Über kurze Phasen der Arbeitslosigkeit froh sein?
Ich war bisher glücklicherweise noch nie arbeitslos. Ich hatte neben meinem Studium immer sehr viel gearbeitet und direkt im Anschluss auch immer eine Arbeit gehabt. Von daher weiß ich gar nicht so recht, wie es sich anfühlen mag, arbeitslos zu sein.
Jedenfalls habe ich schon öfter im Freundeskreis mitbekommen, dass die eine oder andere Person kurzfristig arbeitslos war - die andere Arbeit also schon in Aussicht beziehungsweise ein neuer Vertrag schon unterschrieben war. Von daher waren es dann etwa ein bis drei Monate absehbare Arbeitslosigkeit ohne Ungewissheit.
Teilweise meinten meine Freunde oder Bekannten dann, dass sie diese kurze Arbeitslosigkeit extrem genießen könnten. Diese "Auszeit" würde ihnen unheimlich gut gut und sie hätten jede Menge Zeit dafür, was früher immer liegengeblieben war. Außerdem hätten sie die Zeit, sich richtig zu erholen und auch mal ohne schlechtes Gewissen nichts zu tun, was nicht so war, als sie sie wertvolle Urlaubstage bei der Arbeit nehmen mussten. Wart ihr auch schon froh über kurze Phasen der Arbeitslosigkeit?
Ich hatte auch schon kurze, aber auch schon mal eine längere Phase der Arbeitslosigkeit in meinem Lebenslauf. Froh und glücklich war ich in beiden Phasen der Arbeitslosigkeit nicht. Allein schon wegen der finanziellen Situation und der Vorbildfunktion meiner Tochter gegenüber.
In der kurzen Phase der Arbeitslosigkeit habe ich die ersten Wochen allerdings durchaus auch genossen. Ich habe auch im Haushalt Aufgaben erledigt, für die ich ansonsten nie die Motivation hatte. Zum Beispiel den Keller mal so richtig auszumisten. Ausgemacht hat es mir also nichts, dass ich die 2-3 Monate zu Hause bleiben konnte. Etwas zu tun findet man immer und die Decke ist mir dabei tatsächlich nicht auf den Kopf gefallen.
In der langen Phase der Arbeitslosigkeit habe ich ständig Absagen bekommen obwohl ich dafür qualifiziert war. Anfangs hat mich das auch nicht gestört aber wenn man über 200 Bewerbungen schreibt und immer noch keine Zusage erhält dann beginnt man so langsam an sich selbst zu zweifeln. Da kann man sich dann auch nicht mehr über die gewonnene Freizeit freuen und weiß auch nicht mehr so richtig was man mit der Zeit anfangen soll - wenn man nicht gerade ein Pc- und TV-Junkie ist.
Wenn der eine Job bereits beendet ist und der Vertrag für den neuen Job unterschrieben ist und man dann mal 1,2 oder 3 Monate frei hat, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, das dies sehr erholsam ist. Aber wie gesagt, nur unter der Voraussetzung, das man bereits eine neue Arbeit hat. Ansonsten finde ich nicht, das man über die Phasen wirklich froh sein kann, zumindest ich kann das nicht. Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche und nicht wissen, wann es wie weiter geht finde ich jetzt nicht gerade eine erholsame Phase.
Ich war auch schonmal arbeitslos und solange ich nicht wusste, wie es weiter geht, konnte ich mich in der Phase auch nicht erholen, da mich diese Ungewissheit einfach genervt hat und es mich unterbewusst durchaus gestresst hat. Sobald ich dann aber den neuen Vertrag in der Tasche hatte und dann noch 2-3 Wochen übrig waren, bis es los ging, dann habe ich diese Zeit wirklich genießen können.
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