Besteht für euch Privatsphäre auch über den Tod hinaus?

vom 25.11.2019, 01:37 Uhr

Zu meinen beruflichen Aufgabengebieten gehört es auch Ablebensberichte von Verstorbenen zu schreiben deren Todesart "nicht-natürlich" bzw. "ungeklärt" ist. Im Zuge dessen werden natürlich auch die Angehörigen der Verstorbenen befragt und in deren Aussagen ist dann auch immer mal wieder davon die Rede, dass diese Tagebücher und Briefe (mit anderen Adressaten) durchlesen.

In Fällen von solchen plötzlichen Todesfällen habe ich ja noch ein gewisses Verständnis, dass man nach der Ursache forscht und Dinge liest, die eigentlich nicht für die eigenen Augen bestimmt waren. Meine Arbeitskollegin hat mir jedoch erzählt, dass sie in ihrem Bekanntenkreis auch schon des Öfteren mitbekommen hat, dass Verwandte das bei "natürlichen" Todesfällen genauso machen.

Ich selbst war noch nie in dieser Situation, aber ich persönlich würde glaube ich keine Briefe und Tagebücher von meinen verstorbenen Angehörigen lesen wollen. Möglicherweise kommen da dann Bemerkungen oder Ansichten ans Tageslicht, die ich nicht nachvollziehen bzw. verstehen kann und dann müsste ich damit leben, dass ich dafür keine Erklärung mehr bekäme.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Im beruflichen Sinne würde ich die Frage ganz klar mit „Ja“ beantworten, denn ich arbeite in einem Job, in dem die Schweigepflicht ein hohes Gut darstellt. Diese gilt gesetzlich auch über den Tod hinaus, und wenn ich also auf der Arbeit mit einem entsprechenden Fall konfrontiert würde, wäre es meine Pflicht, dieses Recht des Toten zu wahren. Da gäbe es auch keine Diskussion.

Privat ist die Frage für mich schwierig zu beantworten, da ich - zum Glück - noch nie in der Lage war, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Wenn ein Angehöriger von mir versterben würde und ich mich um den Nachlass kümmern müsste, dann käme ich wohl kaum um die Beschäftigung mit persönlichen Gütern und Dokumenten herum. Alles, was mir irgendwie dabei helfen könnte, nach dem Willen der betroffenen Person über die weiteren Schritte zu entscheiden, würde ich vermutlich auch dazu nutzen.

Private Briefe, Tagebücher, Zeichnungen oder digitale Speicher würde ich aber wohl einfach gut aufheben und nicht komplett durchwühlen. Ich wüsste auch gar nicht, ob ich das selber wollen und so gut wegstecken würde. Hilfreich wäre aber bestimmt ein Hinweis im Testament, was den Umgang mit solchen Dingen betrifft.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Für mich ist das eine ziemlich schwierige und gar nicht so leicht zu beantwortende Frage. Wenn es um einen wirklich mysteriösen und ungeklärten Todesfall ginge, dann finde ich es ja noch legitim, Tagebuchaufzeichnungen und alten Briefverkehr durchzulesen, denn daraus wären ja vielleicht Rückschlüsse zur Todesursache möglich. Aber aus reiner Neugier heraus so etwas durchzulesen, dafür hätte ich wenig Verständnis und würde schon die Privatsphäre der oder des Toten respektieren.

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» Britta_M » Beiträge: 83 » Talkpoints: 21,07 »



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