Seht ihr den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet?

Laut mehreren Umfragen und Studien, sehen über 80% der Deutschen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt als sehr gefährdet an. Als Begründungen werden hauptsächlich eine Ungleichheit und immer größer werdende Abstiegsrisiken und Existenzängste genannt. Geht ihr mit diesen Meinungen auch konform und meint ihr auch, dass das Solidarprinzip und der gesellschaftliche Zusammenhalt immer mehr bröckelt? Müsste oder kann die Politik da gegensteuern und wenn ja, wie?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie größeren "gesellschaftlichen Zusammenhalt" gesehen. Wann hätte diese magisch-mystische Ära denn sein sollen, als die Schere zwischen Arm und Reich nicht so groß war, als nicht jeder ängstlich darauf bedacht war, nichts abgeben zu müssen und ganze Bevölkerungsgruppen von Bildung und Aufstiegschancen abgehängt wurden?

Bestimmt nicht im 20 Jahrhundert, das ich aus Erzählungen meiner Eltern und Großeltern zum Großteil kenne. Also als meine Oma auf dem Dorf sich mit 14 als kaum bezahlte "Kindsmagd" verdingen durfte, weil sie eine verwachsene Hand hatte und deswegen für harte Arbeit nicht zu gebrauchen war. Oder als die "Gastarbeiter" nach Deutschland geholt und wahrhaftig nicht als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft behandelt wurden.

Da finde ich eher, dass sich die Lage gesellschaftlicher Randgruppen in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch gewaltig verbessert hat. Natürlich liegt noch einiges im Argen, wie dir jedes alleinerziehende Elternteil und jeder Mensch mit Behinderung oder der falschen Hautfarbe erzählen kann, aber ich habe eigentlich eher den Eindruck, dass der Zusammenhalt mit Ausnahme derer von "ganz oben", die in ihrer eigenen Welt leben und sich fragen, wieso sich Obdachlose denn kein Haus kaufen, eher gebessert hat. Jedenfalls weiß ich nicht, ob und wann unsere Gesellschaft wirklich durchlässig war und Chancen für jedermann geboten hat, unabhängig von Herkunft und Geldbeutel. Das ist doch nur der Fiebertraum der verbitterten Mittelschicht.