Das Fleisch unter die Kartoffeln schieben / Ins Taschentuch?

vom 19.02.2013, 20:06 Uhr

Ich finde das ja ganz schön eklig, angekautes Essen irgendwo hin zu spucken. Wenn jemand in meiner Gegenwart das machen würde, wäre das Essen für mich vorbei und ich würde der Person dringend anraten, die Erziehungsfehler ihrer Eltern therapeutisch aufzuarbeiten. Ich glaube auch nicht, dass die Eltern damals nicht gemerkt haben, wenn ihre Kinderlein Essen ausgespuckt haben.

Sie hatten nur die Wahl, entweder die Zwangsernährung einzustellen oder jede Mahlzeit zu einem Krieg zu machen, und beides konnten oder wollten sie nicht, weswegen sie weggeschaut haben. Ich finde es zudem geradezu schizophren, Fleisch nur deswegen anderen Leuten aufzudrängen, weil es "teuer" ist. Dann gibt's eben mehr Gemüse - Geld gespart und keine angekauten, versabberten Brocken, die jemand ausgewürgt hat.

Meine Eltern, die teilweise noch die Nachkriegszeit erlebt haben, waren in dieser Hinsicht glücklicherweise nicht völlig verkorkst. Essen war weder Strafe noch Belohnung, niemand wurde gezwungen, "brav" zu sein, und wenn jemand keine Leber mochte, gab es eben mehr Kartoffelpüree. Darauf führe ich es auch zurück, dass ich bis heute ein unverkrampftes Verhältnis zum Essen habe und es mir nicht schwerfällt, mich halbwegs ausgewogen zu ernähren und auch mal auf etwas zu verzichten.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



In meiner Familie wurde Lebensmittelverschwendung zwar auch nicht geschätzt, aber dennoch wurde ich nie gezwungen, etwas zu essen, was mir nicht geschmeckt hat oder was ich einfach nicht geschafft habe, und es gab dann auch keine Rügen oder Strafen dafür. Daher waren solche Methoden auch nicht notwendig. Zunächst einmal wurden bei uns bevorzugt Dinge gekocht, die allen geschmeckt haben, oder es wurde für mich als Kind lieber eine einfache und günstige Alternative wie zum Beispiel ein Teller Nudeln bereitgestellt, bevor ich völlig hungrig geblieben bin. Außerdem hat mein Vater gerne mal meine Reste mitgegessen, oder sie wurden aufgehoben und am nächsten Tag nochmal serviert oder weiterverarbeitet.

Ich sehe auch keinen Sinn in solchen verdeckten Aktionen, Essen verschwinden zu lassen, denn dann geht der Gastgeber womöglich noch davon aus, dass es einem so gut geschmeckt hat, dass man komplett aufgegessen hat und sicherlich noch eine zweite Portion oder spätestens nächste Woche nochmal das gleiche Essen haben will. Auch finde ich es furchtbar, wenn man gegen seinen Willen und seine Abneigungen zum Essen genötigt wird, denn das baut nur noch größere Widerstände auf und kann sogar dazu führen, dass einem schlecht wird. Lieber ist mir die ehrliche Kommunikation, wenn etwas nicht mundet.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Meine Mutter wollte früher immer, dass ich früh etwas esse und ich wollte das nie, weil ich früh einfach keinen Appetit habe. Sie hat mir dann Marmeladenbrötchen geschmiert, die ich prinzipiell mag, aber halt nichts morgens und ich habe die dann oft, wenn sie kurz raus ging, in einen Schrank gelegt und dann, wenn ich die Gelegenheit dazu hatte, aus diesem entsorgt.

Irgendwann hat meine Mutter das entdeckt und mich dann mit dem Frühstück in Ruhe gelassen. Sie hatte mich zwar nicht wirklich gezwungen, aber ich hatte halt auch keine Lust auf Diskussionen und fand das heimliche Entsorgen einfacher. Ich fand es aber sehr gut, dass sie dann nicht verärgert war, als sie die Entsorgerei bemerkte, sondern eingesehen hat, dass sie mich nicht nötigen sollte, früh etwas zu essen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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