Was ist eigentlich ein Glaubenserlebnis?
Es wird ja schnell mal dahingesprochen. Doch was ist ein Glaubenserleben für dich? Wenn du eine Gebetserhörung hast, ist die Frage gilt das für jedes Gebet, frei nach dem Motto das hier im Forum schon mal angesprochen wurde: Schon vorhersehbare Ergebnisse sind als Erleben wertbar? Oder ist das zu platt?
Ich finde deine Definition von Glaubenserleben als das Erleben des eigenen Gottes, wie du im anderen Thread schreibst, reichlich engstirnig und unreflektiert. Damit schließt du gleich zwei der fünf Weltreligionen aus. Denn offensichtlich braucht es deiner Auffassung nach für ein Glaubenserleben einen Gott. Das sind die Hindus mit mehreren Göttern offensichtlich ebenso raus, wie die Buddhisten ganz ohne Gott. Von anderen Religionen, die es ähnlich halten, abgesehen.
Ich kann absolut nicht folgen. Mir ist schon mal neu, dass ein "Glaubenserlebnis" einfach mal so dahingesagt wird. Die allermeisten Leute selbst in der christlich-konservativen Provinz, in der ich lebe, sind nicht (mehr) sonderlich religiös und würden dich anschauen wie Karpfen, wenn es um Glaubenserlebnisse geht. Da kommt meiner Erfahrung nach maximal ein zögerliches: Getauft bin ich schon... oder: Ich gehe Weihnachten in die Kirche, weil es einfach dazugehört.
Aber davon abgesehen müsste ich zumindest tief graben, um jemanden zu finden, der tatsächlich über "Glaubenserlebnisse" sprechen kann und will. Zumal da Religion und religiöse Gefühle für viele Leute Privatsache sind, die sie nicht an die große Glocke hängen möchten, damit sie von dem nicht-religiösen Rest schlimmstenfalls herablassend zerpflückt werden.
Und vor allem: Was verstehst du unter Glaubenserlebnis? Ein gemeinsames Ritual, wie eine Wallfahrt oder einen Gottesdienst? Mystische Gotteserfahrungen wie bei diversen Heiligen, die heutzutage eher als Manifestationen von psychischen Erkrankungen gelten würden? Irgendwelche Erkenntnisse beim Studium entsprechender Schriften? Tätige Nächstenliebe wie karitative Einsätze zusammen mit Gleichgesinnten?
Ist es schon ein Glaubenserlebnis, wenn man dafür betet, dass im Supermarkt wieder Hefe zu finden ist und tatsächlich die Lieferung eintrifft? Ich bin Religionsfragen zwar nicht völlig abgeneigt, aber irgend etwas ansatzweise Greifbares bräuchte ich schon, um damit arbeiten zu können.
Na, die Frage ist ja gerade, was versteht ihr unter Glaubenserlebnis! Wenn ich jetzt eine Definition vorgebe, was ein Glaubenserleben ist, kann ich mir die Frage sparen. Interessant ist ja auch, dass allein mein einführender Satz zu der Meinung führt, dass ich andere Religionen ausschließen würde. Ausschließen möchte ich keine Religion!
Wäre also die Frage richtiger: Was ist ein hervorstechendes Erleben für in deinem religiösen Leben, dass dir Mut macht deine Religion weiterzuverfolgen? Das schließt somit ja dann auch Aussagen in der Art aus: Ein religiöses Erleben ist, dass die Lieferung Klopapier gerade dann ankommt, wenn man beim Händler steht, oder?
Stefan-Wichmann hat geschrieben:Na, die Frage ist ja gerade, was versteht ihr unter Glaubenserlebnis!
Eigentlich war mir dieser Begriff bisher nicht besonders geläufig, daher habe ich mir darunter auch nichts vorgestellt. Glaubenserlebnis, was sollte das sein? Vielleicht irgendwelche Empfindungen, die man bekommen kann, wenn man einen Gottesdienst oder eine Kirche / Moschee etc. besucht? Je nachdem, welche religiösen Praktiken man ausübt, hat man sicher dabei auch mehr oder weniger starke Gefühle, die man als Glaubenserlebnis interpretieren kann. Aber da ich selbst nicht religiös bin, kann ich nicht von eigenen Erlebnissen oder Erfahrungen berichten.
Als fast schon fundamentaler Nichtgläubiger fällt es mir schwer da eine passende Antwort zu geben. Ich kenne jetzt persönlich eigentlich nichts, was ich jemals erlebt habe, was nicht irgendwie zu erklären gewesen wäre. Und das wäre ja das, was ich jetzt unter einem Glaubenserlebnis verstehen würde. Also das jemandem irgendetwas passiert, was sich nicht erklären lässt und wofür dann nur noch eine höhere Instanz als Erklärung dienen würde.
Und ich glaube einfach, dass es dann sehr auf die eigene religiöse Überzeugung ankommt. Wer so wie ich ein absolut Nichtgläubiger ist, ohne jemand anderem seinen Glauben streitig machen zu wollen, der wird eben immer nach einer rationalen Antwort für die Dinge des Lebens zu suchen. Und wenn man da lange genug sucht, wird man sicher auch immer irgendeine mögliche Erklärung finden und wenn es am Ende nur der Zufall ist, der dafür sorgt, dass eine eher unwahrscheinliche Lösung eintritt.
Wer dagegen tief gläubig ist, der wird eben doch die ein oder andere nicht normale Sache oder eher unwahrscheinliche Erklärung für etwas im Wirken seines Gottes oder seiner Götter sehen. So mal ganz praktisch ist der Sechser im Lotto dann wahrscheinlich eher Gott gewollt, statt der rationalen Überlegung, dass irgendwer halt schon gewinnen wird, wenn nur genug Leute ihre Tipps abgeben.
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