Spezielle Trauerkleidung immer akzeptieren?

vom 22.02.2018, 22:12 Uhr

Im letzten Jahr starb bei uns im Dorf ein Jugendlicher an den Komplikationen einer Lungenentzündung. Es war ein großer Schock für alle und die Beerdigung war schon fast ein Event, bei dem man den Anlass nur schwer erkennen konnte. Die Mutter wünschte sich eine bunte Beerdigung, Trauerkleidung in schwarz war nicht erwünscht und statt Blumen sollte man Luftballons oder Kuscheltiere mitbringen. Viele liefen in Pink, da dies angeblich seine Lieblingsfarbe gewesen sei.

Es war für mich das erste Mal, das ich einer Beerdigung beiwohnte, die nicht in schwarz oder gedeckten Farben gehalten war und es war schon etwas ungewöhnlich. Natürlich gab es auch einige Herrschaften, die scheinbar von dem Wunsch der Mutter nichts gewusste haben oder es einfach nicht mitmachen wollten und erschienen trotzdem in schwarz, was dann sehr ins Auge stach und ein ungutes Gefühl vermittelte. Aber im Großen und Ganzen empfand man es als richtig, dem Wunsch der Mutter zu entsprechen.

Nun ist vor kurzem eine alte, mir bekannte Dame verstorben und ihre Töchter haben sich in den Kopf gesetzt, ebenfalls gegen die Konventionen zu verstoßen. Heute in der Traueranzeige las ich dann, das sie zu Ehren ihrer Mutter nur gelbe und weiße Kleidung wünschen, da ihre Mutter diese Farben liebte und scheinbar auch ihr ganzes Leben danach ausgerichtet hatte. Es stimmt schon, das sie vorwiegend in hellen Farben zu sehen war, aber ich könnte nicht sagen, ob ihr das auch auf ihrer Beerdigung wichtig gewesen wäre.

Da man bei diesen Temperaturen kleidungstechnisch etwas eingeschränkt ist und ich auch keine derart hellen Jacken oder Mäntel besitze, überlege ich nun was ich am besten mache. Mein Vater ist über die Forderung schon fast erbost und will nicht mehr hingehen. Er besitzt wirklich nur ein paar schwarze Jacken und einen Mantel in grau. Seiner Meinung nach ist es übertrieben nur spezielle Farben zuzulassen, bunt sieht er ja noch ein aber alles andere hält er für Firlefanz. Was haltet ihr von der Forderung spezieller Kleidung oder Farben auf einer Beerdigung? Ist es übertrieben oder kann und soll man zum Abschied einfach nur das tun, was dem Verstorbenen gefallen hätte?

Benutzeravatar

» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Eine Beerdigung ist doch eine Veranstaltung für die Hinterbliebenen, der "Hauptperson" ist es reichlich egal, in welchem Aufzug die Gäste auftauchen, weil sie das doch eh nicht mehr mitbekommt. Ich finde es deshalb immer albern wenn Menschen bei einer Beerdigung so tun, als würden sie etwas für den Toten machen wenn sie es eigentlich für sich selber machen.

Ich kann es schon verstehen, wenn sich Angehörige wünschen, dass die Gäste in ganz normalen Sachen kommen, in denen sie sich wohl fühlen. Aber Gelb oder Weiß ist für die meisten genauso eine Verkleidung wie für einige ein komplett schwarzer Look.

Bei mir würde das bei den aktuellen Temperaturen wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass ich auf dem Friedhof in einer Snowboardjacke auftauchen müsste wenn ich nicht frieren wollte. Ich bin jetzt kein spießiger Mensch, aber ich würde eigentlich auf einer Beerdigung nicht gerne so aussehen wollen als wäre ich eigentlich auf dem Weg zum Sport.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde jeder sollte so hingehen wie er es am besten mit sich vereinbaren kann. Meine Cousins sind beispielsweise mal mit Jeans und Shirt gekommen und natürlich fällt man so auf, aber da war auch okay, weil sie da waren und letztendlich den Toten so dennoch eine Ehre erwiesen haben. Der Kleidung wird da meiner Meinung nach zu viel beigemessen. Es gibt ja auch andere Länder in denen man nicht nur Schwarz trägt. Meiner Meinung nach soll man es so machen wie man möchte.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Hinterbliebenen haben das Recht, die Beerdigung so auszurichten, wie es der Verstorbene nach ihrer Meinung gewünscht hätte. Wenn man aus irgendwelchen Gründen meint, das nicht akzeptieren zu können, sollte man zu Hause bleiben. Es wäre ja auch unangebracht, sich über die Auswahl des Sargs zu mokieren oder über den Blumenschmuck oder über den Inhalt der Grabrede.

Schwierig wird es, wenn die nächsten Angehörigen sich nicht einig sind, weil sie die Wünsche des Verstorbenen unterschiedlich beurteilen. Aber ich denke, dass ein gutes Beerdigungsinstitut dann einen Kompromiss findet. Streit wäre jedenfalls das Letzte, was sich der Verstorbene an seinem Grab gewünscht hätte - oder fast jeder Verstorbene.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde nicht so weit gehen, ein bestimmtes Farbschema vorzuschreiben. Es ist ja keine Hochzeit, und selbst da hätte ich als Gast keine Lust, extra in Türkis (aber ja nicht Blau) aufzulaufen, damit die Fotos das richtige Karibikfeeling verströmen.

Weiß oder Gelb würde mich schon vor gewisse Herausforderungen stellen, da ich nur "gedeckte" Farben im Schrank habe. Im Zweifelsfall würde ich einer Beerdigung wie jeder anderen Feier eher fernbleiben, wenn ich mich als Gummibärchen verkleiden muss, wenn ich den Hinterbliebenen nicht sehr nahestehe. Und die potenziellen Hinterbliebenen in meinem Umfeld sind viel zu bodenständig für solche Sperenzchen.

Maximal sehe ich es als umsetzbar an, den Trauergästen zu vermitteln, dass sie gerne in Alltagskleidung kommen dürfen, weil der/die Verstorbene nun wirklich nicht der Typ für Trauerkleidung war. Aber wie gesagt: Farbschemata finden bei mir nicht statt, ich bin ja keine lebendige Deko, und Requisiten schleppe ich auch nicht mit mir herum.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es erwartet ja niemand, dass man sich wirklich komplett in Schwarz anzieht und es wird auch niemand erwarten, dass man sich eine komplett neue Garderobe zulegt, wenn man keine entsprechende Kleidung besitzt. Ich finde aber schon, dass man sich einigermaßen anpassen kann. Und ein paar dunkle Sachen wird wohl jeder besitzen.

Es reicht ja, wenn man eine dunkle Hose und ein dunkles Shirt oder eine Bluse anzieht. Es kann ja auch ein dunkles Blau oder ein dunkles Braun sein. Das fände ich auch absolut angemessen, wenn man eben nichts anderes hat. Ich hatte auch schon einmal eine dunkelgraue Jeans bei einer Beerdigung an, bei der ich die Person nicht richtig kannte und nur Anhängsel war. Mit leuchtend hellen Sachen aufzukreuzen, fände ich aber unangebracht und respektlos, zumindest den anderen Anwesenden und Trauernden gegenüber.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^