Schmeckt es bei Mama am Besten?
Sicher hat jeder schon einmal den Satz gehört: "Bei Mama schmeckt's am Besten!" Ist das bei euch auch so? Freut ihr euch schon immer auf das Essen, wenn ihr eure Eltern besucht? Findet ihr das Essen eurer Eltern, oder eben eurer Mama das Beste weit und breit?
Oder ist der Spruch schon ein wenig "veraltet". Leider gibt es ja doch immer mehr, die nicht mehr so gut kochen können. Immer häufiger wird Kindern Fast-food serviert und ob das dann das beste Essen ist, das bezweifle ich einmal.
Mir hat früher das Essen meiner Mutter schon oft sehr gut geschmeckt, wobei sie nicht immer nur Sachen gekocht hat, die ich gern gegessen habe. Da gab es auch eine Palette an Speisen, die ich eher widerwillig gegessen habe. Aber meine Mutter war damals noch der Ansicht gewesen, dass man letztlich eben essen müsse, was auf den Tisch kommt. Generell bin ich nie ausschließlich auf das Essen meiner Mutter fixiert gewesen, ich habe immer auch schon gern andere Gerichte gegessen (z.B. im Restaurant oder bei anderen Leuten).
Nicht jede "Mama" kann oder konnte kochen, und nein, "früher", vor 30+ Jahren zum Beispiel, als ich noch ein Kind war, konnten auch nicht alle "Mamas" gut kochen oder hatten gesteigert Zeit und Lust dazu. Viele mussten auch arbeiten.
Mir hat es als Kind schon allein deswegen daheim am Besten geschmeckt, weil ich keinen Vergleich hatte. Essen gehen war nur selten drin und Fast Food gab es im hinterletzten Kaff auch nicht. Da war es schon ein Highlight, sommers mal in den Biergarten zu gehen und lecker Pommes mit Ketchup zu verzehren.
Rückblickend betrachtet würde ich sagen, dass meine Mutter als gelernte Hauswirtschaftslehrerin eine ganz ordentliche Köchin war. Jedenfalls gab es halbwegs "gesundes" und abwechslungsreiches Essen. Aber aus heutiger Sicht und mit mehreren Jahrzehnten Distanz ist es schon offensichtlich, dass meine Mutter in einer ganz anderen Zeit und unter anderen Umständen kochen gelernt hat. Bei uns war Reis quasi schon "exotisch", Fleisch gab es nur vom Schwein, und außer Salz und Pfeffer wurde eigentlich kaum gewürzt.
Oma selig dagegen hat ihre Enkelchen ordentlich herausgefüttert, und war auch mindestens passabel an der Herdfront. Nur stammte ihre Küche noch einmal aus einer ganz anderen Ära, in der vor allem körperliche Schwerstarbeit durch entsprechend "herzhafte Hausmannskost" ausgeglichen werden musste. Deswegen war das Essen auch kaum gewürzt, aber dafür um so fetter, und Erbsen und Möhrchen aus der Dose galten als "Gemüse". Und natürlich hat es mir geschmeckt. Fett ist ein Geschmacksträger, und bei Oma durfte ich auch so viel Nutella auf die Pfannkuchen streichen, wie Platz hatte. Entsprechend habe ich mich auch beim Geräteturnen angestellt.
Sprich, selbst wenn es aus Nostalgie und weil das Essen damals noch fertig auf dem Teller gelandet ist, bei "Mama" am besten geschmeckt hat, sagt das noch lange nichts über die tatsächliche Qualität der Zutaten oder der Zubereitung aus. Heute würde ich wahrscheinlich nur noch ein paar der Gerichte aus meiner Kindheit überhaupt unverfälscht hinunterbringen.
Meine Mutter hat nur gekocht, weil es niemand anderer getan hat. Nicht aus Freude oder Liebe zum Produkt, sondern weil die Familie Hunger hatte. So gab es auch die ganzen Jahre immer die gleichen Standardgerichte. Nur abends mal Spaghetti oder Bratkartoffeln in der Arbeitswoche. Das gleiche war bei der Familie des damaligen Gatten der Fall.
Die Mutter kochte genau die gleichen Gerichte wie meine Mutter, mit einigen wenigen Abweichungen. Der Geschmack der Speisen war nie schlecht aber auch nicht herausragend gut. Ich dagegen koche aus Spaß an der Freude und weil es mein Hobby ist. Niemals sagte der Gatte, dass mein Essen schlechter schmeckte, als das seiner Mutter.
Das Gegenteil war der Fall. Auch betonte er, dass seine Oma einige Gerichte sehr gut hin bekam. So war es bei meiner Oma auch. Thüringer Klöße mit Gulasch war so ziemlich das Beste, was ich in meinem Leben je gegessen habe. Ich glaube fest daran, dass das Essen dort am Besten schmeckt, wo man mit Liebe und Hingabe kocht und von dem, dem es wirklich Freude bereitet, andere zu bekochen.
Ich würde den Satz schon irgendwie bejahen, aber nicht zwingend wortwörtlich. Natürlich ist klar, dass meine Mutter - so lecker sie auch kocht und so gerne ich ihre Gerichte immer noch esse, wenn ich zu Besuch bin - keine ausgebildete Sterneköchin ist und gewisse Zutaten und Gewürze einfach nicht zur Verfügung hat, die man in einem Luxusrestaurant serviert bekommt. Rein von der Qualität des Handwerks her kann sie es also vielleicht nicht mit einem internationalen Promikoch aufnehmen.
Nichtsdestotrotz haben ihre Speisen diesen besonderen emotionalen Wert und können mich allein durch den Geruch, der aus der Küche strömt, 20 Jahre zurück in meine unbeschwerte Kindheit versetzen und mir in jeder noch so misslichen Lage ein Gefühl von Geborgenheit und Zufriedenheit vermitteln. Auch glaube ich, dass sie wie niemand anders meine Vorlieben und Leibgerichte kennt und jederzeit genau das Richtige im passenden Moment zaubern könnte. Das macht das Essen von Mama für mich auf jeden Fall in gewisser Weise zum „Besten“.
Der Geschmack entwickelt sich doch durch Wiederholung. Also wenn du etwas regelmäßig vorgesetzt bekommst, ist die Chance, dass dir das dann auch schmeckt, größer. Deshalb gibt es ja Kinder, die diesen geschmacksverstärkten Fix-Geschmack gegenüber natürlichen Produkten bevorzugen. Weil sie das Fix-Zeug halt ständig von Mama vorgesetzt bekommen. Oder Kinder, die einen Joghurt mit Erdbeeren gar nicht als Erdbeerjoghurt identifizieren weil sie nur die aromatisierten Industrieprodukte kennen.
Genau aus dem Grund schmeckt es bei der Mutter wahrscheinlich auch am besten, jedenfalls bis man Alternativen kennen lernt. Und wahrscheinlich schmecken bestimmte Gerichte bei Mutti auch deshalb so gut weil man damit auch schöne Erinnerungen serviert bekommt.
Realistisch betrachtet gibt es einige wenig Gerichte, die meine Eltern bessern hin bekommen als ich und meine Mutter kann auf jeden Fall besser backen als ich. Wobei das aber wahrscheinlich hauptsächlich daran liegt, dass sie daran einfach viel mehr Spaß hat.
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