel Bier ist für die Genesung eines Kranken vielleicht nicht vorteilhaft, aber eine Cola ab und zu schadet doch nicht. Karotten und Paprikastücke kann man wahrscheinlich schlecht in einen Automaten packen, beziehungsweise müsste sie dauernd auswechseln.

Mein bestes Mitbringsel im Krankenhaus nach einer Geburt war einmal eine Schachtel belgischer Pralinen. Die haben mich zumindest psychisch aufgebaut und körperlich zumindest nicht geschadet. Wer unbedingt im Krankenhaus Rohkost essen möchte, kann sich das ja von deinen Besuchern mitbringen lassen.

Ich finde wichtig, dass das Essen, was man vom Krankenhaus morgens, mittags und abends bekommt, individueller zusammengestellt wird, etwa nach Unverträglichkeiten, Schonkost und zum Beispiel vegan oder ohne Schweinefleisch. Die Automaten und Cafés sind doch nur ein Zusatzangebot für spezielle Gelüste und für Besucher.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ganz ehrlich ich glaube das kann für Patienten und Gäste sehr angenehm sein, wenn man ein bisschen etwas Ungesundes hat. Für Patienten, die wenig gewürzte Sachen essen und die dann vielleicht nicht schmecken kann es ganz nett sein mal etwas Ungesundes essen zu können und für die Gäste ist es sicherlich ganz angenehm auch etwas holen zu können, wenn man Lust hat etwas zu essen, da man vielleicht auch mal länger als geplant bleibt.

Ich finde es schon okay, dass es solche Automaten gibt und man das anbietet. Tatsächlich wurden die Automaten in der Frauenklinik, in der ich ja 2 Mal zur Geburt meiner Kinder auch regelmäßig gut besucht und fast schon leer gegessen, in dem Fall war es dann eher Nervennahrung für werdende Väter, Schlafmangel bei Müttern und auch Kreislauf in den Schwung bringen wollen. Während es auf der Stadion sicherlich Sinn macht, sollte man bei anderen Stationen vielleicht eher aufpassen was im Automaten ist, wenn man zum Beispiel in der Kardiologie ist, dann sollte man vielleicht eher auf so einen Automaten verzichten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Niemand wird von einem Schokoriegel oder einer Cola tot umfallen, zumindest dann nicht, wenn er nicht vorher schon entsprechend erkrankt ist. Die Menge macht es doch und da muss jeder eben selbst für sich verantwortlich sein und abschätzen können, was er sich aus dem Automaten kaufen kann oder nicht. Das Problem trifft ja aber nicht nur im Krankenhaus auf, sondern generell immer im realen Leben. Automaten gibt es ja überall und sonst kann man sich auch jederzeit etwas Ungesundes im Supermarkt kaufen.

Warum sollte man keine Schokoriegel im Automaten anbieten? Es werden ja nicht nur Patienten etwas da kaufen, sondern auch das Personal und Besucher. Und nur weil es ein Krankenhaus ist, heißt das ja nicht, dass man deshalb absolut keinen Zucker zu sich nehmen darf. Die Krankenhauskost ist ja auch nicht immer die Gesündeste und selbst als Patient bekommt man mal süße Speisen oder ungesunde Snacks zum Essen.

Dazu kommt ja, dass die wenigsten gesunden Produkte wirklich lange und bei wechselnden Temperaturen haltbar sind. Um Produkte haltbar zu machen, bedarf es eben ungesunder Zusatzstoffe. Obst und Gemüse muss ja gekühlt und auch ständig ausgetauscht werden. Dazu kommt, dass geschnittenes Obst und Gemüse auch wieder sehr keimanfällig ist. Das würde sich eben nicht lohnen und es müssten jede Menge Produkte ständig weggeworfen werden, was ja auch alles andere als positiv ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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