Sollte Pflegepersonal während Dienstzeit rauchen?

vom 09.03.2020, 01:00 Uhr

Während meiner Besuche im Krankenhaus habe ich beobachten können, dass das Krankenhauspersonal regelmäßig zu Raucherpausen verschwindet. Ob und und inwiefern diese Pausen bzgl. der Arbeitszeit erfasst werden ist mir nicht bekannt - darum geht es mir auch gar nicht. Es ist allerdings so, dass dieses Krankenhauspersonal zum Teil auch meinen Angehörigen betreut.

Mein Angehöriger raucht nicht und ist sogar ein großer Verfechter vom Rauchen. Er ist eigentlich kein Mensch der sich wegen jedem Missstand gleich aufregt. Allerdings empfindet er den Geruch inzwischen schon als sehr unangenehm. Er ist regelmäßig für mehrere Minuten im Kontakt mit dem rauchenden Personal und findet, dass besonders auch die Dienstkleidung penetrant nach Rauch riecht. Dies würde seine angeschlagene Lunge reizen. Selbst als er auf der Intensivstation lag, gab es Personal dass eindeutig nach Rauch gerochen hat.

Was haltet ihr davon, wenn Krankenhaus- bzw. auch Pflegepersonal in Heimen mit Dienstkleidung zum Rauchen geht? Sollte gewissen Berufsgruppen das Rauchen während der Dienstzeit untersagt werden?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Einerseits denke ich mir, dass Pflegepersonal auch nur menschlich ist und was in anderen Betrieben toleriert wird, sollte auch dort toleriert werden. Was jedoch nicht sein darf, ist, dass in Pflegeräumen geraucht wird, das habe ich leider mal erlebt. Aber ansonsten ist es mir relativ egal, wenn Pflegepersonal in ruhigen Momenten mal kurz rausgeht und eine raucht oder wenn die Station gut besetzt ist und die Kollegen es okay finden.

Gegen den Geruch kann man ja auch ein wenig was tun. Man kann sich zum Beispiel in der frischen Luft aufhalten oder man nimmt einen Kaugummi oder Ähnliches zu sich. Ganz verfliegen wird der Geruch wahrscheinlich nicht, aber er kann reduziert werden. Ich habe einen rauchenden Kollegen, bei dem riecht man es echt nur, wenn er direkt vom Rauchen kommt.

Rauchen ist halt eine unangenehme Gewohnheit bis hin zu einer Sucht und es gibt nichts Schlimmeres als grantiges Personal, welches nicht regelmäßig seine Zigarette zu sich genommen hat. Wenn es sich in Grenzen hält und man sich nicht alle zehn Minuten eine reinpfeifen muss, finde ich es tolerierbar. Vielleicht ist es sinnvoll, einen nichtrauchenden Kollegen mal zu fragen, ob man nicht zu sehr stinkt und ggf. die Kleidung zu wechseln. Ist zwar auch zeitaufwendig, aber wenn man sich was überschüttet, geht man schließlich ebenfalls die Kleidung wechseln.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich bin Nichtraucher, daher fällt es mir schwer mir positive Argumente auszudenken, warum das okay ist. Der Geruch ist absolut störend und gerade für die Genesung eines Nichtrauchers sicherlich nicht angenehm, aber auch für Leute, die eigentlich gerne rauchen würden und es nicht dürfen.

Ich hatte mal eine Person im Heim, die nicht mehr rauchen durfte, wegen der Gesundheit und die Pfleger gingen dann immer nach den Raucherpausen ins Zimmer und sie sehnte sich danach auch wieder zu rauchen, immerhin ist ja auch eine Sucht und das war dann nicht leicht.

Meiner Meinung nach sollte man da Rücksicht nehmen, aber die Sucht macht mit den Menschen nun mal auch, dass sie es nicht 8 Stunden ohne die Befriedigung der Sucht aushalten. Ich finde es beidseitig einfach sehr schwer und kann es verstehen, dass man das als Patient als störend empfindet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mir geht es auch so, dass ich mich als Nichtraucher nicht so wirklich in die Situation hineinversetzen kann, da ich diesen Suchtdruck selber nicht kenne. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es enorm quälend sein kann, wenn man dem Rauchen bei einer Nikotinabhängigkeit nicht nachgehen kann. Immerhin ist diese Tätigkeit für viele Menschen ein Mittel des Stressabbaus und der Emotionsregulation - wenn es auch vom gesundheitlichen und finanziellen Aspekt her zweifellos nicht die beste Wahl darstellt.

Der Pflegeberuf ist enorm belastend und anstrengend. Man ist quasi dauerhaft unter Strom und übt einen Job mit einer sehr hohen Verantwortung aus. Noch dazu ist die Pflege vielerorts so unterbesetzt, dass Überstunden und Einspringen im Frei eher die Regel als die Ausnahme sind. Meistens ist die Arbeitslast so hoch, dass es kaum einen Tag gibt, an dem man seine verdiente halbe Stunde Mittagspause wirklich mal nehmen kann. Dass sich die Mitarbeiter da bei jeder sich bietenden Gelegenheit für zwei Minuten auf den Balkon verziehen, um einfach mal aus dem Stress rauszukommen und ein Bedürfnis zu befriedigen, ist mehr als nachvollziehbar. So gesehen würde ich es fast als Folter ansehen, wenn man nicht einmal das gestatten würde.

Natürlich ist der Rauchgeruch ein Manko, das sich schwer vermeiden lässt. Zudem wird von Nichtraucherkollegen oft kritisiert, dass den Rauchern ihre „Päuschen“ zugestanden werden, während man von ihnen das Durchackern verlangt. Bettlägerigen Patienten ist außerdem das Rauchen untersagt, wenn sie nicht an die frische Luft mobilisiert werden können, während der Pfleger ihnen den Duft der ersehnten Zigarette wortwörtlich unter die Nase reiben kann. Diese Punkte sprechen gegen das Rauchen am Arbeitsplatz.

Persönlich bin ich der Meinung, dass das Rauchen vertretbar ist, solange es nicht in Innenräumen passiert, nicht auf Kosten der Patientenversorgung geht und kein Übermaß annimmt. Verantwortung für die eigene Gesundheit trägt man sowieso immer selbst, und so viel Freiheit darf man dem Personal eigentlich eingestehen. Nichtsdestotrotz kann ich auch die kritischen Stimmen nachvollziehen und die Nachteile sehen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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