Corona-Crash: No-Go dass Großkonzerne Mieten nicht zahlen?
Der Bundestag hat ein Gesetz verabschiedet nachdem Mieter wegen Zahlungsrückständen - aufgrund der Corona-Auswirkungen - für drei Monate lang nicht gekündigt werden können. Dies betrifft sowohl Wohnmieten als auch Mieten für Gewerbeflächen.
Große Handelsketten haben nun angekündigt ab April - wegen ihrer geschlossenen Läden - in der Corona-Krise ihre Mieten nicht mehr zahlen zu wollen. Diese Ankündigung stößt auf großes Entsetzen - u.a. beim Zentralen Immobilienausschuss. Laut diesem sind die Filialen der Konzerne "wirtschaftlich gesund". Es sei ein inakzeptables Vorgehen und wenig partnerschaftlich.
Neben Adidas kamen solche Ankündigen wohl auch von Konzernen wie Deichmann, Puma und H&M. Kritiker meinen solche Großkonzerne könnten diese wirtschaftliche Krise eigentlich auch selbst mit Hilfe ihrer Rücklagen "verkraften" und müssten nicht auf solche Gesetze zurückgreifen - zumindest nicht zu so einem frühen Zeitpunkt.
Könnt ihr verstehen, dass auch große Unternehmen solche neuen Gesetze gleich für sich beanspruchen oder empfindet ihr es auch als No-Go wenn der wirtschaftliche Schaden des Konzerns zunächst aus eigener Kraft regulierbar scheint?
Ich finde es eine absolute Frechheit, das genau solche Konzerne sich jetzt dieses Gesetz zu nutze machen und die Vermieter unter Umständen in eine ganz andere Zwangslage versetzten.
Natürlich ist es für diese Konzerne nicht schön, wenn sie Einnahmen Einbußen hinnehmen müssen, aber weiter ihre Ausgaben haben, dies ist aber für niemanden schön. Jedoch können solche Konzerne dies eher verkraften bzw. kompensieren, als ein kleiner Angestellter oder ähnliches. Im Endeffekt geht es bei den Konzernen gerade doch nur darum, das eigene unternehmerische Risiko, auf jemand anderen abzuwälzen. Einnahmeneinbußen, egal aus welchem Grund gehören nun mal zum unternehmerischen Risiko, das das Unternehmen selber zu tragen hat, egal ob man dieses Risiko voraussehen kann oder nicht.
Im Endeffekt wird dort jetzt eine Menge Geld zunächst gespart, die Mieten müssen ja aber trotzdem zu einem späteren Zeitpunkt gezahlt werden. Natürlich ist das für die Unternehmen dennoch praktisch, weil man so die Liquiditätsreserven runterfahren kann und die Ausgaben auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt, selbst wenn man dann einen Aufschlag zahlt, ist es für die Unternehmen immer noch vorteilhaft, zumindest rein buchhalterisch betrachtet. Moralisch gesehen eine absolute Frechheit.
"No-Go"? Du siehst doch, dass es ganz offensichtlich geht. Und die Frage ist eh nicht ob das nun geht oder nicht sondern wie wir als Verbraucher mit so einer unverschämten Ausnutzung einer Regelung umgehen, die eigentlich nur dafür gedacht war Menschen vor der Obdachlosigkeit und kleine Läden vor der Pleite zu bewahren.
Meine Hoffnung ist, dass wenigsten ein paar Leute, die sich jetzt über diese Praktiken aufregen, merken, wie skrupellos und geldgierig diese Konzerne sind. Und wenn die Geschäfte dann wieder geöffnet haben nach Alternativen suchen.
Die Mehrheit wird aber wie immer nur große Töne spucken, weil "No-Go" und so, und dann doch wieder in die Läden mit den billigen Klamotten rennen, weil "Geiz ist geil" und so. Ist bisher bei jedem Skandal um Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen auch so gewesen. Ist alles ganz schlimm, aber die Jeans für 9,99 ist halt schon geil.
Aber wer das mit dem Aufregen ernst meint, der kann jetzt schon damit anfangen und die online Shops der entsprechenden Konzerne meiden. Auch kleinere Anbieter sind inzwischen online vertreten und es gibt ganz neue, lokale Netzwerke, in denen Händler aus der Region ihre Waren anbieten.
Ich habe zum Glück bestimmt schon 20 Jahre nichts mehr bei Deichmann gekauft und H&M sowie Adidas gehören auch nicht zu meinen bevorzugten Geschäften, höchstens mal für eine Kleinigkeit, aber ab jetzt geb ich da keinen einzigen Euro mehr aus. Bei sowas bin ich dann zum Glück auch sehr konsequent und ich hoffe, das viele andere jetzt ebenso konsequent sind und nicht nach 2-3 Wochen wieder sagen, ach ist ja so billig da und das ja viel wichtiger das man eine Billigklamotte kauft als moralisch korrekt zu handeln.
Die Politik baut Mist und jetzt sind die Mieter böse? Dass die Konzerne die Miete erst mal nicht zahlen, ist doch die nette Lösung. Immerhin bekommen die Vermieter durch Stundung das Geld später und fünf Prozent über dem Basiszinssatz verzinst später.
Die Unternehmen hätten ebenso mit einer Störung der Geschäftsgrundlage argumentieren können, schließlich dürfen sie nicht öffnen. Dann müsste der Mietzins neu verhandelt werden und es gäbe viel weniger Geld. Unliebsame Standorte ließen sich damit sogar unkompliziert abstoßen. Dass die Konzerne versuchen, das Geld zusammenzuhalten, um finanziell flexibel zu bleiben, das sollte nachvollziehbar sein.
Die Politik hätte auf Basis des Infektionsschutzgesetzes die Schließung anordnen können. Dann müssten die Mieter zahlen und könnten sich das Geld vom Staat wiederholen. Das ist natürlich zu teuer. Man hätte das stattdessen im neuen Gesetz so regeln können, dass Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten haben müssten, um die Stundung zu beantragen. Hat man aber nicht.
Übrigens wäre es zinstechnisch günstiger, wenn die Miete sofort gezahlt würde, und stattdessen ein Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau beantragt würde. Das ginge dann aber wieder zu Lasten der Allgemeinheit. Wenn die Politik es verbockt, sind die Unternehmen wohl kaum verantwortlich.
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