Eigene Tiere essen, die man als Nutztier hält - paradox?

vom 29.11.2014, 18:09 Uhr

Letztens erzählte mir eine Arbeitskollegin, die einen Bauernhof zu Hause hat, dass sie schon ab und an Fleisch isst, aber auch gut darauf verzichten könnte. Also wenn sie die Auswahl zwischen Fleisch und vegetarischen Lebensmitteln hat, würde sie lieber zu den vegetarischen Lebensmitteln greifen.

Als Vegetarierin würde sie sich aber nicht bezeichnen, weil sie durchaus auch die Fleischsauce gerne hat, die sie dann über die Nudeln gibt. Es schmeckt ihr aber nicht wirklich, Fleisch zu essen. Als sie dann weiter erzählt hatte, begann ich schon, eine Vermutung aufzustellen, woher das Ganze rührt.

Sie erzählte mir, dass sie einmal eine Ziege zu Hause hatten, die dann geschlachtet wurde. Scheinbar hatte sie einen sehr großen Bezug zu dieser Ziege aufgebaut, allem voran war sie glaube ich noch ein Kind, als die Situation statt gefunden hat. Jedenfalls musste sie dann ihre eigene Ziege essen. Da habe sie sich strikt geweigert, das zu tun.

Was meint ihr? Ist es paradox, auf der einen Seite Tiere zu Hause zu haben und sie dann auf der anderen Seite zu schlachten und zu essen? Würdet ihr das übers Herz bringen? Oder würdet ihr einfach schauen, dass ihr sie als Nutztiere seht und keinen all zu großen Bezug zu ihnen aufbaut? Würdet ihr die Tiere lieben und deshalb Vegetarier werden? Ist es paradox, die eigenen Tiere aufzuessen?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es nicht paradox. Wenn jemand einen Bauernhof hat, ist es doch oft nicht anders, dass die Tiere eben auch mal geschlachtet werden und dann auf dem Teller landen. Auch halten einige Menschen Hühner, die vielleicht auf dem Teller landen, wenn sie keine Eier mehr legen. Von einer Bekannten habe ich auch schon mal gehört, dass ihr Großvater Kaninchen hatte, die sie gerne besucht hat, bis sie mal erfahren hat, dass sie bei den Großeltern auch schon ein Kaninchen gegessen hat, was sie am Tag vorher noch gestreichelt hat.

So ist es eben in der Landwirtschaft, dass Nutztiere auch mal gegessen werden. Darum würde ich schon versuchen, nicht eine zu große Beziehung zu den Tieren aufzubauen. Allerdings kann ich es verstehen, dass man als Kind eben doch eine Beziehung zu einem Tier aufbaut und dann entsprechend traurig ist, wenn das Tier geschlachtet wird. Das wird einem Erwachsenen vielleicht leichter fallen. Aber ich glaube, dass ich es auch nicht so leicht finden würde, ein Tier zu essen, das ich vielleicht mehrere Monate oder sogar Jahre versorgt habe.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ein Nutztier soll ja auch einen Nutzen bringen. Und die Ziege ist sicherlich nicht nur als billiger Rasenmäher angeschafft worden. Es war ab dem Zeitpunkt, als Menschen anfingen Tiere zu domestizieren, normal, dass man sie auch als Lebensmittel nutzte. Daran ist nichts paradox und dass man es heute immer weniger macht, hat einfach mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun.

Ich selbst bin damit aufgewachsen, dass man das morgen auf dem Teller haben kann, was man heute noch gestreichelt hat. Für mich das weder ein Problem, noch verzichte ich deswegen auf Fleisch. Wobei man auch wieder sehen muss, dass es Vegetarier nicht erst seit dem 20. Jahrhundert gibt. Und es ist eher normal, dass eben manche Menschen weitaus weniger Fleisch mögen als andere.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde es eher paradox, wenn Fleischesser gar nicht wissen, dass ein Stück Fleisch einmal ein Lebewesen war und überhaupt gar nichts davon wissen wollen, dass ein Tier geschlachtet wird. Ein Tier, welches man vielleicht mag und welches man mit der Zeit lieb gewonnen hat.

Ich finde es überhaupt gar nicht paradox, wenn jemand auf seinem Bauernhof die "Streicheltiere" schlachtet und anschließend isst. Ich finde es eher paradox, dass irgendwelche Menschen im Supermarkt abgepacktes Fleisch haben und sich nicht einmal vorstellen können, dass das einmal gelebt hat.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



soulofsorrow hat geschrieben:Ich finde es eher paradox, wenn Fleischesser gar nicht wissen, dass ein Stück Fleisch einmal ein Lebewesen war und überhaupt gar nichts davon wissen wollen, dass ein Tier geschlachtet wird.

Das sehe ich genauso. Ich habe schon mit einigen Menschen gesprochen und diese kennenlernen dürfen, die nur wegen einem Video über einen Schlachtbetrieb gar kein Fleisch mehr essen wollen, obwohl es ihnen schmeckt. Wie realitätsfremd muss man denn sein, dass man vorher nicht kapiert hat, wo das Fleisch herkommt? Ist doch klar, dass das Fleisch nicht auf Bäumen wächst und dann fertig gebraten in den Mund fliegt. Die Ansichten mancher Menschen sind teilweise echt zum Fremdschämen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Auch ich sehe da keinerlei Paradoxität. Für mich ist es ein klarer Unterschied, ob ein Tier als Nutzvieh für einen bestimmten Zweck gehalten wird, oder ob es sich um ein Kuschel- und Schoßhündchen handelt. Natürlich kann man auch erstere Tiere gern haben, ihnen Namen geben und sich liebevoll um sie kümmern, und das wird auf den meisten Bauernhöfen ja durch die Familien, denen der Betrieb gehört, auch getan.

Aber da ist auch von Anfang an allen klar, dass die Betzi nach langen Jahren der fleißigen Milchproduktion auch irgendwann zum Schlachter gebracht wird und dass aus Gertrude und Kunigunde einmal Brathähnchen werden, wenn es im Stall zu eng wird. Wenn auch Kinder schon früh mit diesem Lebenszyklus der tierischen Mitbewohner konfrontiert und vertraut gemacht werden, ist das am Ende weder ein großer Schock noch ein Grund zur Abkehr vom Fleischkonsum.

Ich selber bin sehr tierlieb und esse trotzdem mit Genuss Fleisch. Wenn ich auf einem Bauernhof im Urlaub war, habe ich bei der Stallpflege und Fütterung mitgeholfen und am Abend dennoch im Gasthaus meine Wurst gegessen. Irgendwie habe ich nie Schwierigkeiten gehabt, Gefühle für die lebendigen Tiere und Gedanken über meine Mahlzeiten zu trennen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Es gab auch mal Zeiten, wo man nicht alles im Laden kaufen könnte wie heut zu Tage. Da hat man seine eigenen Tiere zum schlachten groß gezogen um sie später einen schönen Kaninchenbraten vielleicht auf den Tisch zuhaben.

Mein Mann hat eine Cousine die hatten alles was man essen kann, z.B. Schweine, Hühner, Enten, Kaninchen hinter ihren Haus. Die Tiere wurden mit Abfall Resten gefüttert und irgendwann geschlachtet. Zweimal im Jahr wurde dann ein Schwein geschlachtet und verarbeitet, so dass die sechs köpfige Familie fast ein halbes Jahr Fleisch und Wurst hatten. Wenn wir da waren, gab es jeden Tag frische Hühnereier, mal einen leckeren Kaninchen- oder Schweinebraten und wenn wir nach zuhause gefahren sind, hat sie uns selbst geschlachtet Wurst mit gegeben, war immer sehr lecker.

Vielleicht sollte jeder der die Möglichkeit hat im Garten oder die ein Grundstück haben sich wieder Kleintiere anschaffen und sie dann später zu essen, da weiß man auch was man auf den Teller hat. :wink:

Paradox finde ich diese Art Fleisch essen nicht und mir ist das so lieber als die Massentierhaltung, wo die Tiere mit irgendwelchem antibiotischen Futter gefüttert werden und keinen Platz haben zum groß werden.

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» schlappmaul » Beiträge: 186 » Talkpoints: 72,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin so aufgewachsen und finde das daher eigentlich normal. Natürlich war es als Kind nicht immer leicht, wenn ein Tier geschlachtet wurde, dass man gerne hatte. Ich habe dann auch oftmals nichts davon gegessen. Irgendwann war es dann so, dass ich eigene Haustiere bekommen habe, die dann eben nicht geschlachtet wurden.

Ich finde es auch wichtig, dass man eben weiß, woher das Fleisch kommt und das man es nicht vom Baum pflückt. Früher war es doch ganz normal, dass die Haushalte Selbstversorger waren und es eben auch Tiere gab, die irgendwann im Topf gelandet sind. Da wurde dann aber auch alles was ging von dem Tier verwertet und es gab da keine Verschwendung. Außerdem wusste man, woher das Tier eben kommt und wie es ernährt wurde und gelebt hat.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Als Fleischesser sollte man wissen wo das Fleisch herkommt. Da ist doch ein Tier, welches ein schönes Leben hatte und zu dem man einen Bezug hatte keine Ausnahme und so ein Leben ist für das Tier sicherlich besser als rein dafür gezüchtet wurden zu sein massenhaft Fleisch zu geben. Ein schönes Leben zu haben sollte doch auch etwas zählen und dann kann man auch ein Tier essen, welches man vorher kannte und eine gute Beziehung zu dem Tier hatte.

Rein menschlich kann ich es schon verstehen, dass man nichts essen möchte wozu man einen Bezug hatte, allerdings möchte man sich ja auch ernähren und es kommt kein Fleisch auf den Teller von einem Tier welches tot gekuschelt wurde, so realistisch sollte man da schon bleiben.

Wir haben mal Urlaub auf einem Bauernhof gemacht und haben da eine unschöne Zeit erwischt, denn es wurden die kleinen Ferkel geschlachtet. Diese wurden aus dem Stall geholt und dann zum Schlachter gebracht und dabei haben sie furchtbar geschrien. Das schreckt schon ab, aber letztendlich ist so nun mal das Leben und man isst es ja dennoch gerne.

Auch dort hatten die Tiere ein tolles Leben, durften nach draußen, haben sich da ausbreiten können und daher fand ich es okay. Es gibt da deutlich schlimmere Haltungsbedingungen, aber da kann man sicherlich auch keinen Bezug zu einem Tier aufbauen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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