Schwule weniger akzeptiert und toleriert als Lesben

vom 11.10.2017, 14:40 Uhr

In der heutigen Gesellschaft ist es ja nicht gerade einfach, wenn jemand schwul oder lesbisch ist. Doch hört man auch immer wieder, dass es "gar nicht so schlimm" ist, wenn zwei Frauen zusammen sind als wenn zwei Männer sich lieben. Oft habe ich sogar den Eindruck, dass Lesben die Männerwelt anmachen, wenn diese ein lesbisches Paar sehen. Gibt ja auch genug Filmchen darüber, die sich viele Männer gerne ansehen, auch wenn sie Schwule verurteilen.

Jugendliche trauen sich nicht zu outen und auch ich habe eine Bekannte, die mit ihrem Sohn gebrochen hat, weil dieser einen Mann liebt. Sollte man nicht gerade Jugendlichen da einen Weg der Toleranz mitgeben? Nur so kann sich doch was in der Gesellschaft ändern. Ich habe richtig Streit mit dieser Frau bekommen. Sie meinte dann, dass es ihr weniger ausgemacht hätte, wenn die Tochter lesbisch wäre. Warum konnte sie mir aber nicht sagen.

Warum ist es wohl so, dass Schwule weniger akzeptiert und toleriert werden als Lesben? Was geht da in den Köpfen vor?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es ist nachweislich so, was viele Schwule sowie Lesben auch selber sagen. Man muss nur nahe an Menschen sein, um genau diesen O-Ton den Diamante beschreibt zu hören und live mitzuerleben. Den kriege ich sogar in meinem Bekanntenkreis alltäglich mit.

Woran es natürlich liegt, kann hier wohl kaum jemand richtig beantworten. Ich habe jedoch als Frau, die schon offenkundig mit Frauen zusammen war die Erfahrung gemacht, dass mir von Männern gesagt worden ist, ihr seid ja wenigstens noch attraktiv oder erregend. Das spielt wohl bei vielen Männern schon einmal eine Rolle und auch kamen doofe Sprüche wie, "wir stehen ja auch auf Frauen" und können "euch" dann schon gut nachvollziehen. Immer eher auf diese doofe Schiene.

Wenn man irgendwo das Thema Homosexualität aufkommen lässt, wird man schnell die Meinungen, Frauen sind Okay, aber Männer igitt erhalten. Die kenne ich zu genüge und wieso das so ist, frage ich mich auch. Männer argumentieren da aber auch verdammt unterschiedlich und das für uns Frauen wohl keine sexy Erotik dahinter steckt, dürfte auch klar sein. Ich finde schwule und küssende Männer nicht so anziehend, wie Männer offenbar 2 Frauen.

Bei zwei Frauen wird eben mit mehr Attraktivität und Erotik das ganze Spektakel gesehen. Deswegen gibt es in harten erotischen Filmen auch die Begriffe "Gay for Pay" also lesbisch sein für Geld. Denn das kommt gut an und ist in der Branche unter Frauen weit verbreitet, weil sie wissen, dass zwei Frauen einen größeren Reiz auf Männer haben, als 2 Männer auf uns Frauen oder gar auf nicht homosexuelle Männer.

Viele Männer können offenbar nicht damit leben, dass Mann,der sich als starke Geschlecht outet sich von einem anderen Mann knallen lässt. Viele, mit denen ich schon derartige Diskussionen hatte, kommen mit Aussagen wie, dass es ekelhaft sei, wenn Mann einen anderen Mann in den Hintern poppt. Witzig ist nur, dass auf meine Aussage, was machen Männer mit Frauen dann die Argumentation fehlt.

Woran es aber tatsächlich liegt, weiß ich nicht. Auch ich wurde mit einer Frau schon sexuell diskriminiert und man wollte mir seine Männlichkeit aufdrücken. Leider muss ich zugeben, dass es hier aber 90 Prozent muslimische Bürger waren. Da ist es natürlich auch mit kulturellen Background zu begründen, was aber nicht entschuldigt. Immerhin leben diese hier und sollten lernen, das zu akzeptieren sowie tolerieren und wer es nicht kann, der darf auch gehen.

Ich denke es geht da so tiefgreifend, dass wir wohl nie finden werden, wieso man so intolerant gegenüber Schwulen ist, aber durchaus in der Lage ist, lesbische Frauen zu akzeptieren.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Den Eindruck, dass Lesben eher akzeptiert werden als Schwule, habe ich mittlerweile auch schon gewonnen, wobei ich nicht wirklich verstehe, woran das liegen könnte. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich das Bild irgendwann wandelt, ich meine, die "Ehe für alle" ist mittlerweile in Deutschland erlaubt und es gibt auch diverse andere Länder, wo Homosexuelle dann eben heiraten und eine Familie gründen können. Daher hoffe ich oder sagen wir so, ich würde mir wünschen, dass es irgendwann gar keine Rolle mehr spielt ob man schwul oder lesbisch ist und beides gleichermaßen gesellschaftlich akzeptiert sind von Männern und Frauen. Derartige Toleranz und Akzeptanz gehört für mich persönlich zu einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft dazu.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das ehrlich gesagt auch wenig nachvollziehen. Gerade beim eigenen Kind kann ich es nicht verstehen, wenn man sich aufregt und diese Art zu lieben nicht akzeptieren kann. Mir wäre es ehrlich gesagt völlig schnurz wen meine Kinder lieben, Hauptsache es ist legal und der Rest den müssen sie entscheiden. Gegen das eigene Herz kann man doch eh nichts machen und Erfahrungen müssen auch gemacht werden.

Ich finde es wirklich schade, dass Schwule in der Gesellschaft immer noch so einen schweren Stand haben, aber ich denke wirklich auch, dass das mit Filmen zu tun hat und damit dass der Mann das vermeintlich starke Geschlecht ist und dann vermeintlich weiblicher, verletzlicher wirkt, wenn er sich auf einen anderen Mann einlässt. Letztendlich ist das natürlich Schwachsinn, aber so ist es eben, viele Menschen sind einfach verblendet und eng in ihrem Weltbild gefangen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Um es mal ganz krude auszudrücken: Die Vorstellung, dass zwei Frauen miteinander Sex haben, ist für viele allem Anschein nach appetitlicher, als wenn es sich zwei haarige, stattliche Typen gegenseitig so richtig und so weiter. Nackte Frauenkörper sind traditionell Sexobjekte und auf jedem zweiten Werbeplakat zu sehen (nicht, dass ich das gutheißen würde), während Männerkörper im Verhältnis seltener dazu missbraucht werden, in "aufreizender" Pose Werbung für Konsumgüter zu machen, die Frauen ansprechen sollen.

Dazu kommt nach meiner unbewiesenen Theorie auch, dass Frauen traditionell weniger sexuelle "Gelüste" nachgesagt werden. In prüderen Zeiten wusste auch jeder, was zwischen dem "ehernen Junggesellen" und seinem Privatsekretär ablief, aber zwei Frauen, die zusammenlebten, waren traditionell "beste Freundinnen". So lange sind die Zeiten nicht vorbei, als man Frauen noch jedwede sexuelle Begierde abgesprochen hat.

Und ich kann mir vorstellen, dass lesbische Beziehungen aus diesen und vergleichbaren Gründen von vielen eher belächelt und als "niedlich" oder als "Phase" angesehen werden, während bei Männern scheinbar jeder gleich an wilde und exotische Sexpraktiken denkt, solange keine gelangweilte Vagina im Spiel ist.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ja dieses Phänomen kenne ich auch und habe ich ehrlich gesagt sogar bei mir zu Hause sitzen. Mein Partner kann es nicht sehen, wenn sich zwei Männer in der Öffentlichkeit küssen bzw. bei Filmen mit homosexuellen Männern schaltet mein Partner oft sogar auch um. Einzige Ausnahme ist für ihn die Serie "Unter Uns".

Begründen kann er mir das auch nicht wirklich, findet allerdings, dass es einfach nicht sinnlich aussieht und sich alles innerlich ihn ihm sträubt. Er akzeptiert allerdings grundsätzlich schon, dass jeder Mensch seine Liebe so auslebt wie er es möchte. Er redet also nicht schlecht über Schwule und respektiert deren Lebensstil. Er kann aber halt einfach nicht dabei "zuschauen".

Lesbische Frauen findet er dagegen tatsächlich interessant und erotisch und schaut auch Spielfilme mit solchen Pärchen an. Er hätte auch kein Problem damit, wenn sich unsere Tochter später einmal outen würde und eine Beziehung mit einer Frau führt.

Ich selbst habe grundsätzlich auch gar nichts dagegen, wenn meine Tochter eine Lebenspartnerin hätte. Mein einziger Gedanke dahingehend wäre halt nur, dass ich mir eigentlich schon erhoffe irgendwann Oma zu sein. Aber sollte es so kommen werde ich mich mein Kind trotzdem weiterhin voll respektieren, akzeptieren und lieben. Theoretisch könnte sie sich ja auch in einer Hetero-Beziehung gegen Kinder entscheiden.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde sagen, dass sich hier rächt, dass Frauen einfach unwichtig gewesen sind, so über Jahrtausende gesehen. Denn Sex ist Macht. Das verstehen immer noch genug Männer so, wie Bunga Bunga Partys, Weinstein oder der Puffbesuch der örtlichen Versicherungsvertreter mit hohen Abschlusszahlen belegen. Frauen kommen in diesem Szenario nur als lebendige Sexpuppe vor. Erfolgreiche Frauen werden jedenfalls nicht eingeladen und von bezahlten Männern bespaßt.

Und das hat eine lange Tradition. Ja, bei den alten Griechen sportelten die Olympioniken noch splitternackt und werbefrei, während Damen nicht einmal zugucken durften. Homosexuelle Beziehungen waren normal, aber der Partner hatte sehr jung (Knabe) und möglichst Sklave und nie ein freier Bürger zu sein. Also Lust und Macht waren in Ordnung, Beziehungen auf Augenhöhe nicht.

Die ollen Römer waren da schon kritischer, schließlich ist Homosexualität so griechisch. Aber man sah darüber zumindest bis etwa 300 vor Christus darüber hinweg, wenn der Gespiele kein freier Bürger war, und der Bürger den aktiven Part übernahm. Sonst war das weibisch und das war übel. Also wieder mehr Macht als alles andere. Sex war ja eh mehr Show und Machtdemonstration. Immerhin durfte sich der Römer an sich auch nicht beim Cunnilingus mit einer Frau erwischen lassen. Sonst war klar, der arme Kerl ist impotent.

Juden und Christen blieben auch auf Männer fixiert. Die tollen Märchenbücher verbieten nur männliche Homosexualität, weibliche kommt gar nicht vor. Und das bleibt auch später so. Unser Bürgerliches Gesetzbuch kannte nur "widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder mit Tieren begangen wurde." Frauen? Fehlanzeige !

Schwule Männer landeten erst im Konzentrationslager, der rosa Winkel an der Brust zeigte jedem, warum. Später kam der Name eben auf die rosa Liste der Polizei. Und die bestanden noch nach der Jahrtausendwende in einigen Bundesländern. :uebel: Frauen waren da nie drauf, denn das war nie strafbar.

Und das ist doch logisch. Frauen, die Frauen lieben, werden nicht schwanger. Aber bis vor vergleichsweise wenigen Jahren mussten Frauen heiraten und die ehelichen Pflichten erfüllen. Es gab keine Alternativen. Oh die lesbisch ist, das war doch vollkommen egal.

Männer dagegen mussten Erben zeugen. Männer mussten in Männerhorden eng aufeinander hocken und Kriege führen. Homosexualität macht da nur Probleme. Bei Frauen war es egal, die müssten sich fügen und fertig. Das alles wirkt bis heute nach.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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