Wann wurde euch trotz Wahrheit nicht geglaubt?

Ich denke, dass es die meisten kennen dürften, dass man etwas sagt, einem aber nicht geglaubt wird. Mir ist so etwas schon öfter passiert, was teilweise sehr schmerzhaft war. Wenn man die Wahrheit sagt, niemandem aber glauben will, dann finde ich das schon sehr schlimm. Man kann ja auch nicht immer direkt beweisen, dass man nicht lügt.

Ist es euch auch schon passiert, dass ihr die Wahrheit gesagt habt, euch aber einfach nicht geglaubt wurde? Was habt ihr da gesagt und weshalb wurde euch einfach nicht geglaubt? War das tatsächlich so abwegig? Wie konntet ihr die Personen dann doch noch von euch überzeugen? Und wie sehr hat euch das Ganze verletzt?

Mir fällt dazu eine Geschichte aus meiner Kindheit ein. Damals waren wir bei einer Feier, also meine Eltern und ich und es war eine Familienfeier. Meine zu diesem Zeitpunkt angeheiratete Tante (später trennte man sich wieder) beschuldigte mich im Laufe des Abends einen Stuhl kaputt gemacht zu haben. Dieser war ein großer Plastikstuhl und ich war wenn es hochkommt gerade mal in der Grundschule, also auch nicht wirklich kräftig genug gewesen diesen kaputt zu machen.

Sie war furchtbar aggressiv mir gegenüber, riss mich am Arm und brüllte mich an. Dann beleidigte sie mich auch noch und keiner glaubte mir, dass ich den Stuhl nicht kaputt gemacht hätte. Aus heutiger Sicht frage ich mich wirklich, wie man wegen so einem Billigstuhl so austicken kann, aber gut die Frau hat ja auch ihre Kinder geschlagen. Das hat sie sich bei mir nicht getraut. Ich habe immer wieder wiederholt, dass ich es nicht war. Als Strafe blieb ich dann den restlichen Abend neben meinen Eltern sitzen und die anderen Kinder spielten draußen weiter. Letztendlich kam heraus, dass einer meiner älteren Cousins den Stuhl mutwillig kaputt gemacht hat. Das kam dann aber erst am nächsten Tag heraus. Entschuldigt hat sich keiner und mir gab es wirklich ein schlechtes Gefühl, dass mir keiner geglaubt hat.

Heutzutage vertrete ich dann meinen Standpunkt, streite mich aber auch nicht bis in die Unendlichkeit. Wenn mir einer nicht glaubt und auch meinen Argumenten nicht glaubt, hat er eben Pech gehabt. Solche Menschen brauche ich dann auch nicht wirklich.

Leider wurde mir als Kind nicht sonderlich oft geglaubt, wenn ich die Wahrheit gesagt habe. Da gab es den Großvater, der die Finger nicht von dem kleinen Mädchen lassen konnte und welches dann irgendwann gesagt hat, dass der Opa komische Sachen macht. Da war das kleine Mädchen, welches richtig stolz auf etwas war und dessen Vater es dann der Lüge beschuldigte.

Da gab es die Jugendliche, die sich auf einer Klassenreise eine Kette als Andenken gekauft hat und der Stiefvater meinte, dass die Kette niemals 50 Euro gekostet hat und kein Silber wäre. Die Kette hat die damalige Jugendliche immer noch und der Stempel und das Zertifikat gibt es immer noch.

Dann gab es die Jugendliche, die unterwegs war und morgens einen Zettel auf den Tisch gelegt hat, dass es später werden würde und dass ich noch mit einer Freundin in der Stadt unterwegs bin. Meine Mutter hat nie die Zettel gefunden, mein Stiefvater hat sie anscheinend entfernt. Da noch nicht jeder ein Smartphone hatte, könnt ihr euch vorstellen, wie ich zur Sau gemacht wurde. Und das kam auch sehr oft vor und ich habe viele bunte Zettel geschrieben.

Ganz besonders ist mir eine andere Geschichte im Kopf geblieben. Ich habe als Jugendliche Musik gehört, mein Vater hatte den Auftrag kurzzeitig auf meine jüngere Schwester zu achten, weil meine Mutter weg musste (habe ich auch im Nachhinein erst erfahren). Wir befanden uns in getrennten Räumen. Auf jeden Fall hat das kleine Kind die Haustür geöffnet und ist die Zugangstreppe zur Wohnung heruntergestürzt. Mir wurde bis vor einigen Jahren die Schuld an dem Unfall zugewiesen und ich musste jahrelang damit klar kommen, dass die Kleine sich schwer verletzte.

Ich habe nie gelogen, sondern immer gesagt, dass ich gar nichts mitbekommen habe und auch keinen Auftrag auf die Kleine aufzupassen bekam. Muss man sich mal vorstellen, wie lange ich diese Situation mit mir herum getragen habe, bis ich endlich erlöst wurde. Und es gab noch weitere ähnliche Momente, in denen mir die Schuld gegeben wurde, obwohl ich nicht im gleichen Raum war und was Anderes gemacht habe.

Ich wurde also sehr oft der Lüge bezichtigt, obwohl ich die Wahrheit sagte. Und leider waren es nicht so harmlose Dinge, wie ein kaputter Stuhl. Vieles hat mich lange begleitet und wird mich noch begleiten. Ich werde viele Dinge nie vergessen können und sie haben mich irgendwie zu der Person gemacht, die ich bin. Mittlerweile ist es so, dass wenn mir jemand nicht glaubt, dass er einfach Pech hat und dass ich dann darüberstehen kann. Aber früher war dies echt schwierig und ich hatte es echt schwer, wenn ich trotzdem die Wahrheit sagte, weil alles was ich sagte oder tat, gleich als Lüge abgetan wurde und das fand ich verdammt hart.

Natürlich kann es vorkommen, dass einem nicht geglaubt wird, weil die Wahrheit vielleicht unlogisch oder unrealistisch klingt. Ich habe auch manchmal Schwierigkeiten, anderen Menschen zu glauben, die mir das Blaue vom Himmel erzählen.

Mir fällt dabei auch eine Situation ein, in der ich mich erklären wollte und dabei so heftig lachen musste, dass mein Gegenüber tatsächlich dachte, dass ich ihn veräppeln würde, dabei war es nicht so. Und je mehr ich ihn davon überzeugen wollte, dass ich ihm keinen Quatsch erzähle, desto mehr musste ich lachen, was meine Geschichte nicht glaubhafter mache. Ich sehe es ihm nicht nach, dass er mir anfangs nicht geglaubt hat, wahrscheinlich würde es mir in der Situation ähnlich gehen. Also enttäuscht oder verletzt war ich nicht.

Es kann aber durchaus schmerzhaft sein, wenn einem nicht geglaubt wird. Da habe ich auch schon so meine Erfahrungen gemacht.