Wie kann man Durchhaltevermögen trainieren?
Jüngste Forschungsergebnisse der Universität Pennsylvania zeigten, dass Durchhaltevermögen eine sogenannte psychische Widerstandsübung ist. Wenn wir unser Durchhaltevermögen gezielt trainieren und stärken, dann kann uns das laut dieser Studie dabei helfen, eine Einstellung zu entwickeln, die uns insgesamt widerstandsfähiger macht. Dieser positive Effekt konnte bei 3.300 Männern und Frauen auch belegt werden.
Sinnvoll ist es sicherlich sich ein klares Ziel vor Augen zu führen und selbst diszipliniert am Durchhaltevermögen zu arbeiten. Aber wie kann es am Besten trainieren und stärken? Hilft es gegebenenfalls auch einen "Übungspartner" zu involvieren? In welchem Bereich würdet ihr Durchhaltevermögen am ehesten trainieren (Sport/Weiterbildungen/Sprachen/Puzzle etc.) ? Wann geht für euch Durchhaltevermögen in kontraproduktive Verbissenheit über?
Man trainiert doch nicht sein Durchhaltevermögen sondern die Sache, die man durchführt. Wenn ich anfange zu laufen, dann bin ich nach einiger Zeit schon ziemlich fertig. Also laufe ich jeden Tag ein Stück mehr und trainiere somit meine Fähigkeit, das Laufen länger durchzuhalten. Wenn sich dann mein innere Schweinehund wonnig wälzt und nach Pause lechzt, ignoriere ich den einfach und lasse ihn Sitz machen.
Ich trainiere also eher meinen Körper als das Durchhaltevermögen. Beides mag zusammen gehören, bewusst würde ich das aber nicht wahrnehmen. Der Erfolg läge bei mir beim Sport und nicht beim Vermögen den durchzuhalten. Das eine kommt doch vom anderen. Trainiere ich häufig und bewusst, kann ich längere Strecken durchhalten und bin dann irgendwann eine erfolgreiche Läuferin und keine erfolgreiche Durchhalterin.
Und was soll denn kontraproduktiv daran sein, eine Sache durchzustehen und Erfolg darin zu haben? Ich kann dem nichts negatives abgewinnen. Es ist doch total toll, wenn ich meine Leistungen steigern kann und mit dem Wind um die Wette laufe. Ich sehe darin nichts schlechtes. Erfolg ist doch etwas positives. Warum sollte ich mir negative Gedanken machen, wenn ich etwas für mich und meinen Körper tue?
Was ist konkret dein Ziel? Wenn du nämlich kein konkretes Ziel hast ist das schon mal schlecht. Wenn du ein Ziel hast dann solltest du das möglichst konkret formulieren. "Mehr Sport" ist zum Beispiel keine konkrete Formulieren, "einmal pro zum Fußballtraining gehen" hingegen schon.
Dann wäre da natürlich die Frage nach dem Warum. Warum möchtest du (wieder) Fußball spielen? Oder die Frage nach dem Plan B. Ich mache zum Beispiel am liebsten draußen Sport, gehöre aber nicht zu den Verrückten, die ich bei minus zehn Grad und Sturmwarnung im Wald laufen gehen. Deshalb heißt der Plan B Fitnessstudio. Und wenn mal beides nicht klappt - zum Beispiel weil Weihnachten ist und Familie angesagt ist - mache ich zum nächst möglichen Termin weiter.
Und generell ist es gut wenn man eine Routine etablieren kann. Wenn du dich zum Beispiel immer nach dem Abendessen eine halbe Stunde mit deiner Fremdsprache beschäftigst. Bestes Beispiel dafür, dass das funktioniert ist wohl das Zähne putzen. Ich putze meine Zähne nicht weil das wichtig für die Gesundheit ist, ich mache das ohne darüber nachzudenken weil das eine Routine ist, die sich über viele Jahre hinweg etabliert hat.
Als ausgesprochen verbissener Mensch ist Durchhaltevermögen so ziemlich das Letzte, was ich zusätzlich trainieren müsste. Und ich bin sowieso skeptisch gegenüber für die Allgemeinheit heruntergebrochenen küchenpsychologischen Erkenntnissen. Es kann schon sein, dass es in vielen Fällen besser ist, wenn man nicht immer gleich alles hinschmeißt, aber ich habe mir schon bei vielen vermeintlichen "Tugenden" und erstrebenswerten Eigenschaften gedacht, dass diese doch nur den Kapitalismus am Laufen halten sollen.
Und dazu zähle ich eindeutig auch "Durchhaltevermögen", damit die Arbeitsdrohnen beispielsweise an schlecht bezahlten Ausbeuterjobs festhalten oder sinnfreie Tätigkeiten willig ausüben, weil man ihnen ja eingeimpft hat, dass Durchhalten immer und unter allen Umständen eine gute Sache sei.
Ich finde daher, dass Durchhaltevermögen keinen Wert an sich darstellt, sondern dass es nur Sinn ergibt, wenn man es einem individuellen Zweck und Ziel unterstellt. Und wenn man etwas wirklich will, entwickelt man auch Durchhaltevermögen. Die Frage ist für mich eher: Wie bekomme ich mich dazu, etwas zu wollen, was mir gar nicht entspricht, nur weil die Gesellschaft meint, es sei das Richtige für mich?
Ich finde nicht, dass Durchhaltevermögen etwas universell Nutzbares ist. Ich kann in einigen Situationen eine schier unerschöpfliche Motivation, eine unerschütterliche Frustrationstoleranz und engelsgleiche Geduld haben, und trotzdem innerhalb von Sekunden etwas anderes hinwerfen.
Mir macht ein dreijähriges Pferd, bei dem ich sicher weiß, dass wir in frühestens fünf Jahren am Ziel sind, und es wahrscheinlich zwei oder drei Jahre länger dauert, gar keinen Stress. Zu wissen, dass ich beim jungen Hund ein Jahr warten muss, wenn wir zum Prüfungstermin nicht bereit sind, tangiert mich nicht.
Trotzdem mutiere ich bei Handarbeiten zu Ilse Macket und gebe den Trotzkopf. Fett am Fliesenspiegel hinter dem Ofen zerrt an meinen Nerven und Sport ist Mord. Mein Durchhaltevermögen ist ausgezeichnet, wenn ich muss oder möchte. Fehlt es an Motivation oder Zwang, ist es dagegen unterdurchschnittlich.
Ich gehe ja schon davon aus, dass es sich um etwas handelt, an dem sie eigentlich Spaß hat oder, dass zumindest irgendwie sinnvoll und nützlich ist. Wenn es sich um etwas total sinnfreies handelt (zumindest subjektiv) macht man sich doch keine Gedanken, wie man sich besser motivieren und länger durchhalten kann, oder?
Ich würde mich jedenfalls nicht fragen wie ich mein Durchhaltevermögen bei Erwachsenenmalbüchern trainieren kann sondern das Ding mit Genugtuung auf den Altpapierstapel legen.
Durchhaltevermögen brauchen wir in vielen Bereichen. Das können etwa sportliche Aktivitäten sein, wo wir einen besseren Trainingseffekt erzielen, wenn wir länger Sport machen können. Aber auch im Alltag brauchen wir es. Da fällt mir z.B. das berühmte Beispiel des Abnehmens ein, wo es ja sehr wichtig ist, die Diät durch zu halten. Oder beim Lösen eines Problems ist es auch gut, selbst nach der Lösung zu suchen, anstatt die Flinte gleich ins Korn zu werfen,
Auch ich finde, dass das Durchhaltevermögen für sich genommen nichts ist, was man trainieren kann. Es ist glaube ich eher die Einstellung, die sich ändern muss. Ich kann auf der einen Seite immer alles jetzt und sofort wollen - die Problemlösung, mir ein (zu teures) Kleid kaufen, 15 kg weniger wiegen, einen Marathon laufen. Und wenn ich sehe, dass ich es nicht sofort kann bzw. bekomme, bin ich frustriert und es geht mir schlecht. Ich bemitleide mich vielleicht noch lautstark selbst und rede mir ein, dass ich nichts kann.
Oder ich mache mir einen Plan, wie ich mein Ziel doch erreichen kann und lerne, dass es auch mal länger dauern kann, bis man an sein Ziel kommt. Es ist meiner Meinung nach eben die Einstellung und die Erkenntnis, dass man nicht immer alles sofort haben kann. Und um das zu lernen, wie man sich die kleinen, erreichbaren Ziele steckt, gibt es genügend Übungen, abgestimmt auf das jeweilige Ziel.
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