Polizeibeamte mit 2. Jobs in Ordnung oder falsches Signal?
Laut einem Artikel verdienen sich immer mehr Polizeibeamte mithilfe eines 2. Jobs Gelder dazu, weil das Beamtengehalt offenbar nicht reicht.
Auch in NRW oder anderswo soll es ähnlich laufen, wenn man unterschiedlichen medialen Portalen glauben schenkt. Die Kommentare unter den jeweiligen Mitteilungen sind häufig „verständnislos“ im Bezug darauf, weil sie der Meinung sind, dass man so auch keinen klaren Kopf für den Hauptberuf, der viel Aufmerksamkeit, Vorsicht, Taktgefühl etc. erfordert haben kann.
Erschreckt es Euch, dass immer mehr Polizeibeamte einen zweiten Job benötigen? Findet Ihr es in Ordnung, wenn sie dann bei dem stressigen Polizeiberuf noch nebenberuflich aktiv sein müssen oder findet Ihr, dass dort etwas von ganz oben falsch durchdacht wurde?
Dass Polizeibeamte einen Zweitjob brauchen ist in meinen Augen schon traurig, da sie wirklich einen sehr harten Job - sowohl psychisch als auch physisch - haben. Erschrecken tut es mich allerdings nicht wirklich dass das Gehalt nicht reicht. Da geht es den Polizeibeamten nicht anders wie vielen anderen Angestellten und Arbeitern die in dieser Gehaltsstufe verdienen. Gerade als Single oder Familienvater in Großstädten lassen das u.a. die hohen Mieten einfach nicht anders zu.
Laut dem Artikel handelt es sich bei den Zweitjobs allerdings meist um sportliches oder soziales Engagement z.B. als Fußballtrainer oder Kursleiter für Selbstverteidigung. Ich denke dass viele Beamte diese Zuverdienstmöglichkeit gar nicht als wirkliche Belastung sondern eher als Freizeitausgleich sehen welcher positiver Weise auch noch finanziell honoriert wird. Es ist vermutlich also gar keine zusätzliche Belastung sondern eher Stressabbau und dagegen spricht aus meiner Sicht ja eigentlich nichts.
Sollte dem nicht zu sein wäre auch die Frage, wie man dem Ganzen Abhilfe schaffen sollte? Im Grunde genommen müsste man den Beamten dann ja eine finanzielle Alternative anbieten. In dem Artikel war zum Beispiel von einer Ballungsraumzulage die Rede welche allerdings schwer umsetzbar zu sein scheint.
Erschreckt es dich, dass ich als Angestellte im öffentlichen Dienst einen Nebenjob habe? Mein Brotberuf ist zwar nicht so verantwortungsvoll und stressig wie der einer Polizistin, aber ich verstehe generell nicht, wieso immer mit zweierlei Maß gemessen wird und für manche Jobs spezielle Spielregeln zu gelten haben. Es gibt ja auch genügend andere anspruchsvolle Berufe mit viel Verantwortung und Kontakt zur Öffentlichkeit, die nicht übermäßig bezahlt werden - schreit da jemand, wenn etwa ein Wachmann nebenzu noch Taxi fährt?
Und umgekehrt wäre das Geschrei doch mindestens ebenso laut, wenn Beamte auf einmal so viel verdienen würden wie vergleichbare Beschäftigte in der freien Wirtschaft. Dann würde es wieder heißen: Steuergeldverschwendung! Wieso bläst man den Deppen in Uniform den Puderzucker in den Allerwertesten!? Wieso bekommt Job XY keine Gehaltserhöhung, deren Arbeit ist viel mehr wert als die der Ordnungshüter?! und so weiter. Maximal könnte der Arbeitgeber jede Nebenbeschäftigung konsequent untersagen, aber das macht gewisse, sowieso schon anspruchsvolle, Berufe noch unattraktiver und würde wohl mindestens noch größeren Fachkräftemangel nach sich ziehen.
Natürlich verstehe ich, wenn man sagt, wieso wird bei gewissen Berufsgruppen eigentlich mit zweierlei Maß gemessen. Das verstehe ich und ich muss wirklich zugeben, dass ich Berufe aus der Pflege, im Polizei-, Ambulanz- und Feuerwehrdienst wirklich stets mit einem anderen Maß bewerte.
Allerdings bin ich eben als Bürgerin auch darauf angewiesen, dass ein Polizist fit ist. Körperlich belastet werden kann, im Ernstfall da ist, wenn man ihn braucht und nicht erschöpft vom Nebenjob ist. Natürlich sollte keinerlei Zweitjob Auswirkungen auf Gesundheit, Seele und den Kernjob haben, aber wir wissen alle wohl auch selbst am besten, wie einfach das gesagt ist.
Und ich bin einfach der Meinung, dass gewisse Berufe, die von einem im Kernberuf alles abverlangen und teilweise auch über die körperliche Substanz und psychische Belastbarkeit, je nach Fällen hinaus, nicht noch mit einem Zweitjob an die körperliche sowie seelische Substanz gehen sollten. Das ist jedem anderen Berufler keineswegs fair gedacht, das stimmt, aber irgendwie kriege ich diesen Grundgedanken gar nicht heraus.
Aber letzten Endes hast Du natürlich auch recht damit, dass es nicht fair ist, so zu bemessen. Derweil man dann wieder einen Grund zum meckern finden würde, wenn der „Beamte“ zu viel verdient. Irgendwie kann man es wohl nicht so recht jemanden Recht machen.
Aber dass du bestimmte Jobs mit anderen Augen betrachtest, dass ist doch eher ein persönliches Problem, oder. Ja, Polizisten haben einen harten Job und halten teilweise die Knochen hin. Aber so ungewöhnlich hoch ist die Belastung auch nicht.
Unzählige andere Berufsgruppen sind nicht besser dran. Klinikärzte mit Nebentätigkeit sind ebenso nicht selten wie niedergelassene Mediziner mit Nebenjob. Genügend Rechtsanwälte jobben. Von beiden erwarten Hilfesuchende beste Leistungen und keine Fehler.
Im Taxi möchte ein Fahrgast ebenso einen wachen und reaktionsschnellen Fahrer wie in Bus und Bahn. Da stören dich andere Haupt- oder Nebenjobs nicht. Die Liste ist endlos.
Außerdem ist es oft doch gar nicht das Geld. Wenn ich die Polizisten in meinem Umfeld sehe, wäre es ein ziemlicher Verlust für die, wenn sie ihre Nebenjobs nicht machen dürften. N bereitet seit Jahren Desserts für einen Partyservice zu und findet das einen tollen Ausgleich. Der Vater von N hat übrigens schon vor 30 Jahren Essen ausgeliefert, um neben dem Hausbau auch den Urlaub und den Mercedes zu finanzieren. Dazu reichte es bei der Polizei schon damals nicht. P schreibt Lehrbücher und leitet die Verbindungsstelle einer internationalen Polizistenvereinigung sowie eine Sportgruppe. R leitet ebenfalls eine Sportgruppe, hält Vorträge und ist Richter im Hundesport. H gibt neben der Arbeit in der Reiterstaffel Reitunterricht. Denen würde man die Freizeit einschränken.
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