In welchen Momenten fühlt ihr persönliche Freiheit?
Ich war neulich mit dem Auto unterwegs, wobei ich dort das Radio eingeschaltet hatte. Im Radio wurde dann gesagt, dass jedes Volk "Freiheit" anders definieren würde. So würden sich die Deutschen besonders dann frei fühlen, wenn sie Auto fahren könnten. "Der Deutsche" würde Freiheit mit dem Auto gleichsetzen und assoziieren. In anderen Ländern wäre das jedoch anders, so würden zum Beispiel die Briten sich dann frei fühlen, wenn sie ihre Meinung frei äußern könnten.
Nun weiß ich leider nicht, woher die Primärquelle dieser Äußerungen stammt und wie seriös diese ist. Was empfindet ihr persönlich als Freiheit? Wann fühlt ihr euch frei? Meint ihr, dass man pauschale Aussage für ganze Nationen treffen kann?
Ich fühle mich frei, wenn ich am Land draußen bin und nicht in der Stadt mit Menschen, die einen nur einengen. Das fängt schon in den überfüllten Supermärkten oder Verkehrsmitteln an. Es ist viel schöner, auf der Wiese zu sitzen und im kleinen Kreis, die Freiheit zu genießen. Auch wäre es für mich keine Freiheit, in einem Proleten-Angeberauto zu sitzen und dort die Mucke voll laut aufzudrehen. Das kommt aber bei vielen Neudeutschen wohl echt dem Gefühl von Freiheit nahe.
Ich fühle mich besonders frei, wenn ich im Meer schwimmen kann. Dann fühle ich Freiheit und Unbeschwertheit ganz besonders und empfinde großes Glück. Ansonsten fühle ich mich immer richtig frei, wenn ich draußen sein kann. Besonders wenn ich die Freiheit allein, bzw. mit meinem Hund genießen kann. Ein langer Waldspaziergang bringt Glück und bestärkt das Gefühl persönlicher Freiheit.
Auch wenn ich als Kind mit dem Fahrrad durch den Wald sauste, fühlte ich mich stets frei und glücklich. Als ehemalige DDR-Bürgerin kann ich die persönliche Freiheit natürlich sehr genießen. Die plötzliche Freiheit allerdings bewirkte bei mir das Gleiche wie bei einem Tier das sehr lange eingesperrt war. Traute ich mich doch nicht sofort aus dem nun offenen Käfig heraus.
Persönliche Freiheit ist es auch, Lebensentscheidungen zu treffen, die von Staats wegen nicht beschnitten werden. Das finde ich einfach großartig. Bei allen Voraussetzungen kann jeder alles werden. Das war in der DDR so nicht der Fall. War man intelligent und hatte eine gute Schulbildung und ausgezeichnete Schulnoten, konnte man längst nicht studieren. Waren die Eltern keine Parteimitglieder in der richtigen Partei, war es Essig mit dem Studium.
So mancher Traum meiner Mitschüler zerbröselte zu Staub, weil das Elternhaus dem Staat nicht in den Kram passte. War man kein Mitglied der Organisation Freie Deutsche Jugend, konnte man eine gute Ausbildung vergessen. Ebenso war es der Fall, wenn man keine Jugendweihe bekommen hat, sondern vielleicht sogar die Konfirmation oder gar die Kommunion erhielt. Heutzutage interessiert das niemanden mehr und das macht letzten Endes die persönliche Freiheit aus. Die politische Ausrichtung und ausgeübte Religion sind kein Hindernis für ein gutes Leben mehr. Solange sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen natürlich.
Pauschale Aussagen sind natürlich schwierig, auch wenn ich nicht von der Hand weisen möchte, dass es so etwas wie eine "Volksseele" gibt, sprich dass in vielen Klischees irgendwo ein Körnchen Wahrheit steckt. Und wie sehr "die Deutschen" es lieben, zumindest theoretisch so schnell fahren zu dürfen, wie es das Auto hergibt, sieht man ja an der Debatte rund um Tempolimits und wiederkehrende Meldungen in den Medien: "Autofahrer rast mit 220 durch geschlossene Ortschaft/an den nächsten Baum/in Spaziergängergruppe". Dieses Gefühl der Freiheit ist offensichtlich so manchen Leuten hierzulande wichtiger als Leben, Gesundheit und Umwelt.
Aber hier geht es ja um das Gefühl persönlicher Freiheit. Ich bin in dieser Hinsicht bescheiden: Für mich ist es schon persönliche Freiheit, wenn ich mal nicht in zwei Stunden schon wieder irgendwo sein muss. Mein Leben ist straff durchgetaktet und meine Freizeit findet meistens mit einem Auge auf der Uhr statt. Wenn ich also tatsächlich einmal im Quartal nirgends hin muss, sondern so lange im Café sitzen oder spazierengehen oder lesen kann, bis es mir von alleine reicht, und kein Termin ansteht oder jemand Aufmerksamkeit möchte, so ist das für mich alleine schon ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer.
Ich persönlich fühle mich frei, wenn ich ohne Vorgaben frei nachdenken und meine Meinung frei äußern kann, wenn ich selbst meinen Aufenthaltsort frei wählen kann, wenn ich nicht gegängelt oder bedrängt werde, und so weiter. Was alltägliche Freiheitsgefühle betrifft, habe ich z.B. ein Gefühl von Freiheit, wenn ich am Wochenende oder im Urlaub meine Zeit frei nach meinen Bedürfnissen gestalten kann, ohne dass mir jemand dreinredet. Das Autofahren verbinde ich jetzt eher weniger mit Freiheit, zumindest nicht im dichtbevölkerten Deutschland. Wenn, dann empfinde ich ein Freiheitsgefühl im Auto eher bei ruhigen Fahrten durch dünn besiedelte Landstriche in Skandinavien etc.
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