Gibt es Lebensbereiche in denen man kein Vorbild sein muss?

vom 15.03.2020, 00:04 Uhr

Grundsätzlich sagt man ja, dass Eltern ihren Kindern in allen Bereichen des Lebens eine gewisse Lebensweise vorleben sollen und ihnen ein Vorbild sein. Ob das jetzt gewisse Werte wie Hilfsbereitschaft, Fleiß und Disziplin usw. usf. sind oder auch Alltagsverhalten wie gesunde Ernährung, Sport und Medienkonsum.

Ich habe ja nun Bekannte im die im sozialpädagogischen Bereich (u.a. als Familienhilfe) arbeiten und von denen man immer mal wieder anonyme Erzählungen hört. Unter anderem betreut sie eine Familie in der der Familienvater selbst eine Süßigkeitenschublade am Schreibtisch hat und auch gerne ein Onlinespiel (World of Warcraft) spielt. Im Gegensatz dazu verlangt er aber von seiner Tochter dass sie auf Süßigkeiten verzichtet, Sport macht und erlaubt ihr so gut wie keinen Medienkonsum in Form von Videospielen.

Meine Bekannte stößt da auf taube Ohren beim Vater wenn sie die Vorbild-Funktion anspricht. Die Meinung des Vaters ist, dass es durchaus einen Unterschied zwischen Kindern und Eltern gibt. Eltern dürften nun mal mehr Medien konsumieren, später ins Bett, sich gönnen worauf sie Lust haben und hätten sich nicht immer an gewisse Regeln und Vorschriften zu halten - Kinder dagegen schon.

Gibt es für euch Lebensbereiche in denen Erwachsenen durchaus eine "Sonderstellung" haben und den eigenen Kindern kein Vorbild sein müssen oder findet ihr dass man in allen Bereichen das vorleben sollte, was man auch von seinen Kindern erwartet?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe als Nicht-Elternteil natürlich leicht reden, aber ich finde, dass es durchaus möglich ist, ein "Vorbild" zu sein, ohne sich selbst die Lebensumstände eines unmündigen Kindes aufzuzwingen, damit es ja nie heißt: Aber Papa muss nie um acht ins Bett! Angeblich soll es ja tatsächlich Familien geben, bei denen alle nach den Regeln spielen, die für die Kinderchen gelten, damit es ja keine Konflikte gibt, und die Kinder sind dann natürlich völlig verwirrt, wenn sie die Lehrerin im Restaurant ein Bier trinken sehen oder der Chef mehr verdient oder früher Feierabend machen "darf" als sie selber. :D

Um Verkorksungen vorzubeugen finde ich es daher eher sinnvoll, rechtzeitig zu vermitteln, dass unter unterschiedlichen Umständen unterschiedliche Regeln gelten und dass sich diese im Lauf der Zeit auch verändern können. Und was die Vorbildfunktion angeht: Schließlich geht es hier im Endeffekt um die Vermittlung von Werten, und Schokolade oder Zocken sind nur die konkreten Auswirkungen davon.

Um Werte wie Disziplin, Gesundheit, vielseitige Interessen und so weiter. Und die lassen sich doch bestimmt auf unterschiedliche Arten vermitteln. Dann hat Papa eben seine Süßigkeitenschublade, aber da ist eben die sorgfältig abgezählte Wochenration drin. Oder ja, Mama spielt "World of Warships", aber eben nur zwei Stunden, wenn die wichtigen Dinge erledigt sind. Aber Wasser predigen und Wein trinken, damit tust du dir als Elternteil keinen Gefallen, weil die Bälger ja auch älter werden und dann noch mehr Munition zum Rebellieren haben.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde es vollkommen okay einem Kind zu zeigen, dass es Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern gibt. Immerhin kann man ja schlecht einem Kind erlauben ein alkoholisches Getränk zu trinken, nur weil es die Eltern ab und zu mal trinken oder auch das mit dem langen Wach sein ist ein gutes Beispiel.

Es muss einfach klar sein, dass Eltern auch mal Dinge machen können, die Kinder noch nicht dürfen und das kann man einem Kind auch von Anfang an vermitteln. Die Süßigkeitenschublade ist ja auch nicht schlimm, weil Papa dann die Konsequenzen tragen muss und man die auch sehen kann. Soll heißen, wenn einer viel isst, dann wird er dick und Kinder sehen das und wissen auch, dass das ungesund ist.

Man sollte einem Kind dennoch sagen, dass das nichts ist, was man täglich zu sich nehmen sollte und durchaus auch erklären, was das Schlechte am Alkohol ist. Ich würde das einfach erklären und gut ist. So sitze ich abends auch mal mit meiner Chipstüte da und wenn dann noch einer raus kommt und fragt, dann erkläre ich durchaus, dass das etwas ist, was man sich als Ausnahme mal gönnt, das aber auch nichts für Kinder ist.

Wobei ich aber auch nicht immer komplett gegen Süßes sein würde, denn das ist auch nicht gut. Kinder, die das nie haben wollen dann und essen mehr davon. Es würde also auch nichts dagegen sprechen, wenn man das dem Kind auch gibt. Ich habe das mal rationiert gesehen, dass man das in eine Dose packt und das für die Woche ist. Wenn man es gleich isst, ist es leer und dann lernt das Kind das auch.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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