Sich emotional von anderen Menschen distanzieren wollen?
Wenn man unglücklich verliebt in jemanden ist und die Liebe keine Chance hat, dann ist es sicherlich nicht schlecht, sich emotional zu distanzieren, wobei das natürlich leichter gesagt ist, als getan. Inwieweit man das selbst steuern oder bestimmen kann, ist fraglich. Sicherlich gibt es aber auch andere Situationen, in denen man sich emotional distanzieren will.
Bei mir war das auch so, wenn ich unglücklich in einer Beziehung war, es mich aber nicht getraut habe, die Beziehung direkt zu beenden. Allerdings habe ich mich da auch eher unbewusst von meinem Partner emotional distanziert. Wann war das bei euch schon einmal so?
Eigentlich ist es bei mir so, dass ich mich seit der Coronakrise bei niemandem mehr gemeldet habe. Ausnahmen waren Anrufe bei der Familie meines Partners. Ich selbst habe weder Eltern noch sonstige Verwandte mehr. Davor habe ich immer meinen Freunden Fotos und Berichte aus dem Urlaub gesendet. Im Moment ist es eher so, dass sich jeder auf seine eigene Art ablenken will oder sich zusätzliche Arbeit sucht.
Unglücklich verliebt war ich noch nie, "emotional distanzieren" musste ich mich schon hin und wieder. Auch bei Freundschaften, ja sogar bei Familienmitgliedern kann es ja leider vorkommen, dass die eigene Gutmütigkeit, Loyalität und der Wunsch, Leuten, die man mag, einen Gefallen zu tun, schamlos ausgenutzt werden. Und ist man dann vorübergehend nicht mehr nützlich oder wagt sogar einen dezenten Widerspruch, gehen solche Gestalten sofort in die Offensive.
Ich habe aus diesen Gründen schon ein paarmal erlebt, wie sich bei mir der berühmte "Schalter" umgelegt hat und ich die Person forthin mit anderen Augen gesehen habe. Da wurde dann aus der guten Freundin eine bessere Bekannte oder aus der etwas unterbelichteten aber prinzipiell netten Kollegin nur noch eine "Kollegin", mit der ich gezwungen bin klar zu kommen. Wenn man emotional investiert, und es kommt entweder gar nichts zurück oder die schmerzhafte Erfahrung, dass immer noch mehr erwartet wird, ist bei mir irgendwann der Ofen aus.
Emotional distanzieren habe ich auch noch nicht als Begrifflichkeit vernommen, aber klingt eigentlich gut. Ich bin sowieso emotional sehr distanziert, sodass es sein kann, dass ich vielen ohnehin als „kalt“ rüber komme, auch wenn es nur den Anschein macht.
Direkt von jemanden distanzieren und dies als bewusste Entscheidung getroffen zu haben, daran kann ich mich derweil aber nicht erinnern. Ich bin entweder emotional da oder nicht. Es gibt Menschen, die sind mir einfach egal, auch abseits der Coronakrise und das verändert sich zum Beispiel familiär auch dann nicht, als die Krise da war.
Menschlich gibt es Menschen, die mich enttäuscht haben und mich verletzt haben. Vielleicht musste ich mich da emotional erst distanzieren, um sie derart kalt zu behandeln? Das kann vielleicht so gesagt werden.
Das Schalter umlegen hat zwar gedauert, aber dann geklappt und zwar von heute auf morgen. Da musste erst im Vorfeld etwas passieren, damit es von mir emotional distanziert wahrgenommen wird, aber dann war es auch erledigt.
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