Was wird an eurem Lebensstil am meisten kritisiert?

Es gibt ja im Prinzip keinen "richtigen" und keinen "falschen" Lebensstil. Jeder sollte so leben, wie er es möchte, solange er niemandem damit schadet. Trotzdem kommt es natürlich immer wieder vor, dass man aufgrund seines Lebensstils von anderen kritisiert wird, vor allem dann, wenn die entsprechenden Personen eben ein ganz anderes Leben führen und nicht verstehen und nachvollziehen wollen oder können, dass man es ihnen nicht gleichtun will.

Viele Frauen ohne Kind werden ja dafür kritisiert, keine Kinder zu haben. Familien mit vielen Kindern werden dann wiederum für die vielen Kinder kritisiert. Wer lange in einer Beziehung lebt, ohne aber verheiratet zu sein oder Anstalten zu machen, demnächst zu heiraten, wird ebenfalls oft kritisiert. Was wird an eurem Lebensstil am meisten kritisiert und von wem? Könnt ihr diese Kritik selbst nachvollziehen und macht ihr euch etwas draus?

Ich werde gerne mal von meinen Eltern und eigentlich indirekt von meiner gesamten Familie kritisiert, weil ich anders mein Geld verdiene als sie. Ich arbeite von zu Hause aus und das passt ihnen nicht. Sie sind alle noch vom alten Schlag und da geht man eben außer Haus um sein Geld zu verdienen. Außerdem hat es ihnen nicht gepasst, dass mein Sohn so lange zu Hause war und ich die Zeit mit ihm genossen habe. Ich denke sie waren wohl auch etwas neidisch, weil das sonst keiner konnte und man einfach auf das Geld angewiesen war. Mir ist es aber auch recht egal, was sonst wer von mir denkt, selbst bei der eigenen Verwandtschaft.

Merkwürdigerweise hat mich noch nie jemand direkt zu meinem Lebensstil kritisiert. Entweder die Leute trauen sich nicht, mir ins Gesicht zu sagen, dass ich für ihren Geschmack eindeutig zu unverheiratet und kinderlos bin oder jeder denkt sich: Gottlob hat die Alte sich nicht fortgepflanzt! Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal.

Ich selber finde sowieso, dass ich ein absolut bürgerliches 08/15-Dasein führe und ich würde mich schon sehr wundern, wenn sich jemand so sehr für die Details meiner Biografie interessiert, dass er meine Lebensentscheidungen "kritisieren" müsste.

Maximal habe ich die eine oder andere als "Scherz" getarnte spitze Bemerkung gehört, wieso ich nach über 20 Jahren immer noch in "g'schlamperten Verhältnissen" lebe und wieso ich meinen Lebensgefährten nicht vor den Traualtar zerre. Aber da habe ich keinerlei Hemmungen, auch Kontra zu geben, weil die Person offensichtlich nur neidisch war und ihr eigenes Spießerdasein mit zwei Kindern, Hund und einem arroganten Workaholic als Ehegespons offensichtlich gehasst hat. Da musste ich gar keine großen Worte machen, und es war daraufhin dauerhaft Ruhe.

Ich gehöre zwar zu den Frauen, die keine Kinder haben und auch keine möchte und ja, ich bin schon lange mit dem selben Mann zusammen und wir haben bisher keine Heiratsurkunde unterschrieben. Und wenn wir das irgendwann mal machen wird das ein kleiner Verwaltungsakt in der Mittagspause sein und nicht die "einmal Disney Prinzessin im Sahne Baiser Kleid spielen" Hochzeit.

Aber ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemand mal ernsthaft dafür kritisiert hat. Ich habe auch schon lange keine Bemerkung mehr zu hören bekommen, die mal mit etwas gutem Willen als scherzhaft bezeichnen kann. Ich glaube die Leute, die mich gut kennen, verstehen einfach, dass ich tatsächlich das Leben lebe, das ich leben will und nicht das Leben, das nur eine Phase ist, das ich später mal bereuen werden und so weiter.

Und in anderen Bereichen biete ich glaube ich einfach keine gute Angriffsfläche. Ich versuche zum Beispiel schon nachhaltig, minimalistisch und gesundheitsbewusst zu leben, aber ich drücke meine Meinung anderen nicht ungefragt aufs Auge und ich bin auch nicht irgendwie "radikal" unterwegs. Wenn ich einen Kompromiss machen muss weil das einfach praktischer oder sozial verträglicher ist dann mache ich das.