Horrorvorstellung bei Reha-Klink für psychisch Erkrankter
Ich habe gerade diesen Thread gelesen Reha-Aufenthalt nicht als Erholung sondern Lehrgang sehen? und fand es schon erschreckend als ich die erste Antwort gelesen habe, welche Horrorvorstellung manche doch haben und frage mich, ob das vielleicht teilweise gerechtfertigt ist. Ich habe so eine Reha zum Glück noch nicht mitmachen müssen, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass es wirklich so schlimm sein soll.
Ist so eine Horrorvorstellung gerechtfertigt? Wart ihr schon mal in einer Klinik für psychisch Erkrankte Menschen und sei es nur zu Besuch? Wisst ihr aus Erzählungen her, wie es in solchen Kliniken abläuft und ob man sich da zu Recht solche Gedanken macht?
Diese Meinung zur Reha habe ich auch gelesen und bin auch ein wenig schockiert. Ich denke, dass es sich dabei wirklich um eine Horrorvorstellung handelt. Es wird da normal nicht einfach irgendwas gespritzt und erst recht nicht heimlich. Normalerweise ist es doch eine Rehabilitation, die wieder ein Stück ins normale Leben führen soll. Ich denke, dass das gar nicht anders bei einer Reha für psychische Erkrankungen sein wird. Dort gibt es sicherlich auch viel Sport. Zumindest sagte das meine Freundin.
Ich habe nur mal eine Kinder- und Jugendpsychiatrie besucht. Dort war alles recht freundlich und hell und die Türen alle offen. Es gab sogar eine Schule dort und Freizeitprogramm. Aber das war wohl eine offene Station.Natürlich gibt es auch eine geschlossene für Kinder. Wie es aber dort ist weiß ich nicht. Ich habe nur die offene Station gesehen.
Was für ein Unsinn. Da hat wohl jemand zu viele Horrorfilme gesehen oder müsste sich mal wegen paranoider Wahnvorstellungen in Behandlung begeben.
Ohne deine Einwilligung darf dir zum Beispiel überhaupt niemand irgendwas spritzen. Selbst wenn du einen Behandlungsvertrag für eine Operation unterschrieben hast darf dir eine Krankenschwester nach der Operation nicht einfach eine Thrombosespritze geben. Wenn du das ablehnst wäre das eine Körperverletzung.
Ich weiß nicht, wie Reha-Kliniken für psychisch Kranke aussehen, aber ich habe in einem Klinikcafé mal zwei Leute kennen gelernt, die in einer Außenstelle der psychiatrischen Klinik betreut wurden. Die haben dort in einer Art Wohngruppe für Menschen mit Essstörungen gewohnt.
Wirklich angenehm würde ich das wohl nicht finden, weil man gezwungen ist mit fremden Menschen zusammen zu leben und natürlich auch Regeln befolgen muss, die die eigene Freiheit erheblich einschränken können, aber von diesem absurden Horrorszenario ist das ganz weit entfernt. Das zeigt doch schon die Tatsache, dass die beiden Frauen nach ihren Untersuchungen ganz ohne Aufpasser einen Kaffee trinken gegangen sind.
Und vor allem ist der Aufenthalt ja freiwillig. Wenn da jemand die Wohngruppe verlässt stehen wahrscheinlich schon zehn Leute auf der Matte, die den Platz gerne hätten. Es wird ja immer wieder berichtet, dass es viel zu wenig Plätze gibt, warum sollte man da einen unwilligen Patienten seiner Freiheit berauben, wenn man ihn jederzeit durch einen motivierten Patienten ersetzen kann, mit dem es sich einfacher arbeiten lässt?
Ich war selbst in einer Reha-Klinik für psychisch Erkrankte und ich muss gestehen, dass ich zuvor auch gewisse Ängste hatte. Aber mit Freiheitsberaubung oder irgendwelchen merkwürdigen Experimenten hat dies wenig zu tun. Teilweise haben diese Horrorvorstellungen jedoch auch noch mit dem Bild von Psychiatrien aus damaliger Zeit zu tun, aber ich habe selbst auf der Psychiatrie gearbeitet und kann sogar dieses Bild nicht bestätigen.
Man bekommt eine Struktur, man bekommt einen Behandlungsplan und einen Tagesplan, auf welchem die einzelnen Behandlungen inklusive Uhrzeit aufgeführt sind. Und genau darum geht es: eine Struktur bekommen. Die meisten psychisch Erkrankte können nämlich oft keine Struktur mehr einhalten, so wie ich es tat.
Man muss nicht alle Behandlungen mitmachen, man darf auch mal sagen, wenn es einem nicht gut geht. Medikamente bekommt man nur nach Bedarf oder wenn man zu unruhig wird oder die Ängste einen zu sehr plagen. Dann bekommt man das Medikament aber auch nicht gegen seinen Willen, sondern man darf sich aussuchen, ob man es nimmt oder nicht.
Die Reha soll dir den Weg in den normalen Alltag wieder ebnen, sie soll dir helfen wieder selbstständig dein Leben zu leben. Als ich dort ankam, konnte ich keinen Fingerschlag mehr alleine machen, ich brauchte immer Unterstützung. Nach drei Wochen war ich wieder halbwegs selbstständig, musste jedoch weiterhin stabilisiert werden.
So wurden aus drei Wochen fast sechs Monate und ich durfte die Station verlassen, ich durfte in den nahegelegenen Ort, ich durfte sogar am Wochenende zur Familie, was als sogenannte Exposition bezeichnet wurde. Wenn das schiefgegangen wäre, durfte ich jederzeit wieder zurück auf Station. Es war anstrengend, aber es hat mir was gebracht und die ganzen Horrorszenarien kann ich zum Beispiel nicht bestätigen.
Vor Jahren bin ich auch schon mal in einer psychosomatischen Klinik gewesen. Ich habe den Aufenthalt überhaupt nicht als Horror empfunden, weswegen ich den Titel des Threads zunächst gar nicht richtig verstanden habe. Eigentlich fand ich es da ganz angenehm, und die Tage bestanden aus Gesprächsrunden, Therapiesitzungen, Kunst- oder Musiktherapie, kleinen Wanderungen in der Umgebung, und so weiter. Außerdem musste sich jeder turnusmäßig an der Vorbereitung der Gruppenmahlzeiten beteiligen.
Der Aufenthalt war eigentlich vergleichsweise wenig reglementiert. Man musste halt zu den verschiedenen Anwendungen und Therapien des Therapieplans und zu den Mahlzeiten anwesend sein, wobei man sich bei den Mahlzeiten zeitweise auch abmelden konnte. Abends war freier Ausgang bis 22 Uhr, und am Wochenende durfte man das Klinikum auch über Nacht verlassen. Psychopharmaka etc. habe ich keine bekommen, man hat mir nur diejenigen Medikamente gegeben, die ich ohnehin gebraucht hätte (gegen Bluthochdruck).
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