Egal finden, was Mitmenschen über einen denken könnten?
Ich gehöre zu den Menschen, denen das total egal ist, was andere von einem denken. Ich mache mein Selbstwertgefühl nicht davon abhängig, was andere Menschen von mir denken oder halten könnten und lebe einfach so, wie ich es für richtig halte. Das hat mich kürzlich in eine sehr interessante Diskussion geführt.
Eine Bekannte von mir hält so eine Denkweise für unwahrscheinlich und schlichtweg gelogen. Sie meint, dass der Mensch ein soziales Wesen wäre und dadurch automatisch Wert auf die Meinung und Reaktion anderer Menschen legen würde. Wie seht ihr das? Gibt es Menschen, denen das wirklich egal ist, was andere von ihnen denken und halten könnten? Oder macht man sich eher etwas vor, wenn man so denkt?
Ich finde die Argumentation meiner Bekannten wenig nachvollziehbar. Was bringt mir persönlich gesellschaftliche Akzeptanz, wenn ich mich mit High Heels und Spachtelmasse nicht wohl fühle in meiner Haut? Ich habe schon den Eindruck, dass es gesellschaftlich nicht so gerne gesehen wird, wenn Frau sich nicht schminkt. Deswegen fange ich aber nicht damit an. Wer mich nicht so nimmt wie ich bin, hat Pech gehabt und auf den kann ich auch verzichten.
Ich glaube auch nicht, dass es einem Menschen schlicht völlig egal ist, was andere über sie denken. Ein gutes Beispiel ist dafür sicherlich ein Vorstellungsgespräch. Da ist es doch eigentlich jedem wichtig, was das Gegenüber von einem denkt und ob man einen guten Eindruck macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da gleichgültig ran geht, wenn man die Stelle haben möchte.
Ich finde es immer wichtig, dass man ansonsten eben eine gepflegten Eindruck macht. Ich denke, dass man auch in Lotterkleidung herum laufen könnte, wenn es einem so egal ist, was andere von einem denken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich eben besser fühlt man auch gepflegt aussieht. In manchen Situationen im Leben ist es ja durchaus wichtig, was für einen Eindruck man macht und was andere über einen denken.
Vielleicht ist es manchen egal, was andere auf der Straße über sie denken, aber es wird sicherlich immer mal Situationen geben, in denen eben doch die Meinung von anderen wichtig ist und was diese über einen denken. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass da wirklich jemand egal findet, was andere denken.
Warum ist einem nicht mehr egal, was andere von einem denken könnten, wenn man sich zu bestimmten Anlässen den Konventionen beugt. Natürlich nutze ich die Möglichkeiten, die eine entsprechendes Aussehen und Auftreten zu bestimmten Gelegenheiten bieten.
Das heißt aber nicht, dass mich wirklich interessiert, was das Gegenüber nun von mir denkt. Mir ist das nämlich auch herzlich egal. Bei einem Vorstellungsgespräch finde ich es nicht wichtig, was der andere denken könnte. Ich stelle mich natürlich positiv dar, wenn ich den Job möchte. Aber ich fühle mich nicht ansatzweise schlecht, wenn es nicht klappt oder der andere mich offensichtlich nicht mag, für arrogant, ungeeignet oder was auch immer hält. Das ist dann eben so, das leben geht trotzdem unverändert weiter.
Ich bin auch eher der Meinung, dass es einem Menschen, der in irgendeiner Form Wert darauf legt, Mitglied der Gesellschaft zu sein, nicht völlig egal sein kann, was andere Leute von einem denken, und dass wir zu einem gewissen Grad durchaus das natürliche Bedürfnis haben, irgendwo dazu zu gehören. Vielleicht weil unsere Vorfahren in der Steinzeit sonst schlicht ausgestorben wären, oder so ähnlich.
Meiner Erfahrung nach machen Leute, die sich gerne hinstellen und behaupten, die Meinungen ihrer Mitmenschen gingen ihnen sonstwo vorbei, diese Ansicht an wenigen, eng begrenzten Aspekten des Lebens fest. Oft geht es, wie hier, um die Frage Make-up ja/nein oder generell um Kleidungs- und Stilfragen, aber diese machen doch nur einen kleinen Anteil einer Persönlichkeit aus.
Nur weil ich ebenfalls verkünden kann, dass ich mich nicht schminke und es mir wirklich egal ist, dass die Gesellschaft, in der ich lebe, aus unterschiedlichen Gründen Frauen lieber geschminkt sieht, kann ich daraus doch nicht rückschließen, dass mir immer alles egal ist, was meine Mitmenschen über mich denken könnten. In Bezug auf Schminke stimmt das, aber mein Leben und meine Ansichten sind erheblich umfassender als der gesellschaftskonforme Anstrich meiner Fassade!
Auch kommt es hier meiner Meinung nach darauf an, wie man "Mitmenschen" definiert. Es ist einfach, zu behaupten, die Meinung der geschwätzigen Nachbarin oder Bekannten, die man dreimal im Jahr sieht, interessiere einen nicht, ganz zu schweigen von den ebenso penetranten wie anonymen Anforderungen der "Gesellschaft an sich". Aber wie sieht es mit guten Freunden, Familienmitgliedern, dem Partner oder dem Chef aus?
Je nach Branche kommt es beispielsweise mehr oder weniger gut an, wenn man offen zur Schau stellt, dass einem die gängigen Kleidungsvorschriften egal sind und man daher immer Holzfällerhemd und Latzhose trägt. Man bewegt sich hier schnell auf einem dünnen Grat zwischen Selbstverwirklichung und Rücksichtslosigkeit und kann sich auch übel ins eigene Bein schießen, weil es auf die Meinung von anderen über die eigene Person manchmal doch ankommt. Es geht nicht immer um Banalitäten wie Schminke.
Das kann man aber komplett anders sehen, Gerbera. Für mich zählt beispielsweise zuallererst meine eigene Integrität. Wenn man selbst möglichst integer handelt, werden die anderen vergleichsweise unwichtig, weil man vor sich selbst bestehen muss und automatisch andere achtet.
Dann ist es tatsächlich egal, was andere denken. Denn komplett oder relativ Fremde sind im Vergleich zum eigenen Wertesystem unwichtig. Und Partner, Freunde oder Familie mögen einen in der Regel und akzeptieren einen mit Ecken und Kanten. Tun sie das nicht, müsste man sich verbiegen, um zu gefallen. Das läuft dann aber der eigenen Integrität entgegen.
Natürlich ist man da nicht immer einer Meinung und es gibt ganz sicher auch Kritik. Nur kann man die dann eben problemlos hinnehmen. Denn so wie ich erwarte, dass der andere meine Haltung akzeptiert, muss ich auch die des anderen hinnehmen. Dann klappt das auch, ohne dass man vor anderen gut dastehen möchte.
Ich muss dir ehrlich gesagt sagen, dass mir bis heute immer egal war und ist, was Leute von mir denken. Mich ärgert es weder, wenn sie glauben, dass ich eine eingebildete Tussi bin, andere glauben, dass ich hässlich bin, andere meinen, dass ich geil aussehe und mehr. Das heißt, dass mich weder positives noch negatives interessiert.
Ich nehme Gesagtes zur Kenntnis und das war es um ehrlich zu sein. Mehr kann ich doch auch nicht machen und ich bin nicht auf der Welt, um anderen meinungstechnisch, optisch oder anderweitig irgendwie zu gefallen. Ich bin aber auch nicht, außer beruflich in meinem Gebiet der größte sozialste Mensch, sodass es mir schon immer, auch als Kind und Jugendliche egal war, was andere denken.
Ich habe immer mein Ding durchgezogen, und zwar so, dass ich mich im Spiegel schauen konnte und wohlfühlte. Ich muss mit meinen Entscheidungen, egal wie glücklich sein. Da passt eine hyper soziale Ader sowieso schon einmal nicht. Ich bin nicht der pure Egoist, aber ich entscheide, was ich tue, denke und sage, wie ich aussehe, was ich trage und was ich mache oder nicht mache.
Ich brauche das mal so gar nicht, dass das soziale. Ich bin bis heute über 25 Jahre teilweise mit Menschen befreundet. Wir sind alle gleich geblieben. Das heißt wir haben uns bis auf das Alter nicht verändert. Selbst optisch sehen wir noch aus, als würden wir 19 Jahre sein.
Wir sind charakterlich immer noch privat die Asis, die sagen, was sie denken, egal wem es passt. Die tragen, was sie tragen wollen, auch wenn andere uns zu alt für Chucks, Joggingshose oder zum Sitzen auf der Parkbank mit Bier finden. Wir haben uns nicht verändert und darauf bin ich stolz.
Deswegen kann ich ruhigem Gewissen sagen, dass ich deine Bekannte und ihre Argumentation nicht teile. Ich bin wie ich bin und denke nicht im Ansatz nach, was andere von mir denken.
Mir ist es nicht komplett egal. Gerade mein nahes Umfeld, also mein Mann, mein bester Freund und meine Kinder sind mir mit ihrer Meinung schon wichtig und da werde ich auch immer ein offenes Ohr für Kritik haben, bei allen anderen Menschen ist mir die Meinung aber recht egal, da sie mir nicht so wichtig sind. Ich denke man sollte sich Kritik an der eigenen Person stets anhören, aber nur vom ganz nahen Umfeld auch wirklich zu Herzen nehmen.
Letztendlich würde man sich aber viel zu viel fertig machen, wenn man sich jeder Kritik, jedem Wort welches an einen gerichtet wird, stellen würde und sich dessen annehmen würde. Gerade wenn man mal in die sozialen Netzwerke schaut sind die voller Kritik und wenn man sich da wirklich alles zu Herzen nehmen würde würden nur noch Selbstmorde stattfinden.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es einem so ganz egal sein kann, was andere über einen denken. Bei ganz nahen Angehörigen sollte es einem eigentlich meiner Meinung nach nicht völlig egal sein. Mich würde es stören, wenn es meinem Partner überhaupt nicht interessiert, wie ich ihn sehe.
Wahrscheinlich gibt es in dieser Beziehung eine große Bandbreite. Ich achte vielleicht ein bisschen zu sehr darauf, was andere über mich denken. Ich habe immer schon daran gearbeitet, das weniger eng zu sehen. Was Fremde von einem denken, kann ja wirklich nicht von so großer Bedeutung sein, wenn man sein Verhalten selber als richtig empfindet.
Es gibt offensichtlich Menschen, die sich wenig aus der Meinung anderer machen. Es kann ein angeborenes Charaktermerkmal sein. Ich finde das durchaus nicht schlecht, weil man dadurch mehr Freiheiten hat. Man merkt den Unterschied schon bei Kindern. Manchen ist alles peinlich und anderen macht es nichts aus, in der Schule seine Meinung offen kundzutun.
Dass einem die Meinung anderer egal ist, kann aber auch eine bewusste Entscheidung sein, die nicht immer auf positiven Erfahrungen beruht. Für mich persönlich ist ein Mittelmaß gut. Es ist durchaus auch für einen selber vorteilhaft, einer gewissen sozialen Kontrolle zu unterliegen, andererseits darf man sich dadurch auch nicht zu sehr beeinflussen lassen.
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