Wie Person auf Handysucht diplomatisch ansprechen?
Eine gute Bekannte namens A hat offensichtlich ein Problem mit ihrem Handy-Konsum. Soweit ich weiß, wird diese Empfindung anscheinend auch von anderen Menschen in ihrem Umfeld geteilt. So hat eine dieser Personen, nennen wir sie B, A auf ihren Umgang mit dem Smartphone angesprochen und darum gebeten, dieses bei einem Treffen in der Tasche zu lassen. A erzählte mir die Geschichte voller Empörung und mit dem expliziten Zusatz, sie überlege deswegen jetzt den Kontakt zur ihrer Kritikerin abzubrechen. Diese Empörung war auch keine Sache, die sich innerhalb weniger Tage erledigt hatte, sondern ging über mehrere Wochen, beständig mit der Überlegung eines Kontaktabbruchs verbunden. Immer wieder lamentierte A über die Kritik an ihr bezüglich des Smartphones.
Wenn ich ehrlich bin, gebe ich der anderen, mir fremden Bekannten Recht, denn mittlerweile guckt A schon kaum noch von ihrem Smartphone hoch und kann es nur sehr schwer akzeptieren, irgendwo hinzufahren, wo der Empfang unzureichend ist. Dann hält sie die ganze Zeit das Handy in der Hand und guckt, wie viele Empfangsbalken vorhanden sind und ob es nicht doch kurz eine Möglichkeit gibt, ins Netz zu kommen. Eine Unterhaltung wird zuweilen schwer möglich, andererseits ist B absolut nicht kritikfähig, wenn jemand an ihr Heiligtum will.
Wie kann man diplomatisch auf diesen Misstand aufmerksam machen, wenn jemand einerseits so abhängig, andererseits so wenig kritikfähig ist? Was wären geeignete Bitten oder diplomatische Sätze, A für kurze Zeit vom Handy weg zubekommen und die Aufmerksamkeit ihrer Umwelt zu widmen? Gibt es irgendeine Möglichkeit, den Kontakt zu A noch zu halten, wenn die Person nur noch für die Online-Welt lebt?
Ich habe gar keine Freunde um mich, die kritikunfähig sind, zumindest würden sie mir wegen einer Kritik nicht gleich die Freundschaft kündigen wollen. Ich würde mich vermutlich erstmal fragen was mir wichtiger ist. Also ob ich auf den Kontakt auch verzichten könnte oder ob mir der Kontakt zu der Person so wichtig ist, dass ich ihre Handysucht tolerieren kann. Grundsätzlich bin ich allerdings Fan von direkten Worten und würde ihr einfach sagen: "Du ich hoffe du willst mir jetzt nicht gleich die Freundschaft kündigen, aber ich würde mich auch freuen wenn du mir in Gesprächen deine volle Aufmerksamkeit schenkst."
Der Onkel von meinem Freund ist auch so ein Mensch der ständig das Smartphone in der Hand hatte und jedes Mittagessen & Co., sowie die Tischgäste, mehrfach fotografiert hat. Wir haben ihm dann erklärt, dass wir unserer Tochter das Nutzen des Smartphones beim Essen untersagt haben und es schön wäre, wenn sich alle Leute am Tisch daran halten. Er hat das akzeptiert bzw. verstanden. Er macht jetzt kurz ein Foto von seinem Teller und dann packt er das Handy weg.
Vielleicht kann man ihr deinen Standpunkt aber ja auch über "Umwege" klar machen? Ich zum Beispiel würde dann von meiner Tochter erzählen: Dass ich finde. sie legt dass Handy gar nicht mehr weg. Dass es mich schon stört, dass sie bei Gesprächen ständig das Ding in den Händen hält, weil ich der Meinung bin, dass man sich bei Gesprächen in die Augen schaut und so auch viel aufmerksamer dem Gespräch folgt. Und dann würde ich ihr noch von der handyfreien Zone am Esstisch erzählen. Ich würde dann hoffen, dass sie meinen Standpunkt generell versteht und meine "Vorstellungen bzw. Forderungen" an meine Tochter auch auf sich überträgt.
Ich hatte so einen Fall im Bekanntenkreis und habe trotzdem keine Lösung für dich. Bei der Frau war es irgendwann auch so, dass man kein Gespräch mehr mit ihr führen könnte, weil die "Gespräche" auf dem Smartphone wichtiger waren. Wobei ich es noch verstanden hätte, wenn da wirklich irgendwas wichtiges passiert wäre, was sie zeitnah klären muss. Das kommt bei mir beruflich schließlich auch hin und wieder vor. Aber das war wirklich lauter banales Zeug wie XY hat ein Bild von ihrem Essen gepostet und das muss unbedingt sofort mit irgendwas banalem kommentiert werden.
Ich habe das ein paar Mal angesprochen. Am Anfang sehr diplomatisch nach dem Motto "was ist denn wichtiges passiert?" und dann auch weniger diplomatisch indem ich gesagt habe, dass ich mich in ihrer Gegenwart nicht mehr wohl fühle weil ich nur noch die Unterhaltung zwischen zwei Nachrichten oder Bildern von Essen bin und ansonsten gar nicht mehr existiere.
Letztendlich habe ich den Kontakt eingeschränkt und war ganz froh, dass sie sich dann auch nicht mehr groß um mich bemüht hat und die Bekanntschaft so praktisch einfach einschlief. Anscheinend hat sie so in den letzten Jahre eine ganze Reihe Freunde verloren, denn vor einiger Zeit hat sie sich bei mir entschuldigt und erzählt, dass sie die meisten Apps gelöscht hat von denen sie damals extrem besessen war.
Das ist ganz klar eine Sucht und bei einer Sucht kann man sicherlich mit der Person reden, aber diese wird die Meinung nicht Ernst nehmen, da sie meint alles im Griff zu haben. Somit ist eine süchtige Person nicht empfänglich für Kritik und vor allem wird sie eine solche Person nicht in der Nähe haben wollen. Ich würde schon versuchen mit einem Freund darüber zu reden, wenn das der Fall sein sollte, aber ich habe schon genug Suchtkranke in meiner Umgebung gehabt um zu wissen, dass diese das selber erkennen müssen und auch erstmal auf die Nase fallen müssen. Es bringt nichts eine Person dazu zu zwingen Hilfe annehmen zu wollen oder zu müssen.
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