Sollte Kindermissbrauch für immer im Führungszeugnis stehen?

vom 29.03.2020, 22:24 Uhr

Sexualstraftaten gegen Minderjährige sollen laut Vorstellung der Landesregierung in Baden-Württemberg nicht mehr aus dem Bundeszentralregister gelöscht werden und somit auch lebenslang im erweiterten Führungszeugnis bestehen bleiben. Ein entsprechendes Gesetz liegt nun dem Bundesrat vor.

Ein solches Führungszeugnis kann ein Arbeitgeber verlangen wenn der eine Person eine Ausbildungs- oder Betreuungstätigkeit im Umgang mit Minderjährigen aufnehmen will. Bisher wurde die Eintragung in der Regel nach 10 Jahren aus dem Zeugnis gelöscht und nach 20 Jahren aus dem Bundeszentralregister. Mit einem lebenslangen Eintrag könnte ausgeschlossen werden, dass bereits verurteilte Sexualstraftäter von Minderjährigen in dieser Berufsbranche Fuß fassen könnten.

Was haltet ihr von dieser Forderung? Sollte auch eine solche Person eine zweite Chance bekommen oder wirklich nie wieder beruflich mit Kindern zu tun haben dürfen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es teilweise in Ordnung, dass die Tat aus dem normalen Führungszeugnis nach den zehn Jahren entfernt wird, aber eine solche schwere Tat sollte für immer im erweiterten Führungszeugnis vermerkt werden. Dies dient zum Schutz aller. Und das ist ja sogar noch eine sehr milde Strafe, in Amerika musst du dich in der Nachbarschaft bei jedem einzelnen Anwohner melden und dich als Sexualstraftäter zu erkennen geben.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Schwierig zu sagen. Mit viel arg wohl schaue ich auch tatsächlich zwischendrin rüber in die USA. Was viele nicht wissen ist, dass es dort fast kaum Chancen für vorbestrafte Menschen gibt. Resozialisierung sieht dort ganz anders aus, weil es in meinen Augen keine gibt. Jede „Sau“ weiß, dass man vorbestraft ist, weil es überall jeder irgendwie nachlesen kann.

Das führt unweigerlich dazu, dass dort viele keine Arbeit bekommen und die Spirale ist doch eindeutig, wo so etwas hinführen kann. Klar gibt es auch Ausnahmen, aber die Rückfallquoten in den USA sind zumindest ein Anreiz zu sagen, da funktioniert es mit dem „Criminal Record“ nicht so gut, weil man da an vielen Punkten doch zu streng erscheint. Man hilft dem Staat damit nicht, sondern macht es nur schlimmer.

Sexuelle Delikte sind für mich auch hierzulande eine schwierige Angelegenheit, aber wie will man was bewerten? Soll ein Exhibitionist nun ewig für das Masturbieren in der Öffentlichkeit ( was ich nicht gut heiße ) einen Eintrag haben? Will man wirklich, dass der Vergewaltiger niemals mehr Arbeit findet, wenn so etwas im Führungszeugnis ewig drin steht?

Rein persönlich würde ich gewisse Subjekte ganz wo anders hin senden und von mir gibt es für Vergewaltiger und Missbrauch von Kindern/Gehandicapten jeglicher Art keine zweite Chance. Ich würde sie nicht einstellen, Punkt! Egal ob sie angeblich geheilt seien. Das hat auch persönliche Gründe.

Doch wenn ich für die Gesellschaft denke, tue ich den Menschen auch keinen Gefallen damit, wenn es darum geht, sie ewig im Führungszeugnis zu belasten und dann damit für die Gesellschaft in vielen Belangen untragbar zu machen, weil niemand sie einstellen will. Die Folge ist Verbitterung, Armut, Alleinsein und da kommen manche schneller wieder zurück in alte Muster, als es mir dann auch wiederum lieb wäre.

Als Betroffene solcher Straftaten denke ich eigentlich ganz anders, aber das tut nichts zur Sache. Ich habe aber auch die letzten Wochen/Monate schon viel nachgedacht und mich gefragt, ewige Führungszeugniseinträge oder hoffen, dass es auch nur 1.Person darunter gibt, die gesellschaftlich auf die Füße kommt, nicht rückfällig wird und mehr. Was ist besser?

Selbst im Wissen dessen, dass es ewig drin stehen könnte, können die Leute ihre krankhafte Neigung nicht verbergen. Viele glauben in ihrer Denke, dass das Kind es will, dass das Kind sie liebt etc. Die gesamte Wahrnehmung ist eine ganz andere und verschwommene. Andere wiederum sind nur widerliche Sadisten und wissen sehr wohl, dass das nichts mit „Liebe“ zu tun hat.

Wie wir es drehen und wenden, wir tun auch der Gesellschaft wohl keinen Gefallen, wenn wir es ewig drinstehen lassen. Aus rein persönlichen Gründen würde ich es liebend gerne und vieles mehr, aber das tut nichts zur Sache. Gesellschaftlich wäre es ein Kreislauf, der zur tickenden Zeitbombe werden würde.

Und das ich soweit überhaupt denke, wie viele User hier wissen, ist wohl schon eher ein Wunder. Aber auch ich muss manchmal meine Wut und persönlichen Erfahrungen noch hinterfragen und schauen, sie anders zu bewerten.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde die Antwort ist hier schwer zu geben, denn auf der einen Seite gibt es ja auch immer wieder Menschen, die verurteilt werden und nichts gemacht haben, diese hätten so etwas dann immer auch im Führungszeugnis stehen und wären ihr Leben lang beeinflusst davon, auf der anderen Seite würde ich als Mutter zweier Kinder schon gerne etwas mehr Schutz für meine Kinder haben wollen, aber hat man den dadurch wirklich?

Ein Pädophiler muss ja nicht zum Täter werden und da sehe ich auch ein Problem, denn das kann jederzeit mit jeder Person im Umfeld von Kindern passieren und es ist nicht leicht das überhaupt herauszufinden, weil Kinder auch nicht immer die Wahrheit sagen oder auch gar nichts damit anzufangen wissen. Vielleicht wird dann kleineren Kindern nicht mehr geglaubt, weil man niemanden sein Leben versauen will.

In Amerika kann man glaube ich jederzeit einsehen, ob ein Sexualstraftäter in der Nachbarschaft wohnt. So etwas würde ich tatsächlich sehr interessant finden. Jedoch finde ich es auch richtig, dass man das im Führungszeugnis stehen hat und sicherlich auch über die 10 Jahre hinaus, denn nur weil man 10 Jahre nichts gemacht hat, ist das keine Garantie für immer.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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