Wie lernen allein zu sein und sich allein wohlzufühlen?

vom 23.12.2019, 21:27 Uhr

Mir ist es noch nie schwergefallen, auch mal allein zu sein und mich allein zu beschäftigen. Ich habe keine Geschwister, so dass ich schon in meiner Kindheit lernen musste, mich allein zu beschäftigen und etwas alleine zu machen. Das fällt mir bis heute gar nicht schwer, auch wenn ich die Gesellschaft von anderen Menschen auch genieße und mindestens genauso gerne andere Menschen um mich herum habe.

Vielen Menschen fällt es ja aber richtig schwer, allein zu sein und die Zeit alleine auch zu genießen. Meine Freundin kann es beispielsweise nicht genießen, wenn sie allein zu Hause ist und ihr Partner nicht da ist. Sie weiß dann nichts mit sich anzufangen und ist lustlos. Kennt ihr das auch? Was kann man dagegen tun?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Vielen Menschen fällt es schwer allein zu sein? Wie bitte? Was habe ich da verpasst? Kenne ich etwa zu wenige Menschen? Ich kenne keinen einzigen, der jemals äußerte, dass er nichts mit sich anzufangen weiß, wenn niemand anderes zur Verfügung steht. Ich bezweifele jetzt einmal ganz stark, dass das die Wahrheit ist, dass viele Menschen nicht allein sein können. Was machen die denn dann? Gehen die alle jammernd vor die Türe? Diese Behauptung ist für mich aus der Luft gegriffen und anmaßend. Schlichtweg eine Lüge. Ich schaue mir schon mal Quatsch im Fernsehen an.

Aber auch da habe ich nie zu hören bekommen, dass viele Menschen nichts mit sich allein anfangen können. Die Freundin übrigens tut mir herzlich leid. Wenn sie mal nicht vor die Hunde gehen will, wenn ihr Partner vielleicht stirbt, dann sollte sie an sich arbeiten. Und sie weiß wirklich nichts mit sich anzufangen, wenn der Heilsbringer mal abwesend ist? Was für ein armes bemitleidenswertes Wesen. Auch stelle ich mir sie nicht sehr intelligent vor. Sie braucht wohl immer eine Führung und jemanden, der ihr geistig überlegen ist, die Arme.

Wenn ich allein bin, tue ich was immer ich tun will. Stundenlang lesen, kochen, TV glotzen, ausgiebig baden, sich pflegen, mit Freundinnen am Telefon quatschen, die Mutter besuchen und und und. Was macht sie, wenn ihr Gott nicht daheim ist? Rumsitzen, heulen aus dem Fenster starren, bis sie wieder vollständig ist? Ich bin ein toleranter Mensch, aber in diese Freundin mag ich mich gerade so gar nicht hinein versetzen. Ich glaube, mein damaliger Gatte hätte einen Lachanfall bekommen, hätte ich ihm gesagt, dass ich gar nichts anzufangen wüsste, als er anderthalb Jahre auf Auslandsmontage war mit kleinen Besuchen daheim.

Klar haben wir telefoniert und uns anfangs schlecht gefühlt. Mir war, als fehlte mir ein Bein oder so. Ziemlich krass schon. Aber doch nicht bis zur Lähmung, es ging ja weiter. Über solch unselbständige und unkreative Menschen wie deine Freundin kann ich nur lächeln. Ich finde ihr Verhalten einfach nur lächerlich. Ein erwachsener Mensch, der sich so verhält, ist ein Jammerlappen und macht sich nur lächerlich. Ich komme da gerade gar nicht drüber und kann das echt kaum glauben. Sogar meine Vierjährige konnte sich einige Stunden schon allein in einem Raum beschäftigen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich komme hier immer mit der Erklärung von den introvertierten und extravertierten Menschen. Dabei handelt es sich wie so oft um ein Spektrum menschlicher Bedürfnisse und die Unterscheidung ist nicht so banal und simpel, wie es in den ganzen Persönlichkeitstests immer vermittelt wird. Aber ganz grob vereinfacht ist es meines Wissens zumindest zu einem Großteil auch Veranlagung, ob man gerne allein ist oder lieber die meiste Zeit unter Menschen. Die meisten Leute bewegen sich irgendwo in der Mitte, aber es gibt natürlich auch Ausreißer in beide Richtungen.

Ich selber bin definitiv ein introvertierter Mensch. Zwar kann ich mich durchaus auch einsam fühlen, wenn ich quasi gegen meinen Willen allein bin, aber die meiste Zeit fühle ich mich ganz wohl, wenn ich ungestört vor mich hin werkeln kann. Ich habe schon als Kind gern gelesen und allein gespielt, war nie in irgendeinem Verein und bis heute sind meine Hobbys und mein Job eher solitärer Natur. Und Familientreffen wie jetzt an Weihnachten machen mich völlig fix und fertig, selbst wenn eitel Harmonie herrscht und sich alle gut benehmen und ich mich auch freue, die Leute zu treffen.

Und am anderen Ende des Spektrums scheint es eben auch Menschen zu geben, die sich, wenn sie länger allein sind, schnell so ähnlich fühlen wie ich, wenn ich den ganzen Tag unter Leuten bin. Erschöpft, unkonzentriert und von dem Wunsch beseelt, möglichst schnell etwas an der Situation zu ändern. Ich denke, dass jeder mehr oder weniger lernen muss, mit seinen natürlichen Bedürfnissen umzugehen, aber dass man aus einem Eigenbrötler ebensowenig einen Partylöwen machen kann wie umgekehrt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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