Mit Alter empfindlicher auf Gewalt im TV reagieren?

vom 09.07.2019, 14:03 Uhr

Mir ist aufgefallen, dass mich die zunehmende Gewaltdarstellung in fiktiven Machwerken eher stört, als dass ich es als schonungslosen Tabubruch empfinden würde. Früher hätte mich so etwas nicht so gestört und ich meine jetzt auch nicht explizit irgendwelche skurrilen Horror-Streifen, sondern ganz normale Serien und Filme. Aber umso älter ich werde, umso weniger muss ich das haben, ja, umso störender empfinde ich es.

Von meinem Partner weiß ich, dass es ihm genauso geht und er ist wahrlich nicht leicht zu schocken oder zu beeindrucken. Unsere Wahrnehmung ist da insofern paradox, als dass die Gewalt ja immer härter und expliziter wird, ungeachtet dessen findet kein Prozess der Abstumpfung statt, eher noch im Gegenteil. Auch von Freunden weiß ich, dass sie das alles nicht mehr so mögen und tolerieren wie früher. Mittlerweile muss ich ja schon manchmal bei The Walking Dead in die andere Richtung des Fernsehers schielen, wenn ich die Zombieköpfe allzu eklig finde. :wink:

Liegt diese Abneigung nun an der zunehmenden Gewaltdarstellung oder am steigenden Alter? Konntet ihr Gewalt im TV früher besser verarbeiten oder hat sich da nichts geändert? Wird man vielleicht einfach generell empfindlicher, weil einem das Gefühl der Unverwundbarkeit der Jugend abhanden geht? Oder weil man im Leben schon genug echten Horror sah, dass man das in der Fiktion nicht auch noch braucht?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich reagiere auf Gewalt im TV nicht empfindlich. Das war von meiner Kindheit an nicht so und wird sich wohl auch nicht ändern. Horrorfilme müssen nicht gleich Slasher sein, aber da sollte schon einiges geboten werden, dass mich das auch unterhält. Krank gibt es da für mich beispielsweise nicht. Wenn ich Horrorfilme machen könnte? Glaub mir, dass jeder einzelne auf dem Index stehen würde.

Bei Actionfilmen bevorzuge ich natürlich auch die Mischung aus Action und dem Storyboard. Da muss jetzt nicht alle 5 Minuten jemand verdroschen werden, aber Action ist eben auch Action. Gewalt kommt da nicht selten auch mal vor, aber so what? Ich finde es nicht tragisch, weil es ja auch nur ein Film ist. Im realen Leben will ich das in diesem Ausmaße ganz sicher nicht haben, da würde ich ja bekloppt werden, wenn ich derart viel Action und Horror hätte, wie ich in Filmen wohl bevorzuge.

Ich bin noch nie die Frau gewesen, die als Kind gerne Liebes-Schnuzeln geschaut hat und romantische Geschichten. Schon als Kleinkind haben mich Filme, auch wenn sie verboten waren, wie Tanz der Teufel interessiert und die Zombie im Kaufhaus Teile usw. Bis heute ist sowas noch immer das, was ich bevorzugt schaue. Horrorfilme. Je kranker desto besser, aber dennoch mit Storyboard, also keine direkten Slasher, weil das mir dann doch zu doof ist. Dann kann ich ja gleich Kill Bill gucken, auch voll der Blödsinn.

Ich kenne auch jetzt niemanden, der mir sagt, dass er oder sie im Alter weniger Gewalt im TV mag oder darauf empfindlicher reagiert. Auf Romantik-Komödien oder Liebesfilme reagieren jedoch in letzter Zeit in meiner Umgebung eher alle genervt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, ob ich empfindlicher oder nur auf andere Art abgestumpft reagiere, wenn mal wieder das Blut spritzt im TV. Mich langweilt das klassische Fernsehprogramm schon seit Jahren, und auch die aktuellen Serien schaffen es kaum, mich länger als ein, zwei Staffeln lang zu fesseln.

Ich finde es einfach zu offensichtlich, dass es gar nicht darum geht, eine interessante Geschichte zu erzählen, sondern in den meisten Fällen durch immer mehr Drama, Schock-Effekte, völlig unlogische Entwicklungen und eben auch den Klassikern Sex und Gewalt die zahlenden Zuschauer bei der Stange zu halten, auch wenn sich der dünne Plot schon längst totgelaufen hat.

Ich schalte mittlerweile auch um oder überspringe die Szene, wenn jemand die Machete zückt oder sich das Hosentürl aufmacht, während vor ihm eine blutüberströmte Frau wimmert und zittert. Das unterhält mich nicht, aber ich kann auch nicht sagen, dass mich solche Szenen mehr verstören als vor 20 Jahren. Sie sind und waren mir unangenehm, und mittlerweile kommt eben noch dazu, dass ich mir sagen muss: "Ach nee, sind schon wieder die Ideen ausgegangen? Also vergewaltigen wir ein paar Frauen und zeigen dampfende Eingeweide im Schnee, bis uns wieder was Originelles einfällt." :roll:

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Die ganze Filme werden ja auch immer extremer, da muss immer alles noch gewaltsamer sein, brutaler werden und gesellschaftlich muss es immer noch anrüchiger werden. Man spielt mit Tabus, macht es grausamer und deswegen kann man es sicherlich auch weniger aushalten als noch vor 10 Jahren. Heutzutage sind die Leute einfach mehr gewöhnt. Wenn man noch vor einigen Jahren Schrecken mit dem Film "Die Fliege" geschaffen hat, zaubert das heute nicht mal mehr ein müdes Lächeln ins Gesicht.

Ich denke also, dass das keine Frage des Alters sondern eher eine logische Konsequenz aus den Filmen an sich ist. Die eigene Umwelt wird ja auch immer grausamer, egal was man in den Nachrichten sieht, es ist doch alles schrecklich, aber kaum einer wird weinend vor dem Fernseher sitzen. Das ist dann einfach etwas, was man aushält.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bei mir ist es genau andersrum. Früher hatte ich richtig Angst davor, mir Horrorfilme anzuschauen. Auch wenn ich es schon immer geliebt habe, Horrorfilme zu sehen, war es dann doch so, dass ich danach nicht einschlafen konnte und mehrere Tage später noch Angst hatte, nachts auf Toilette zu gehen. Das ist nun gar nicht mehr so bei mir. Vor den meisten Horrorfilme habe ich gar keine Angst mehr.

Es ist ja so, dass man alles irgendwie schon doppelt und dreifach gesehen hat. Die ganzen Effekte, die man mal so angst einflößend fand, sind nun ausgelutscht. Wenn jemand beispielsweise in einen Spiegel schaut, dann weiß man, dass da eine andere Person drin erscheinen wird. Aus diesem Grund erschrecke ich mich auch viel seltener, da alles so vorhersehbar geworden ist.

Auch Gewalt macht mir nicht viel aus. Sicher gibt es auch die eine oder andere Szene, die ich etwas eklig finde und bei der ich gerne wegschaue, aber das war schon immer so. Alles rund ums Auge finde ich beispielsweise eklig und da konnte ich noch nie so wirklich hinschauen. Ich bin da eher abgehärteter als sonst, nicht aber empfindlicher. Man gewöhnt sich mit der Zeit eben an alles, wenn man schon viel in der Art geschaut hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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