Was habt ihr anderen Personen bewusst nicht gegönnt?

Dass man mal neidisch auf andere ist, ist ja völlig normal. Ich finde da auch absolut nichts Verwerfliches oder Schlimmes dran, solange man der anderen Person trotzdem noch gönnt, worauf man neidisch ist. Wenn ich beispielsweise neidisch bin, dass meine Freundin nun in den Malediven im Urlaub ist, während ich arbeiten muss, bin ich durchaus neidisch, freue mich aber trotzdem für sie und gönne ihr das auch.

Wann habt ihr aber anderen Personen etwas ganz bewusst nicht gegönnt und warum? Bei mir ist das so, wenn ich merke, dass jemand völlig unverdient etwas bekommt. Wenn jemand beispielsweise nur deshalb eine gute Note bei einer Prüfung schreibt, weil er bewusst gemogelt hat, finde ich das unfair und da gönne ich der Person den Erfolg auch nicht.

Keine Ahnung, ob Neid ein sogenanntes normales Gefühl ist. Ich selbst bin kein missgünstiger Mensch. Daher erwacht auch nie der Neid in mir. Ich hatte einmal eine Nachbarin mit der ich ständig verkehrte. Die war sonst eigentlich in Ordnung. Nur ihr Neid anderen gegenüber war kaum auszuhalten für mich. Sie schaut aus meinem Küchenfenster und fragt sich, wie wohl die Nachbarn solch ein großes tolles Auto haben können. Wenn das mal keine Missgunst ist, weiß ich auch nicht.

Ich bin ein bodenständiger und bescheidener Mensch. Neid liegt mir einfach nicht. Das ist kein gutes Gefühl, eher ein zerstörerisches unglücklich machendes. Das passt einfach nicht zu mir. Ich habe noch nie Neid empfunden. Vielleicht in meiner Kindheit ab und zu Bewunderung für andere Kinder. Dass sie flink und sportlich waren, bewunderte ich an meinen Spielkameraden. Hätte ich damals gewusst, dass es mir nur aufgrund meines Handicaps nicht möglich war, hätte sich die Bewunderung in Grenzen gehalten.

Woher sollte ich wissen, ob andere Schulkameraden bei Klassenarbeiten betrogen haben? Ich hatte genug mit mir selbst zu tun. Ich habe noch niemandem seine Zensuren missgönnt. Ich wäre auch nie auf den Urlaub meiner Freunde neidisch. Dafür bin ich schließlich ihre Freundin, dass ich ihr den Urlaub auch wahrhaft gönne. Neidische Menschen tun mir einfach nur leid, und solch einen braucht man wirklich nicht zum Freund.

Je älter ich werde, desto mehr entwachse ich auch Neid und Missgunst. Ich habe schließlich im Lauf der Zeit gelernt, dass viele Leute, denen anscheinend alles mühelos zufällt, vor allem gut darin sind, andere zu blenden und sich selbst möglichst vorteilhaft zu inszenieren. Außerdem weiß man ja nicht, wie es in den Leuten selber aussieht - man kann bekanntlich materiell top aufgestellt sein, das tollste Auto haben und sich alles mögliche leisten können, aber dennoch einsam oder unzufrieden sein oder sonstwie versuchen, einen Mangel durch Äußerlichkeiten zu kaschieren. Und zudem musste ich auch auf die harte Tour kapieren, dass das Leben nicht fair ist und ich lieber darauf schauen sollte, was ich so alles habe und kann als auf andere zu schielen, die wirklich vom Glück begünstigt sind.

Als ich noch jünger war, war ich dagegen schon manchmal neidisch. Beispielsweise stamme ich aus einer nicht gerade wohlhabenden Familie und bin die erste meiner Generation, die es als "Arbeiterkind" an die Uni geschafft hat. Da war ich schon manchmal neidisch auf Mitstudierende, die "mal eben so" ein Jahr USA finanziert bekommen haben oder denen Papa ein cooles Praktikum zuschanzen konnte und goldene Brücken ins Berufsleben bauen, obwohl sie dumm waren wie ein Stück Blockschokolade.

Unsereiner ist statt dessen von einem Nebenjob zum anderen gesaust und musste tatsächlich durch Leistung punkten bzw. ist mangels Beziehungen in bestimmte "Kreise" gar nicht erst aufgestiegen. Aber wenn einem nicht ständig vor Augen geführt wird, wie leicht es sich die "Bessergestellten" machen können, ist es einfacher, sein eigenes Ding zu machen und die anderen Leute zu ignorieren.

Ich weiß nicht was es mir persönlich bringen würde wenn ich jemandem etwas nicht gönnen würde oder neidisch wäre. Meine eigene Note wird ja nicht dadurch schlechter, dass jemand anders seine gute Note nicht mit ehrlicher Arbeit erworben hat. Ich finde mich auch nicht plötzlich auf den Malediven wieder wenn ich neidisch auf den Urlaub der Freundin bin. Also verschwende ich meine Zeit gar nicht erst mit solchen Gedanken.

Und was die unverdienten Noten betrifft, da kenne ich Beispiele, bei denen sich das ganz von selber reguliert hat. Ich erinnere mich an einen Mitschüler, der in Physik an die Tafel gerufen wurde um einen Rechenweg zu zeigen, den er als einer der wenigen in der letzten Arbeit komplett richtig hatte. Auf die Blamage war ich bestimmt nicht neidisch.