Signalisiert ihr eurem Umfeld wenn ihr schlecht drauf seid?
Eine meiner Kolleginnen befindet sich gerade in den Wechseljahren und ist deshalb auch in ihren Launen sehr wechselhaft. An manchen Tagen hat sie beste Laune, versteht Humor und man hat sehr viel Spaß mit ihr. An anderen Tagen legt sie allerdings jedes Wort auf die Goldwaage und man muss aufpassen was man sagt damit sie es nicht falsch versteht. Sie hat selber bemerkt, dass ihre Gefühlswelt gerade sehr durcheinander ist und sie ihre Launen nicht so ganz im Griff hat.
Interessanter Weise haben wir nun festgestellt, dass wir ihre Tagesform eigentlich schon an ihrem Kleidungsstil erkennen können. An guten Tagen trägt sie meist sehr farbenfrohe, erfrischende Kleidungsstücke während sie an schlechten Tagen oftmals sehr schlicht und "farblos" gekleidet ist. Da sie ein Fan von Loop-Schals bzw. Halstüchern ist haben wir haben nun scherzhaft schon gesagt, dass sie uns ihre Stimmung ja noch deutlicher mitteilen könnte, indem sie ihre Halstücher entsprechend auswählt. Ihre grünen, blauen, gelben und violetten Tücher /Schals stehen zukünftig für fröhliche Tage und schwarze, braune und rote Tücher /Schals für die weniger guten Tage.
Unabhängig vom Hormonstatus hat ja so ziemlich jeder von uns mal einen Tag an dem er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist: Signalisiert ihr eurem Umfeld direkt oder indirekt wenn ihr gute Laune / schlechte Laune habt? Sehen bestimmte Menschen euch das gleich an wenn ihr schlecht gelaunt seid?
Ich signalisiere so etwas nicht mit meiner Kleidung, zumal es auch nicht immer so ist, dass ich direkt beim Aufstehen morgens schon schlechte Laune habe. Manchmal entwickelt sich das auch einfach im Laufe des Tages. Allerdings muss ich sagen, dass es bei mir auch nicht so schlimm ist, dass ich dann keinen Spaß mehr verstehe und jedes Wort auf die Goldwaage lege. Ich werde dann einfach ruhiger, aber es ist dann auch nicht wirklich nötig, dass ich jedem zeige, dass meine Laune nicht ganz so gut ist.
So viele Klamotten habe ich gar nicht, dass ich mir PMS-Outfits zusammenstellen könnte. Oder "Ich habe heute Nacht kein Auge zubekommen"-Ensembles. Für mich klingt das eher nach einem Kunstgriff aus Film und Fernsehen, wo ja auch mit Kleidung und Farbschemata gearbeitet wird, um dem Publikum klar zu machen, dass beispielsweise der todsexy Hollywoodstar eine "graue Maus" spielt.
Im Alltag kann ich mir maximal vorstellen, dass das unbewusst geschieht, sprich, dass jemand, dessen Migräne/Rücken/Kinder das ganze Wochenende versaut haben, Montagmorgens wenig Lust darauf hat, sich ins adrette Kostümchen zu zwängen oder sich eine Stunde lang die Haare zu glätten.
Ich selber versuche im Job immer gleichbleibend professionell und höflich zu sein, weil es mich umgekehrt auch nervt, wenn ich bei Kollegen oder Kolleginnen morgens erst mal die emotionale Temperatur messen muss, um dann zu wissen, ob ich normal mit ihnen umgehen kann oder sie behandeln muss wie ein rohes Ei, damit sie mir nicht den Kopf abbeißen, weil ich den Bleistift zu laut spitze.
Man muss ja nicht immer das perfekte Sonnenscheinchen sein, das mit dem Radio mitträllert und Schokolade herumreicht. Aber von normalen Erwachsenen erwarte ich durchaus, dass sie sich im beruflichen Umfeld eines höflichen Tonfalls befleißigen und die Arbeitsmoral nicht durch ihre Befindlichkeiten schwächen, solange niemand gestorben ist oder so was.
Wenn ich mir dessen bewusst bin, dass ich schlechte Laune habe, lasse ich es mein Umfeld schon direkt wissen. Von indirekten Signalen halte ich wenig. Gerade weil es hier schnell zu Missverständnissen kommen kann. Was ist, wenn ich versehentlich einen grauen Schal anziehe, weil meine anderen Schals in der Wäsche sind und ich quasi keine Wahl habe, es mir aber eigentlich gut geht?
Da ist es schon einfacher, wenn man es direkt sagt. Ich habe nicht so oft schlechte Laune, merke aber bei Schlafmangel, dass ich unkonzentrierter bin und eher meine Ruhe haben möchte. Das teile ich meinem Umfeld dann mit und sage dann auch, dass ich beispielsweise schlecht geschlafen habe und deswegen evtl. nicht ganz so bei der Sache bin. Bisher hat es jeder akzeptieren können und ich habe gute Erfahrungen damit gemacht.
Wenn ich schlecht drauf bin, dann merkt man mir das auf der Arbeit nicht an. Ich bin da recht sachlich und versuche nicht, meine privaten Probleme mit auf die Arbeit zu nehmen. Mir gelingt es auch gut, dass ich alles Private bei der Arbeit ausblenden kann und mich dann eben auch auf die Arbeit konzentriere. Von daher bin ich bei der Arbeit auch nicht wirklich schlecht drauf. Wenn, dann nur, weil irgendwas Technisches nicht funktioniert oder mich was an der Arbeit an sich nervt. Das sage ich Kollegen dann aber auch.
Ansonsten merkt es mein Freund ganz automatisch und auf den ersten Blick, wenn ich schlecht drauf bin. Ich muss da gar nichts dazu sagen. Er merkt es meistens schon, bevor ich realisiere, dass ich schlechte Laune habe. Bei Freunden ist es ähnlich. Da kann ich es wohl nicht besonders gut verbergen, wobei ich mir da aber auch keine Mühe gebe.
Bei Freunden und meinem Partner kann ich ja so sein, wie ich bin und brauche mich nicht zu verstellen. Ich habe aber auch generell kein Problem damit, offen anzusprechen, wenn ich mal keine gute Laune habe, mich etwas nervt oder belastet. Ich finde es sogar wichtig, so etwas offen anzusprechen. So weiß die andere Person, woran sie ist und es schadet ja einem auch nicht, so etwas zu sagen. Man muss ja dann nicht zwangsläufig über das Thema reden, sondern kann sagen, dass man das Thema gerne weglassen würde, es einen aber gerade belastet.
Ich bin da offen und sage einfach was los ist. Ich finde es nicht sinnvoll sich da rein auf Farben bei der Kleidung zu verlassen und dass das andere Menschen dann auch bemerken, das ist ja eher unrealistisch. Ich sage durchaus, wenn ich einen schlechten Tag habe und daher mal keinen Humor brauche und gehe auch offen und liebevoll damit um. Ich stoße die Leute dann verbal nicht weg, aber sage durchaus dass ich das gerade nicht so will und man gerne dann wieder an einen anderen Tag wieder lustig mit mir sein kann, bisher hat das auch noch jeder verstanden.
Es gibt eigentlich keinen Grund, wieso ich anderen aufdrücken will, dass ich schlechte Laune habe. Ich habe das glorreiche Talent, das ich trotz schlechter Laune immer dennoch gut drauf bin. Ich kann das trotzdem und lasse niemanden gerne spüren, dass ich schlecht drauf bin. Vor allem eben auch nicht die Personen, die nichts dafür können.
Meinen Freund könnte ich ja noch ignorieren, wenn er der Aggressor dafür ist, dass ich derzeit schlecht drauf bin. Doch was könnte jetzt zum Beispiel meine beste Freundin dafür? Im Grunde nichts und wieso sollte ich dann schlechte Laune haben und sie daran teilhaben lassen? Das mache ich generell nicht und ich teile das auch eigentlich nicht mit.
Ich kenne aber Menschen, die mir dann ständig sagen, dass sie heute schlecht drauf sind. Da habe ich eher das Gefühl, dass es darum geht, das sich frage, wieso sie schlecht drauf sind. So kommt es mir in den allermeisten Fällen vor und da spiele ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit. Das nervt doch nur.
Okay, man hat mal schlechte Laune. Muss man die an andere auslassen? Nein! Muss man sie jedem mitteilen? Nein! Denn ich bin der Meinung, dass man sich auch so sehr am Riemen reißen kann, um sie nicht an andere auszulassen und sich trotzdem zu benehmen weiß.
Für viele ist „schlechte Laune haben“ eine Ausrede, wenn man doofe Antworten gibt. Das ist es für mich aber nicht. Für viele ist es eine Ausrede, um eine miese Fresse zu ziehen. Auch das ist nicht meine Welt. Ich kann dem nichts abgewinnen.
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