Ist es möglich unangenehme Aufgaben zur Routine zu machen?
Jeder von uns kennt es: Man sitzt vor einer Aufgabe, die erledigt werden muss/soll, auf die man aber so wirklich überhaupt keine Lust hat. Das kann alles sein. Für den einen ist es der Papierkram, der noch erledigt werden muss, für den anderen der Hausputz und für den wieder anderen der Gang ins Fitnessstudio.
Worauf ich hinaus will ist die Klärung der Frage, ob es tatsächlich auf immer und ewig lästige Aufgaben bleiben müssen, oder ob es möglich ist daraus eine gewisse Routine für sich selber zu entwickeln. Immerhin ist das tägliche Zähne putzen auch irgendwo eine Routine. Wenn man diese nicht einhält hat man automatisch das Gefühl, dass es fehlt oder falsch gelaufen ist. Somit ist man aus Gewohnheit bemüht, seine Routinen möglichst immer automatisch einzuhalten. Dies geschieht im Idealfall auch ohne groß darüber nachzudenken. Man handelt halt einfach.
Was glaubt ihr, ist es uns möglich, eine Routine zu erlernen? Das man sich also sagt, ab heute mache ich jeden Tag oder einmal die Woche oder zu einem anderen festen Zeitpunkt, immer eine bestimmte Sache. Am Anfang erfordert das mit Sicherheit einiges an Disziplin und Überwindung, aber mit der Zeit sollte es doch zur Gewohnheit und damit schließlich zur Routine werden. Meint ihr dies könnte so in etwa nach dem Prinzip funktionieren? Habt ihr selber schon Erfahrungen damit gemacht?
Es ist sicher schon möglich, es so zu machen und eine Routine bei ungeliebten Aufgaben zu erreichen. Das bedeutet dann, dass man die eigene Disziplin fordert, indem man die ungeliebte Aufgabe dann immer zu einer bestimmten Zeit erledigt. Ich habe es mir bei ungeliebten Aufgaben zur Routine gemacht, dass ich diese immer sofort erledige, wenn sie anstehen. Das heißt nicht, dass ich sie lieber mache, aber ich habe sie dann erledigt und Zeit für Dinge, die ich lieber mache.
Feste Zeiten, feste Aktionen und feste Planung können das ganze durchaus erleichtern wenn man unangenehme Aufgaben endlich ernsthaft angehen möchte. So kann man sich z.B. einmal in der Woche wie Mittwochs Abends 2 Stunden Zeit nehmen um den Papierkram zu machen. Dann muss man diesen aber auch noch konsequent einhalten und wenn man das ein paar Wochen gemacht hat, dann ist dieser Ablauf bereits in die Routine aufgenommen und erledigt sich deutlich einfacher. Denn wenn man feste Abläufe hat, dann ist die Chance sich heraus zu reden und es zu verschieben doch eine andere, als wenn man sagt "mach ich die Tage mal".
Ich brauche mir so etwas eigentlich nicht mehr abgewöhnen, da ich das über die Jahre von alleine aus gemacht habe. So habe ich meine festen Tage in der Woche, an denen ich putze, an anderen mache ich meinen Papierkram und die Arbeiten die dazwischen wieder anfallen erledige ich wenn Zeit ist. Sport und alles weitere ist inzwischen auch so integriert, dass ich dafür keine festen Zeiten mehr brauche und es dennoch jeden Tag konsequent durchziehe. Denn mal ist morgens keine Zeit zum joggen, dann mache ich es abends und wenn es wirklich einmal ausfallen sollte aus welchen Gründen auch immer, dann wird es den kommenden Tagen von der Zeit her aufgefangen und ich mache dort einfach länger Sport.
Mit einem entsprechenden Zeitplan und ausreichend Disziplin und Konsequenz ist das sicherlich möglich, aber eben nur, wenn man einen ausreichend starken Willen hat und nicht ständig seine Meinung ändert oder sich vom inneren Schweinehund beeinflussen lässt.
Ich finde, dass man gerade solche Sachen sehr gut erreichen kann, wenn man das wirklich will, weil es an einem selbst liegt und man nicht von äußeren Faktoren abhängig ist, die man nicht beeinflussen kann. Daher sollte man sich Strategien überlegen, wie man das umsetzt. Durch Rumsitzen und Faul sein tut sich auch nichts.
Ich denke schon, dass man sich unangenehme Aufgaben zur Routine machen kann. Das kann man ja auch allein schon auf die täglichen Hausarbeiten beziehen. Nicht jeder findet Staubsaugen toll oder putzt gerne die Toilette, dennoch sind das Arbeiten, die eben gemacht werden müssen. Mit einer gewissen Routine fällt einem das sicherlich irgendwann leichter. Das lässt sich sicherlich auf jede Arbeit beziehen, die man immer wieder tätigen muss.
Ich denke, dass sie aber nur zur Routine werden können, wenn man sie eben auch öfter ausüben oder erledigen muss. Wenn das etwas ist, dass nur einmalig statt findet oder nur selten vorkommt, ist es sicherlich schwer da routiniert zu werden.
Ich bin gerade dabei, solche Routinen für mich zu entwickeln und habe inzwischen herausgefunden, welches Tempo für mich funktioniert. Ich brauche relativ lange, um mir eine neue Gewohnheit anzueignen und darf nicht zu viele Gewohnheiten gleichzeitig trainieren.
Ich habe mir dann vor einigen Monaten einen Gewohnheitstracker heruntergeladen, der mich jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit daran erinnert, eine Aufgabe zu erledigen, und wenn ich sie erledigt habe, kann ich sie als erledigt markieren. So sehe ich in der App auf dem Handy sofort, wie lange ich die Routine schon durchziehe. Ich sehe auch hochgezählte Tage, also wie viele Tage ich es hintereinander geschafft habe, und dies ist für mich die größte Motivation. Denn wenn ich eine tägliche Aufgabe an einem Tag nicht erledige, werden die hochgezählten Tage wieder auf Null gesetzt.
Ich habe mit sehr kleinen Aufgaben angefangen, die erste Routine, die ich angefangen habe, war, das Bett morgens zu machen. In meiner Kindheit habe ich das nicht gemacht, weil ich ein Hochbett hatte und es sehr umständlich war, das jeden Morgen zu machen. Als ich dann bei meinen Eltern ausgezogen bin, habe ich es erst einige Zeit lang nicht gemacht, aber dadurch sah mein Schlafzimmer immer sehr unordentlich gemacht, deshalb habe ich versucht, mir dies mit dem Gewohnheitstracker anzueignen. Erst ist es mir schwer gefallen, aber inzwischen mache ich seit einigen Monaten täglich mein Bett, ohne groß darüber nachzudenken.
Dies war eine sehr einfache Gewohnheit, inzwischen bin ich dabei, mir unangenehmere Aufgaben anzugewöhnen, und es funktioniert soweit ganz gut. Wichtig ist einfach, dass man das wirklich will und dann auch Anreize schafft, dies zu machen. Bei mir funktioniert das am besten durch einen Gewohnheitstracker, bei anderen mag es eine Belohnung für die erledigte Aufgabe sein.
Natürlich kann man auch unangenehme Aufgaben zur Routine machen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn wir mal etwas gewohnt sind fällt und diese Sache deutlich leichter, auch und vor allem unangenehme Sachen. Etwas wirklich zur Gewohnheit werden lassen ist allerdings gar nicht so leicht und erfordert viel Disziplin. Man muss sich die ersten Tage und Wochen wirklich durch beißen. Wenn man aber eine Sache einmal eine Zeit lang durchgezogen hat ist Sie irgendwann zur Gewohnheit geworden. Und man stellt fest das einem die Aufgaben schon viel leichter von der Hand gehen als noch zu Anfang.
Der beste Beweis das man auch unangenehme Sachen zur Routine machen kann ist für viele ja der tägliche Gang zur Arbeit. Ich bin beispielsweise eigentlich eine Langschläferin und hasse es früh aufstehen zu müssen. Da ich aber nun mal früh aufstehen muss um zur Arbeit zu gehen muss ich mich damit arrangieren. Ich werde nicht anfangen das frühe Aufstehen zu lieben, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und somit ist es heute nicht mehr ganz so schlimm als früher. Und so ist es mit allem: dem wöchentlichen Gang ins Fitnessstudio, Zahnarztbesuchen und das Abheften von Unterlagen. Alle Dinge die man eigentlich nicht so gerne macht gehen einem leichter von der Hand wenn man sich an Sie gewöhnt.
Ich habe oft das Problem gehabt, mich zur Bearbeitung irgendwelcher wichtiger Unterlagen aufzuraffen. So muss ich meine Behandlungskosten und Medikamentenrechnungen auf der Basis von ärztlichen Rezepten selbst abrechnen. Und das gleich bei zwei Stellen. Denn ich bin nur zu fünfzig Prozent privat versichert und dafür aber zu den anderen fünfzig Prozent Beihilfe berechtigt. Wenn ich mein Medikament in der Apotheke abholen will, muss ich das vorher erst komplett bezahlen.
Wenn eine Arztrechnung ins Haus flattert, muss ich auch erst einmal in Vorleistung gehen. Damit das aber immer reibungslos klappt, muss ich erst einmal die vorherigen Rechnungen bei den zuständigen Stellen abrechnen. Denn wenn das nicht geschieht, geht mir vielleicht irgendwann mal das Geld dafür aus. Es ist ja auch so, dass man, wenn man oft zu Untersuchungen und diversen Behandlungen muss, einem dann sowieso schon einmal einiges an Geld fehlt und das ständig weil man stets in Vorkasse gehen muss.
Damit es eben nicht zu Engpässen kommt, sollte man regelmäßig die Abrechnung machen. Und gerade das zählte lange Zeit nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Ich schob es auf, wieder und immer wieder. Konnte schon schlechter schlafen, tat es dennoch nicht. Und irgendwann kommt der Tag, wo man es schon deshalb erledigen muss, um sich vor der Verjährung zu schützen. Denn die Beihilfestelle bearbeitet Rechnungen, die über ein Jahr zurück liegen einfach nicht mehr.
Die Versicherung schon, die Beihilfe aber eben nicht mehr. Und spätestens kurz vor Ablauf der Verjährung muss man sich überwinden und die Sache endlich in die Hand nehmen. Inzwischen habe ich das allerdings im Griff und erledige die leidliche Aufgabe ziemlich zeitnah. Aber ehe es soweit kam, hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Zwar ist das heute noch keine Routine sondern eher lästige Pflichterfüllung für mich, aber ich tue es wenigstens.
Ebenso verhält es sich mit der Beantragung der Rückzahlung zu viel gezahlter Einkommenssteuer. Das erfolgt bei mir ganz oft erst zum Jahresende, so ab Oktober. Dann hoffe ich oft auf etwas Weihnachtsgeld, was meistens klappt. Ich reiche immer nur meine gefahrenen Kilometer und die Gesundheitsaufwendungen ein. Trotzdem bedarf das Ausfüllen der Formulare einige Überwindung.
Es ist doch eigentlich völlig bescheuert, etwas am Jahresende zu erledigen, was man locker auch am Jahresanfang machen könnte. Aber es wiederholte sich Jahr für Jahr. Erst in diesem Jahr schaffte ich das im März. Dafür habe ich mir regelrecht auf die Schulter geklopft. Um unliebsame Aufgaben zu erledigen, kann man sich auch ein wenig austricksen. Man kann sich vormachen, dass man diese Arbeiten für andere erledigen muss.
Denn anderen gegenüber ist man doch eher zuverlässig. Und sich dann vorzumachen, dass man das ungeliebte nicht für sich selbst, sondern für andere tut, kann doch schon hilfreich sein. Besser ist es doch diese Variante auszuprobieren, als gar keine Hilfestellung zu nutzen und es letzten Endes schleifen zu lassen. Denn das kann schnell einmal ziemlich unangenehm werden. Spätestens dann wenn der Fiskus einfach mal das Einkommen schätzt und somit um einiges zu hoch ansetzt, so dass es zu einer Nachzahlung kommt.
Im Prinzip ist es egal ob du etwas angenehmes oder unangenehmes zur Routine machen willst. Bei dem Unangenehmen ist die Überwindung wahrscheinlich größer und man hat mehr Ausreden, aber auch bei Dingen, die nicht unbedingt unangenehm sind, kommen im Alltag oft genug andere Dinge dazwischen.
Es hat bei mir zum Beispiel eine ganze Zeit gedauert bis ich eine Routine für meine Fremdsprachen hatte. Ich lerne gerne Sprachen, das ist hilfreich und macht mir Spaß, aber ich habe im Alltag trotzdem öfters vergessen meine Übungen zu machen. So eine Vokabellektion dauert nicht lange, aber man muss halt daran denken.
Wenn man eine Routine etablieren möchte ist es hilfreich einen festen Zeitpunkt zu haben und / oder die Routine mit einer anderen Routine zu verknüpfen. Die Routine "ich fahre nach der Arbeit nach Hause" existiert zum Beispiel schon also fällt es leichter eine Routine einzubauen, die auf dem Weg nach Hause liegt. Einkaufen zum Beispiel oder Fitnessstudio.
Dann gibt es den Tipp etwas Unangenehmes mit etwas Angenehmem zu verbinden. Zum Beispiel beim Hausputz den Lieblingspodcast zu hören oder sich eine Kanne leckeren Tee zu kochen, die man genießt während man die ganzen Belege für den Lohnsteuerjahresausgleich sortiert.
Und für die Motivation ist es oft hilfreich wenn man sich gar nicht auf die eigentliche Aufgabe konzentriert sondern auf das Ergebnis. Die Erfahrung hat wahrscheinlich jeder schon mal gemacht - man konnte sich durchringen und hat die unangenehme Aufgabe erledigt und fühlt sich danach richtig gut. Genau auf diesem Gefühl sollte dein Fokus liegen.
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