Wie neugierig darf ein Vermieter sein?
Eine Freundin, die in einem Mehrparteienhaus wohnt, erzählte mir letztens von ihrer Vermieterin. Diese hält sich sehr oft einfach so im Hausflur auf und beobachtet, wer so über die Flure des Hauses läuft und hat sie schon des Öfteren angesprochen um zu fragen, wer beispielsweise "der Junge Mann sei, der Frau X so häufig besucht", ob dieser auch einen Schlüssel für die Wohnung habe, oder ob sie wisse, ob "Frau Y und Herr Y, die ja in einer Wohngemeinschaft wohnen, eigentlich auch zusammen seien".
Ich finde diese Neugierde ziemlich dreist, es geht sie schließlich nichts an, wer privat welche Beziehungen mit wem pflegt. Die Freundin, die da so ausgefragt wird, sagt dann auch mal, dass sie das nicht wisse und selbst wenn, dass sie das nichts angehen würde. Aber die Vermieterin konnte das nicht wirklich verstehen.
Wie neugierig darf eurer Meinung nach ein Vermieter sein? Irgendwo kann ich auch verstehen, dass es einem als Vermieter nicht völlig egal ist, was für Leute in seinem Haus wohnen, aber das kann man ja entscheiden, indem man seine Mieter speziell auswählt. So eine Neugierde finde ich sehr unangebracht.
Habt ihr so etwas auch schon mal erlebt? Oder findet ihr es gerechtfertigt, dass man solche Infos über seine Mieter haben möchte?
Verstehe ich das richtig, dass die Vermieterin mit in demselben Mehrparteienhaus wohnt wie die eigenen Mietparteien? Wenn das so ist, wäre ich nie in dieses Haus gezogen, sondern hätte mich anderweitig nach Wohnraum umgesehen. Ich würde das Risiko gar nicht eingehen wollen, dass man durch einen zu neugierigen Vermieter sich in seiner Privatsphäre verletzt fühlen könnte.
Ich kann auch ein Liedchen von meiner neugierigen, dreisten und klatschsüchtigen Vermieterin singen. Als Mensch, der seine Privatsphäre über alle Maßen schätzt, bin ich der Meinung, dass einerseits jeder das Recht hat, Mieter für sein Wohneigentum sorgfältig auszuwählen und auch Präferenzen zu haben. Ein paar Rechte an seinem Privateigentum sollte man schon haben. Aber sobald die Leute eingezogen sind, geht mich ihr Privatleben andererseits natürlich nichts mehr an, solange es nicht darin besteht, Freier zu empfangen oder den Parkettboden in Brand zu setzen.
Bei meiner Vermieterin war ich zuerst relativ entspannt, bis mir gedämmert ist, dass die Alte zwar zwei Dörfer weiter gewohnt hat, aber ihr Arbeitsplatz als Sekretärin ihres Angetrauten nur zwei Straßen weiter war. Und die gute Frau hat es sich nicht nehmen lassen, mindestens alle zwei Wochen einmal ums Haus zu schleichen und hinterher Mails zu schreiben, weil mein Badfenster beschlagen war oder um die Staubschicht auf den Fensterbrettern zu bemängeln.
Und als mein Freund eingezogen ist, kam auch prompt das einstündige FBI-Verhör zu seinem Lebenswandel, seiner Nationalität (deutsch, nur leider etwas dunkel), unserer Familienplanung und so weiter. Und als ich den Mietvertrag gekündigt hatte, stand sie mit der ausgedruckten E-Mail auf der Fußmatte. Deswegen bin ich jetzt auch Eigentümerin.
Ich finde es nicht gut wenn Vermieter so hintenrum Leute befragen und um Häuser schleichen. Allerdings kann ich aufgrund beruflich gesichteten Wohnungsfotos und zahlreicher Beschreibungen durchaus verstehen wenn Vermieter inzwischen sehr dahinter sind ihre Immobilien ein Stück weit zu "überwachen". Ich würde also das Interesse an den Mietern gar nicht als unverschämte/unpassende Neugierde interpretieren sondern als Sorge um das eigene Eigentum.
Soweit ich weiß ist es ja auch so, dass man als Mieter einen Übernachtungsgast bis zu 6 Wochen - ohne Meldung an den Vermieter - bei sich beherbergen darf. Alles andere wäre ein sogenannter Untermieter (also eine zusätzlich gemeldete Person) und dies müsste dem Vermieter ja auf jeden Fall mitgeteilt und vom Vermieter genehmigt werden. Die Fragen der neugierigen Vermietern nach Herrn XY haben also mit Sicherheit darauf abgezielt und sind also nicht ganz so ohne.
EngelmitHerz hat geschrieben:Soweit ich weiß ist es ja auch so, dass man als Mieter einen Übernachtungsgast bis zu 6 Wochen - ohne Meldung an den Vermieter - bei sich beherbergen darf. Alles andere wäre ein sogenannter Untermieter (also eine zusätzlich gemeldete Person) und dies müsste dem Vermieter ja auf jeden Fall mitgeteilt und vom Vermieter genehmigt werden.
Und was wäre daran so tragisch? Dass man als Vermieter mit einer Menge Behördenkram zu tun hat, gehört schließlich zum Job. Ich verstehe auch nicht, warum immer gern so getan wird, als wären Wohnungseigentümer, die ihren Besitz vermieten, vor allem Menschenfreunde, die gnadenhalber Fremde in ihre vier Wände einziehen lassen und nur von "Mietnomaden" oder irgendwelchen Messies ausgenutzt werden?
Die allermeisten Mieter sind stinknormale Menschen und es ist nur dem angespannten Wohnungsmarkt zu verdanken, dass die Vermieter hier ihre kleinlichen Machtphantasien ausleben können und nur unfruchtbaren Männern um die 45 mit Hobby Kreuzworträtseln ihren kostbaren Wohnraum anvertrauen möchten.
Und ganz nebenbei gilt die Untermieter-Sache nicht für Familienmitglieder, wozu auch Lebenspartner gehören. Der "Herr XY" ist deswegen so interessant, weil er nämlich auch ganz ohne Genehmigung bei der Frau Z einziehen könnte, und man weiß ja was dann passiert: Pimpereien gefolgt von Babygeschrei. Oder für die Moralapostel - "wechselnder Herrenbesuch in einem ehrenwerten Haus". Deswegen habe ich mich auf meiner Wohnungssuche auch eisern als Single verkauft und meinen strammsten Jungferndutt gebunden.
Ich empfinde es nach wie vor als absoluten Wahnsinn, inwiefern sich manche VermieterInnen glauben ins Privatleben ihrer Mieter einmischen zu dürfen, weil ja Kratzer ins Parkett kommen könnten oder was auch immer. Die ganzen Horrorstorys von Leuten, die dann auf besagtes Parkett kacken, keine Miete zahlen und über Nacht wieder verschwinden, stellen eine absolute Minderheit dar, und eine Beziehung oder Hobbys wird man doch wohl noch pflegen dürfen, auch wenn man zur Miete wohnt.
Meine Vermieter sind auch schlimm vertratscht und schrecklich neugierig. Nun sind die beiden auch noch in Rente und diese Charaktereigenschaften manifestieren sich nun stetig. Der Höhepunkt war, dass um mein Haus ein Gerüst aufgestellt wurde. Waren die Arbeiter nach Feierabend dann verschwunden, kletterte der alte Mann auf dem Gerüst herum und spannte in meine Fenster. Das musste ich einen Monat lang ertragen.
Widerlich war, als er irgendwas an der Außenwand machte. Ich kam ahnungslos in meine Küche und sah nur nackte Beine und eine weite Shorts. Mir war richtig schlecht. Und das an einem Samstag, wo man es sich in der Wohnung schön machen will, widerlich. Eigentlich war ich immer dagegen bei privat einzuziehen.
Aber diese Wohnung, die ich unbedingt beziehen wollte, war einfach die schönste von allen die im Internet angeboten wurden. Und die Vermieter kamen uns damals sehr entgegen, in dem sie die Kündigungsfrist meiner letzten Wohnung abwarteten. Immerhin gingen ihnen zwei ganze Wohnungsmieten flöten. Das fand ich damals sehr toll und hinterfragte eben nichts.
Sie brauchten vier Jahre, bis ich sie völlig durchschaut hatte. Ich sagte denen aber, dass ich die Wohnung toll finde und sie mich nicht dort heraus bekommen. Die Alte sagte doch tatsächlich, dass es da schon Möglichkeiten geben würde. Das ist für mich Psychoterror und eine klare Kampfansage. Ich verweigere inzwischen das Gespräch mit denen und verlangte, alles schriftlich zu bekommen. Das hilft mir auch Beweise zu sammeln falls es mal sozusagen hart auf hart kommt.
Ich lebe hier in einer schönen Erdgeschosswohnung mit Fenstern zu allen Himmelsrichtungen mit meinen drei Tieren. So eine tolle Wohnung zu diesem Preis bekomme ich einfach nie wieder und dessen bin ich mir total bewusst. Daher ist mir wirklich egal, wie die Vermieter sich aufführen, ich bleibe. Für alle Fälle habe ich eine Versicherung zum Mieterschutz abgeschlossen. So kann ich beruhigter schlafen.
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