Gefühl haben, dass die Zeit einem davonläuft?

Meine Freundin hat mir vor kurzem gebeichtet, dass sie das Gefühl hat, die Zeit würde ihr davonlaufen. Sie ist nun Anfang 30 Jahre alt und hat keinen Partner, wünscht sich aber sehnlichst eine Familie und auch Kinder. Sie hat Angst, dass das alles nicht mehr klappt beziehungsweise nicht innerhalb der nächsten Zeit, so wie sie es sich eigentlich gewünscht hatte.

Hattet ihr schon einmal das Gefühl, dass euch die Zeit davonläuft? Dieses Gefühl habe ich durchaus oft, also dann beispielsweise, wenn ich irgendwelche wichtigen Fristen bei der Arbeit einhalten muss und bis dahin meine Aufgaben erledigt haben will. So auf das ganze Leben bezogen habe ich dieses Gefühl aber eigentlich nicht gehabt, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.

Ich hatte das selber noch nicht, aber ich habe das auch bei einer Bekannten von mir mitbekommen. Gerade beim Kinderwunsch hat man als Frau nun mal auch nicht ewig Zeit und da ist es natürlich dann auch alles andere als entspannend, wenn man mit über 30 noch keinen Partner in Sicht hat mit dem das umsetzbar wäre.

Ich habe aber auch so Phasen, in der ich das Gefühl habe, dass ich Dinge nicht mehr schaffen könnte, die ich mir mal irgendwann vorgenommen habe, weil ich zu alt werde, weil die Zeit rast und so weiter. Letztendlich ist man aber nur so alt wie man sich fühlt. So war ich mit meiner Oma mal beim Bowling. Die gute Frau war zu dem Zeitpunkt über 80 und sie wollte das einfach mal probieren, weil ich es zu dem Zeitpunkt ganz gerne mal mit Freunden gemacht habe. Sie fragte mich also ob es okay wäre, wenn sie das mal mit mir zusammen macht und ich fand es klasse. Man kann also auch noch im Alter Dinge für sich entdecken. Wir hatten an dem Tag wirklich viel Spaß und die Blicke der anderen Leute waren auch nicht schlecht.

Je älter man wird, desto schneller vergeht bekanntlich die subjektiv empfundene Zeit. Dafür gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze. Beispielsweise umfasst ein Jahr für ein zehnjähriges Kind ja immerhin 10 Prozent des ganzen bisherigen Lebens und wirkt alleine schon deswegen länger als mit 40, wenn von Weihnachten zu Weihnachten 2,5 Prozent verrinnen, Tendenz fallend. Zudem kommt einem die Zeit länger vor, wenn man Neues erlebt und lernt und unterschiedliche Erfahrungen macht, was logischerweise auch eher der Fall ist, je jünger man ist. Im Lauf der Jahre schleicht sich doch eine gewisse Routine ein und es gibt weniger Möglichkeiten, tatsächlich noch Abenteuer zu erleben.

Ich habe auch allmählich das Gefühl, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Ich kann mich noch daran erinnern, dass die Sommerferien für mich als Kind unwahrscheinlich lang waren - und was sind heute schon sechs Wochen? Und ich fiebere auch nicht mehr über endlose Wochen auf Weihnachten hin, sondern setze die imaginäre Fliegerbrille auf, weil ich es gerade so schaffe, in den paar Wochen des Advents alles zu erledigen. Nur die "biologische Uhr" tickt bei mir nicht, weil ich in derlei Hinsicht keine Ambitionen habe.