Können Pflaster die Pillen und Tabletten ersetzen?

vom 12.12.2019, 10:46 Uhr

Ich kenne nur Morphium- und Hormonpflaster, dass es jetzt auch noch andere Medikamente in Form von Pflastern geben soll, finde ich gut, weil man die Medikamente nicht mehr schlucken muss. Der Magen-Darm-Trakt wird nicht so belastet, man braucht auch keine zusätzlichen Tabletten, um den Magen zu schonen und das Beste ist, die Medikament werden nicht über die Leber verstoffwechselt. Die Wirkstoffe in den Pflastern werden über Tage kontinuierlich in den Körper abgegeben und werden meistens nach einer Woche gewechselt.

Die Anwendung ist einfach, die Arzneipflaster werden auf eine gesunde, trockene, fett- und haarfreie Haut, zum Beispiel auf der Schulter, Po, Bauch oder Oberarme geklebt. Mit den Pflastern kann man Spot treiben, duschen und auch schwimmen gehen. Das weiß ich, weil meine Schwester schon seit vielen Jahren gegen ihre Schmerzen Morphium-Pflaster klebt.

Um herauszufinden, welche Medikamente es in Pflasterform gibt, sollte man mit dem Arzt sprechen, ob der Einsatz in Pflasterform überhaupt sinnvoll ist. Würdet ihr diese Art Medizin zum Kleben bevorzugen, statt die herkömmliche Medikamenteneinnahme, die mit vielen Nebenwirkungen behaftet sind? Welche Vorteile und Nachteile seht ihr denn in einer Medikamentengabe über Pflaster?

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» friedchen » Beiträge: 1313 » Talkpoints: 940,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In der Theorie klingt das nicht schlecht. In der Praxis habe ich das Problem, dass ich nicht alle Pflaster vertrage und es gibt da auch Sorten, die nicht direkt für einen starken Juckreiz sorgen sondern stundenlang unauffällig sein können bevor ich Probleme bekomme. Da bräuchte man auf jeden Fall ein Testpflaster ohne Wirkstoff für Leute, die da empfindlich reagieren.

Und dann bezweifle ich irgendwie auch, dass die Haltbarkeit wirklich so gut ist, bzw. das Problem ist dann wahrscheinlich wieder die Hautverträglichkeit wenn man einen Klebstoff nimmt, der wasserfest ist und 7 Tage durchhält. Diese Sporttapes machen dieses Versprechen ja auch, aber spätestens nach einem Tag fangen die Ecken an sich abzulösen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Pflaster können nur eine Ergänzung zu anderen Anwendungsformen sein. Und das hat viele Gründe. Es funktioniert nicht bei Prodrugs, die nach der Einnahme erst durch Leberenzyme in eine wirksame Form umgewandelt werden. Diese Mittel kommen idealerweise aus dem Darm in die Pfortader und dann in die Leber. Wenn das Zeug lustig im Gewehr herumschwirrt und kaum die Leber erreicht, bringt es nichts.

Außerdem lohnt es sich nur für Medikamente, die man dauerhaft einnimmt und die immer einen gleichbleibenden Wirkstoffspiegel haben sollen. Das ist ja nun auch nicht immer der Fall. Dann funktioniert es nur bei fettlöslichen, hochpotenten Wirkstoffen mit entsprechend geringer Molekülgröße. Denn sonst gelangt das Mittel nicht durch die Haut oder man muss den ganzen Körper bekleben. Für den Gehalt einer Tablette Paracetamol müssten Bauch und Rücken verpflastert werden.

Dazu kommt bei Pflastersystemen immer das Risiko der plötzlichen Freisetzung des gesamten Wirkstoffs auf einen Schlag. Das ist fatal. Denn dann gibt es mehr als eine Dosis für drei Tage. Schließlich enthalten die Pflaster viel mehr Wirkstoff als vermutet, weil gleichmäßige Wirkstoffspiegel nur bei entsprechend großem Reservoir möglich sind. Das hat schon Menschen das Leben gekostet.

Pflaster zur transdermalen Applikation sind interessant, wenn Menschen nicht mehr schlucken können, Einnehmen wegen Demenz vergessen, wegen Schichtdienst kaum das Schema einhalten können und so weiter oder chronische Darmprobleme haben.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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