Thomas Cook Pleite als „Marktbereinigung“ sehen?
Der Touristikkonzern Thomas Cook ist ja nun definitiv pleite und auch bei den Tochtergesellschaften Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Öger Tours oder Air Marin, weiß man nicht so recht, ob und wie es nun weitergeht. Wirtschaftsökonomen sehen solche Pleiten ja meistens nicht so dramatisch und sprechen in solchen Zusammenhängen auch gern von einer „Marktbereinigung“.
Würdet ihr das auch so sehen oder macht man sich es da etwas zu leicht? Wäre es eurer Meinung nach von Vorteil, wenn sich Reiseveranstalter auf einige wenige Anbieter beschränken würden oder hätten Verbraucher mehr davon, wenn durch ein Überangebot mehr Wettbewerb wäre?
Ich verstehe die Frage nicht. Unter „Marktbereinigung“ versteht man die Verringerung der Anbieter auf dem Markt. Wenn ein Reiseanbieter pleite geht verringert sich die Anzahl der Anbieter, oder etwa nicht? Was kann man denn da anders sehen?
Man kann höchstens darüber diskutieren, ob in diesem Fall der Marktbereinigung tatsächlich ein Überangebot beseitigt wird oder ob die Pleite nicht vielleicht andere Gründe hat. Ich habe gerade einen Artikel überflogen, in dem von einem ruinösen Preiskampf in der Reisebranche die Rede war. Das kennt man ja auch schon von den Airlines, die Preise sinken immer weiter und irgendwann kann der erste Anbieter da eben nicht mehr mithalten. Wenn die Preise auf einem höheren, angemessenen, Niveau geblieben wären, hätte es diese Pleiten wahrscheinlich nicht gegeben.
Klar könnte man jetzt sagen, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und die Verbraucher profitieren. Aber wenn man mal sieht wie überlaufen viele Reiseziele inzwischen sind - eben weil Urlaub so billig geworden ist - dann würde ich das nur bedingt unterschreiben. Ich meine von was profitiere ich mehr. Ein sehr günstiger Urlaub, den ich dann Dank Menschenauflauf nicht wirklich genießen kann oder ein teurerer Urlaub, bei dem ich am Strand nicht fast tot getrampelt werde?
Cloudy24 hat geschrieben:Klar könnte man jetzt sagen, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und die Verbraucher profitieren. Aber wenn man mal sieht wie überlaufen viele Reiseziele inzwischen sind - eben weil Urlaub so billig geworden ist - dann würde ich das nur bedingt unterschreiben. Ich meine von was profitiere ich mehr. Ein sehr günstiger Urlaub, den ich dann Dank Menschenauflauf nicht wirklich genießen kann oder ein teurerer Urlaub, bei dem ich am Strand nicht fast tot getrampelt werde?
Ich sehe das ehrlich gesagt auch immer sehr problematisch. Der günstige Preis für den Verbraucher ist ja nur eine Seite der Medaille. Aber man muss sich ja schon fragen, wenn sich grundsätzlich an der Reise, dem Hotel oder dem was man als Urlauber geboten bekommt nur wenig ändert, wie sind das plötzlich billigere Preise möglich? Hier wird eben auf Kosten der Angestellten Preiskampf betrieben. Da sind ja gerade auch die Billigairlines ein sehr gutes Beispiel. Da gibt es dann keine Tarifverträge mehr, Angestellte werden zu Hungerlöhnen als Scheinselbstständige beschäftigt oder man versucht dem Verbrauchen über die Hintertür das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Und an der Stelle habe ich dann auch nur bedingt Mitleid mit Reisenden, die dann ihren Billigurlaub nicht mehr antreten können oder sich dann wundern, warum ihr 9,90 Euro Flug von Mallorca nach Deutschland jetzt ausfällt.
Wir haben glaube ich leider in vielen Bereichen des Lebens völlig den Wert bestimmter Waren oder Dienstleistungen aus den Augen verloren. Und an der Stelle sind dann solche Marktbereinigungen auch dringend notwendig um irgendwo wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herzustellen. Wobei aber wohl das Problem kommen wird, dass vermutlich das Angebot nur wenig zurückgehen wird, da sich die Konkurrenten die Kapazitäten schon untereinander aufteilen.
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