Sind freiverkäufliche Medikamente zu leicht zu beschaffen?
Immer wieder hört man von Medikamentenmissbrauch bei Medikamenten für Schlafstörung, Schmerzmittel aber auch einer Nasenspray. Solche Überdosierungen und Süchte können ja nur entstehen, weil diese frei verkäuflichen Medikamente in großen Mengen beschafft werden können.
Bei einem Test bestellten zum Beispiel Verbraucherschützer in zahlreichen Versandapotheken Medikamente und bekamen teilweise erschreckend große Mengen. Und auch in regionalen Apotheken kann man sich ja relativ leicht große Mengen beschaffen indem man einfach mehrere Apotheken nacheinander aufsucht.
Ich frage mich nun ob es nicht eine Möglichkeit gäbe den Medikamentenmissbrauch einzudämmen. Wäre es nicht zum Beispiel eine Idee, dass man gerade Schmerz- und auch Schlafmittel, bzw. besonders gesundheitsbeeinflussende Medikamente bzw. Medikamente mit Suchtgefahr nur noch auf Privatrezept - ausgestellt durch einen Arzt - bekommt?
Wenn jemand wirklich süchtig ist wird ihn das nicht abhalten. Die Mutter eines Freundes hat es zum Beispiel jahrelang geschafft sich mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zu versorgen und zwar nicht auf der Straße sondern bei diversen Ärzten. Aufgeflogen ist das nur durch Zufall, weil sie wegen eines Eingriffs ein paar Tage ins Krankenhaus musste.
Man müsste vorher ansetzen, also bevor eine Sucht überhaupt entsteht. Es kauft sich schließlich niemand ein Medikament mit dem Ziel süchtig zu werden. Ich habe es schon erlebt, dass ich ein bestimmtes Nasenspray haben wollte und in der Apotheke erklärt bekommen habe, wie das wirkt, was die Risiken sind und was für Alternativen es gibt. Wusste ich zwar alles schon, aber ich fand es trotzdem sehr gut, dass man mir nicht einfach so etwas verkauft hat, das bei längerem Gebrauch problematisch ist.
Und wenn man Medikamente bestellt ist ja auch immer ein Zettel dabei, der über Risiken, Wechselwirkungen, Empfehlungen zur Einnahme und solche Sachen aufklärt.
Ich denke, wenn auch Medikamente wie Nasenspray oder leichte Schmerzmittel nur noch auf Rezept zu haben wären, hätte das den eigentlich unerwünschten Effekt, dass die Leute noch stärker die Arztpraxen aufsuchen, wo es doch andererseits heißt, die Menschen sollen das Gesundheitssystem weniger durch unnötige Arztbesuche strapazieren. Ich finde den derzeitigen Zustand ganz okay, dass man diese Produkte freiverkäuflich erhalten kann, aber von den Apothekern über mögliche Gefahrenpotenziale und Abhängigkeiten informiert wird.
Ganz ehrlich, ich finde es vollkommen übertrieben nun die leichte Beschaffung dafür verantwortlich zu machen, dass die Leute süchtig sind. Natürlich kommt man leicht in großen Mengen dran, aber wenn man Medikamente wirklich haben will, dann bekommt man diese auch. Würde man also die Abgabe auf eine gewisse Menge beschränken, würden dann eben andere losgehen oder man selber würde einfach woanders Medikamente besorgen.
Würde man festlegen, dass diese Medikamente verschrieben werden müssen, hätten die Ärzte noch mehr Probleme als sie eh schon haben. Immerhin sind gewisse Grenzen gesetzt und man darf nicht unendlich viele Medikamente verschreiben, da gibt es alles festgelegte Zahlen. Die Praxen wären dann noch überfüllter und eine Garantie wäre das ja auch nicht. Kurzum es sollte so bleiben wie es ist und man sollte mehr Aufklärung betreiben, damit die Leute erfahren wie gefährlich das sein kann und wie schnell man süchtig wird.
Als ob die Rezeptpflicht Sucht verhindert. Allein anhand der Kassenrezepte ist klar, dass fast zwei Millionen Menschen hierzulande von Benzodiazepinen abhängig sind. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn 50 Prozent der Verordnungen erfolgen auf Privatrezept und sind da nicht mitgezählt.
Sorry, keiner kann mir erzählen, dass ein Arzt, der Kassenpatienten Benzos auf Privatrezept verschreibt, nicht weiß, dass es was schief läuft. Mit Morphin, das ein BTM-Rezept erfordert, läuft es ähnlich. Probleme wie in den USA tauchen hier auch langsam auf.
Denn die Verschreibungen von Opioiden nimmt immer mehr zu. Auf der einen Seite ist das richtig gut, denn die adäquate Behandlung chronischer oder tumorbedingter Schmerzen ist hier immer noch nicht richtig gut. Aber es gibt auch Schattenseiten. Denn zu oft erfolgt die Verordnung bei Problemen, die gar nicht unter die Indikationen fallen. Elf Prozent der Rezepte gibt es für Kopfschmerzen. Da hilft das Zeug gar nicht. Und wenn der Doc plötzlich nicht mehr verschreibt, hat man einen Abhängigen.
Fragen Sie doch einmal andersherum. Warum fließen von den 600 Millionen Euro für Werbung für apothekenpflichtige Medikamente in aggressive Werbung für Schmerzmittel? Warum sollten die Leute das nicht tonnenweise kaufen, wenn es heißt "Aspirin, Medizin deines Lebens" ?
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