Wann fühlt ihr euch nicht richtig angekommen?
Es kann ja in verschiedenen Situationen vorkommen, dass man sich nicht richtig angekommen fühlt. Das kann im Urlaub oder generell auf Reisen sein aber auch dann, wenn man eine neue Wohnung bezieht, in eine andere Stadt zieht oder eine neue Arbeitsstelle antritt. Dass man da etwas Zeit braucht, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, ist ja völlig normal. Aber manche haben das Gefühl, dass sie sich auch nach langer Zeit nicht gewöhnen können.
War das bei euch schon einmal so? Bei mir war das schon einmal so. Mein erster Studium hatte ich auch unter anderem deshalb nach einem Semester abgebrochen, weil ich mich nie wohlgefühlt habe in der Uni - auch nach Monaten nicht. Mit der entsprechenden Stadt und dem "Freundeskreis" war es zu der Zeit genauso.
In dieser Hinsicht bin ich wohl relativ pflegeleicht. Ich kenne es zwar auch, dass man sich irgendwo erst eingewöhnen muss, und je jünger man ist, desto schwieriger ist es eben. Die erste eigene Wohnung ist ein riesiger Schritt, aber irgendwann bist du 40, hast schon da und dort gewohnt, studiert und gearbeitet und weißt genau, dass du in ein paar Wochen das Gefühl haben wirst, nie woanders gewesen zu sein.
Zumindest solange alles in "normalen" bürgerlichen Verhältnissen abläuft. Im Knast oder in einem Elendsviertel der Dritten Welt bräuchte ich wohl entsprechend länger, um mit der Situation klar zu kommen als in einer braven deutschen Stadt in einem stinknormalen Viertel oder an einer kreuzgewöhnlichen Uni. Ich erwarte bei Licht besehen auch gar nicht, mich irgendwo zu hundert Prozent wohlzufühlen, wenn man vielleicht von meiner Wohnung absieht.
Aber beispielsweise an der Uni war ich definitiv nicht top glücklich, sondern als "Spätberufene" mit Ende Zwanzig eher genervt von den ganzen spießbürgerlichen Teenies ohne Hirn und Verstand. Aber das Studium selber fand ich dennoch interessant, auch wenn ich keinen Hofstaat um mich versammeln konnte, sondern eher mich dadurch unbeliebt gemacht habe, dass ich nach Referaten lästige Fragen gestellt habe.
Auch in diversen Jobs war ich mal mit Abstand die Jüngste, mal heillos überqualifiziert, mal am Strampeln, aber das hat mich eigentlich nie groß gestört. Ich wollte dort nicht "ankommen" und mich möglichst nahtlos einfügen, sondern Geld verdienen. Das mit dem nahtlos Einfügen war noch nie so mein Ding.
Ich weiß schon was du meinst, aber ich würde das nicht als "ankommen" oder "nicht ankommen" bezeichnen. Ich hatte mal einen Job bei einem großen Konzern und da gab es formal überhaupt nichts auszusetzen, es hat eigentlich alles gestimmt und ich habe auch heute noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen, aber es war sehr schnell klar, dass das einfach nicht meins ist, nicht die Art von Job, die ich jahrelang machen möchte. Wenn "schmeißt Traumjob nach drei Monaten hin" nicht so blöd ausgesehen hätte im Lebenslauf hätte ich genau das gemacht.
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